Francesco Cavalli (1602-1676) La Rosinda (Venedig 1651) Drama per musica in drei Akten von Giovanni Faustini (1615 –1651) Libretto Personen: Nerea Königin von Corcira, Geliebte von Clitofonte Rosinda Prinzessin von Korinth, Geliebte Thisandros und nun verliebt in Clitofonte Clitofonte Thisandro Prinz von Kreta, für Rosinda entflammt Prinz von Argos, Rosindas verlassener Geliebter Rudione Rosindas Knappe Plutone Gott der Unterwelt Proserpina Meandro Aurilla Cillena Vafrillo Gemahlin des Plutone Ein Zauberer Zofe von Nerea Vertraute von Nerea Page von Nerea Eine gemeinsame Produktion der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci und des Festivals Bayreuther Barock Aufführungsmaterial: Neue kritische Ausgabe von Thomas Leininger nach dem Autograph in der Biblioteca Nazionale Marciana, Venedig La Rosinda La Rosinda PROLOGO PROLOG Con la scena della tenda velata Mit der Szene des durchsichtigen Vorhangs LE FURIE: Del magico concilio chi vela gli spettacoli? Dei tartarei miracoli chi, chi l’aspetto ottenebra? Squarcisi questa tenebra, questa tela si laceri e la pompa terribile fra le felci e tra gl’aceri si faccia homai visibile. Su, su sorelle Eunemidi, al sibilar de gl’aspidi tosto l’opra esequiscasi ratto il velo rapiscasi. (portano con loro volando la tenda) DIE FURIEN: Wer verschleiert das Schauspiel der magischen Versammlung? Wer, wer verdunkelt die Erscheinung der höllischen Wunder? Die Finsternis soll zerrissen werden dieser Vorhang zerfetzt, und die schreckerregende Pracht, zwischen Farn und Ahorn, (im Dickicht des Waldes A.d.Ü.) soll nun in Erscheinung treten. Los, los Schwestern Eumeniden, vom Zischen der Nattern begleitet, soll das Werk durchgeführt werden, der Schleier entnommen. ATTO PRIMO ERSTER AKT SCENA PRIMA Selva su’l deserto d’uno scoglio a Corcira vicino ERSTE SZENE Wald auf einer unbewohnten Insel in der Nähe von Corcira Nerea, Choro Primo, Secondo, Terzo di Maghe Nerea, 1. 2. 3. Chor der Zauberinnen NEREA: (wegfliegend nehmen sie den Vorhang mit) NEREA: De la magica tromba i fiati o saggie, su quest’aride spiaggie, tra i sacri horrori e tra i silentii amici di questo bosco annoso, perché noto vi sia del mio penoso cordoglio repentin l’aspre ferite, v’invitar risonanti: udite, udite. Rosinda, ohimè Rosinda, la guerriera rivale da Meandro il ribello e lo sleale protetta, favorita, m’ha rapito la vita. D’un incantato brando con il don che le fece il traditore, de l’arti mie troncando la fanciulla virtù, m’ha tolto il core. L’amato Clitofonte sovra horribile pin con lei se‘n fugge, io lagrimosa il vedo e i scherni e l’onte non posso vendicar Maga impotente, ahi consigliate voi questa dolente. 2 Das Ertönen der magischen Trompete lädt Euch ein, Ihr weisen Zauberinnen, auf dieses öde Gestade, inmitten der heiligen Scheu und der vertrauten Stille dieses altes Waldes, um Euch kundig zu machen über die bitteren Wunden meines plötzlichen, kummervollen Leidens: Hört zu, hört zu. Rosinda, ach weh, Rosinda, die kriegerische Rivalin, von Meandro, dem feindseligen und untreuen, beschützt und unterstützt, hat mich des Lebens beraubt. Mit einem Zauberschwert, das der Verräter ihr geschenkt hat, hat sie die Macht meiner jungen Zauberkünste gebrochen, hat mir mein Herz weg genommen. Der geliebte Clitofonte fliegt mit ihr auf einem schreckenerregenden Schiff; in Tränen aufgelöst muss ich dem zusehen, ohne den Hohn und die Beleidigung rächen zu können, da ich eine schwache Zauberin bin. Ach Ihr sollt mir in meinem Kummer beistehen. CHORO 1.: Quell’anima è insensata ch’amante e non amata vuol languir volontaria in mezzo a’lai. Nerea svegliati homai da’ tuoi sonni amorosi e sciolti i nodi fa che fuor del tuo petto Amor se’n voli, ché de la Gelosia le sferze, i chiodi, gl’aspidi, i geli, il fier seco portando ti lascierà d’alto conforto herede, da servaggio sì reo libera il piede. 1. CHOR: Töricht ist jene Seele, die liebt ohne geliebt zu sein und so schmach- ten will inmitten von Leiden. Nerea, wache endlich aus deinen Liebesträumen auf, löse die Schlingen, die dich fesseln, so dass der grausame Amor aus deinem Herzen schwin- det: Mit ihm werden auch die Qualen, die Nägel, die Schlangen, die eisige Kälte der Eifersucht gehen und so wirst du Trost finden, wirst frei von solch einer schlimmen Sklaverei. NEREA: Chi d’Amor non conosce la fatal forza, il suo valor non crede. A medicar l’angosce ch’arreca lo suo strale ragion punto non vale: troppo è il suo laccio adamantino e forte, né sanar può sua piaga altri che morte. NEREA: CHORO 2.: Se non vagliono i carmi contro magie canute, a prò di tua salute, poderosa Reina, adopra l’ armi. 2. CHOR: Wenn die Zauberformeln nichts gegen die erfahrene Macht von Meandro bringen,wende zu deiner Rettung, oh du mächtige Königin, die Waffen an. NEREA: Ove pugna l’inferno cade ogni human vigore. De l’empio protettore del vecchio miscredente troppo l’arte è possente, le Falangi tarteree egli ha devote, cedon le nostre verghe a le sue note. NEREA: Wo die Hölle im Spiel ist, verliert jede mensch- liche Kraft. Von diesem bösen Beschützer, von diesem alten Abschwörer (Meandro A.d.Ü.) ist die Zauberkraft zu stark, die höllischen Scharen sind ihm treu, unsere Zauberstäbe können gegen seine Zauberworte nichts. CHORO 3.: Di Persefone amica, di Hecate a centri horrendi precipita, descendi, a lei le tirannie esponi dal ca dente e i tuoi languori, implora i suoi furori. Con il Lirico Trace la pietade a’ quei stagni un dì discese e co’l suo foco infin le furie accese. 3. CHOR: Zu der furchterregenden Gegend der Hecate, zu der freundlichen Persephone, gehe schnell, steige herab: Erzähle ihr vom tyrannischen Benehmen des Greises (Meandro A.d.Ü.) und von deinem Leiden. Bitte sie um ihre Gunst. Mit dem Lyriker aus Thrakien (Orpheus A.d.Ü.) drang einst das Mitleid in die Unterwelt ein. Schließlich steckte er die Furien mit dem Feuer seiner Leidenschaft an. CHORO 1. Da luminosi superi e 2.: sì sì sì piomba a gl’inferi il tuo tesor s’acquisti e si recuperi. 1. u. 2. CHOR: Ja, ja, ja, vom strahlenden Himmel steige in die Unterwelt hinab, um deinen Schatz zu holen, ihn wiederzuerlangen. NEREA: NERA: Auf dem beflügelten Rücken eurer Monster kehrt zu euren heimatlichen Gefilden zurück; ich nehme euren Rat an und mutig schicke ich mich an, in die Unterwelt zu gehen. Ite su’l dorso alato de’ vostri Mostri a le natie contrade, le sotteranee strade, approvando il consiglio, 3 Wer Amors verhängnisvolle Kraft nicht erfah- ren hat, kann nicht seine Macht begreifen. Um den Kummer, den seine Pfeile verursachen, zu lindern, nutzt die Vernunft gar nichts: Seine Schlinge ist allzu stark, hart wie Diamant: Nur der Tod kann seine Wunden heilen. m’appresto di calcar con piante ardite. Apriti o terra, io scender voglio a Dite. CHORO 1., Da luminosi superi 2. e 3.: sì sì sì piomba a gl’inferi il tuo tesor s’acquisti e si recuperi. Erde (Stadt der Unterwelt A.d.Ü.), öffne dich, ich will zu Dite. 1., 2. u. 3. Ja, ja, ja, vom strahlenden Himmel steige CHOR: in die Unterwelt hinab, um deinen Schatz zu holen, ihn wiederzuerlangen. SCENA SECONDA La spiagga d’una delle Strofadi Rosinda, Clitofonte, Rudione ZWEITE SZENE Strand auf einer Strofadeninsel Rosinda, Clitofonte, Rudione ROS.: Il serpentino abete Qui s’arresta mio bene. Quest’ incognite arene del nostro navigar sono le mete. ROS.: Mein Geliebter, das Schiff, das wie eine Schlange ausieht, hat hier angehalten. Diese unbekannte Gegend ist das Ziel unserer Fahrt. CLIT.: Ogni terra, ogni lido la spada n’assicura; scendiamo pur, scendiam, bella guerriera bella per mia ventura. CLIT.: Unser Schwert macht uns jedes Land, jede Gegend sicher; gehen wir ruhig, gehen wir, meine schöne Kriegerin. Deine Schönheit macht mich glücklich. RUD.: Padrona mia, padrona, aita, aita. Se cado in questo luogo, vado nel mar, m’affogo. RUD.: Meine Herrin, meine Herrin, Hilfe, Hilfe. Wenn ich hier falle, falle ins Meer, ertrinke ich. ROS.: Sei pur, sei pur dappoco, per sbarcare a un legno anco chiedi il sostegno? ROS.: Du bist wirklich ein Taugenichts: Du brauchst auch Hilfe, um aus dem Schiff zu steigen? RUD.: . Legno chiami quel Drago? Egl’è un Diavolo vero, quanto temei che m’inghiottisse intero RUD.: Schiff nennst du diesen Drachen? Wahrhaftig ist es ein Teufel: wie sehr ich gefürchtet habe, dass er mich ganz verschlingen könnte. ROS.: Più che ti osservo e miro, Clitofonte mia speme, più dolcemente peno e più sospiro. Quando l’empia magia de l’emula Nerea prigionier ti tenea, oh Dio, di gelosia provai tutti tormenti e se son viva, del tuo nome invocato, oh mio cor sospirato, oh mia fiamma infinita, fu la virtù che mi mantenne in vita. ROS.: Je mehr ich dich anschaue und betrachte, Clitofonte, oh du mein einziger Wunsch, desto mehr schmachte und seufze ich liebevoll. Als der böse Zauber der Nebenbuhlerin Nerea dich gefangen hielt, oh Gott, spürte ich jede Qual der Eifersucht. Und wenn ich noch lebe, oh du mein ersehntes Herz, oh du meine unlöschbare Liebesflamme, war es nur die Kraft deines Namens, den ich stets anrief, die mich am Leben hielt. CLIT.: De’ dileguati incanti, de gl’importuni e disprezzati vezzi CLIT.: Die Erinnerung an die entschwundene Zauberei, an die lästigen und missachteten 4 la membranza si spezzi e fatta in polve la disperda il vento. Dolce, dolce contento il mio digiun ricrea, drizza quei sguardi a sguardi miei, che tardi? ROS.: Li vibro, eccoli, oh caro, ma se di strali armato Amore in lor s’annida, guarda ch’ei non t’uccida. ROS.: CLIT.: Oh luminosi, oh belli volanti Spiritelli s’uccider mi sapete io vi perdono. Anco de’miei nel trono s’asside un faretrato che le superbie atterra. CLIT.: Oh Ihr strahlenden, oh Ihr schönen fliegenden, kleinen Geister, wenn ihr mich umzubringen wisst, vergebe ich euch. Auch inmitten meiner Blicke sitzt jemand mit Köcher und Pfeilen ausgerüstet, der den Hochmut nieder schlagen kann. ROS.: A guerra dunque, a guerra. ROS.: Zum Krieg, also, zum Krieg. CLIT.: A guerra, a guerra sì. CLIT.: Ja, zum Krieg, zum Krieg. ROS.: Vedrem chi meglio sa Piagar la sua beltà. ROS.: Wir werden sehen, wer am besten den geliebten Gegner verwunden kann. CLIT.: Un dardo mi ferì. CLIT.: Ein Pfeil hat mich getroffen. ROS.: Quest’altro, aspetta. ROS.: Da hast du noch einen, warte. CLIT.: Arrotata seatta Ohimè mi passò il petto. Lasso son quasi estinto, non più lucidi arcieri, io son già vinto. CLIT.: Oh weh! Ein gut angespitzter Pfeil hat mir die Brust durchbohrt. Ich Armer, ich bin fast tot. Bitte nicht, Ihr glänzenden Schützen, ich bin besiegt. ROS.: Così, così si doma il domator de l’alme, pur ti cedo le palme. ROS.: So, so bändigt man den Bändiger der Seelen, und doch gewähre ich dir die Ehre des Sieges. RUD.: Non fan altro costoro ch’amoreggiarsi e io per il terror passato anco mi moro. RUD.: Die beiden hier tun nichts anderes als liebeln und ich sterbe wegen des vorherigen Schreckens beinahe. CLIT.: Rosinda, il piè s’inoltri, alta avventura serba l’isola a noi, ché non a caso qui ci drizzò chi de la nave ha cura. CLIT.: Rosinda, gehen wir, diese Insel bewahrt uns etwas besonderes auf: sicher hat derjenige, der das Schiff lenkt, uns nicht zufällig hierhergeführt. ROS.: Così credo. È sparito il pino alato, tu qui ci attendi. ROS.: Das denke ich auch. Das beflügelte Schiff ist verschwunden; du wartest auf uns hier. Schmeicheleien der Nerea, soll zerstört, zu Staub gemacht werden und der Wind soll sie zerstreuen. Oh süßes, süßes Glück, das mich von meinem Verlangen erholt, schau mich an so wie ich dich anschaue. Was zögerst du noch? 5 Da, ich richte zu dir meine Blicke, mein Geliebter. Aber wenn Amor mit Pfeilen bewaffnet sich in ihnen verbirgt, achte darauf, dass er dich nicht umbringt. RUD.: Andate, non vi vorrei venir, benché chiamato. RUD.: Geht Ihr nur, ich würde selbst von Euch gerufen, nicht kommen wollen. CLIT.: Fermati. Qual trofeo sospende là quel tronco? E chi lo pose? CLIT.: Halt an. Was für eine Trophäe hängt auf diesem Baum? Wer hat sie dort aufgehängt? ROS.: Queste l’armi famose son di Thisandro. Incise a piè del legno che dicon quelle note? ROS.: Diese hier sind die ruhmvollen Waffen von Thisandro. Was sagen die Worte, die in den Baumstamm geritzt sind? CLIT.: »Infelice guerriero navigante qui giace, non li pregar, ti prego o requie o pace: Disperato morì, Rosinda lo tradì, Amor l’estinse. Fuggi a vele piene da queste infauste e maledette arene.« CLIT.: »Hier ruht ein unglücklicher Krieger, der über das Meer fuhr; bete nicht für ihn nach Ruhe und Frieden. Voll Verzweiflung starb er, Rosinda betrug ihn, Amor brachte ihn um. Flieh unter vollen Segeln von diesen unglückseligen Strände.« ROS.: Ossa un tempo dilette, del generoso pianto già de le vostre lucide pupille, ricevete le stille, pietà vi piange e intenerisce un petto che vi lasciò per più gradito oggetto. ROS.: Einst geliebte Gebeine, empfangt die reichlichen Tränen meines Weinens aus den glänzenden Augen, die früher euch gehörten. Mitleid bringt mich zum Weinen und er- weicht mein Herz, das euch verließ, weil es einen anderen euch vorzog. CLIT.: Se qui d’intorno voli ombra del grand’Heroe, mira del tuo rival nel volto impresso del tuo Fato il dolor. Le chiome Eoe di funebre cipresso e de gli Scithi i crini s’incoronino homai. Colossi e marmi eternino i tuoi gesti honor de l’armi. CLIT.: Schatten des großen Helden, wenn du dich in dieser Gegend herumtreibst, wirst du auf dem Gesicht deines Rivalen einge- prägt sehen den Schmerz wegen deines Schicksals. Mit Zweigen der traurigen Zypressen und skytischen Mähnen sollen Kränze geflochten werden. Denkmäler aus Marmor sollen deine ehrenvollen Taten verewigen. SCENA TERZA Rudione RUD.: DRITTE SZENE Rudione Thisandro è qui sepolto? Rosinda l’ammazzò. Piangere anch’io lo vo’. Ma lagrimar non posso: Mi disseccò de gl’occhi il mesto humore de la fame il calore; roderei, frangerei spolpato un osso dentro del Basilisco non vidi una vivanda e se vi fosse stata io non l’havrei mangiata. Tanto terror havei di quella furia. RUD.: 6 Dies ist das Grab von Thisandro? Rosinda hat ihn umgebracht. Ich möchte auch ihn beweinen, aber keine Tränen fließen aus meinen Augen: Die wehmütige Flüssigkeit der Augen wurde von der Hitze des Hun- gers ausgetrocknet; ich könnte nagen, zersplittern einen entfleischten Kno- chen; auf diesem Schiff habe ich keine einzige Speise gesehen und selbst wenn es etwas gegeben hätte, hätte ich es nicht gegessen, so groß war Hora dove è penuria d’ogni humano alimento il mio destin m’ha spento. Se l’Isola è deserta, oh me meschino: non vi sarà vicino ch’abbia d’un poveretto forastier carità. Al sicuro di fame ei perirà. Di già vacilla il piede, l’occhio torbido mira, il capo mi s’aggira, mancar, morir mi sento. Voglio far testamento. Rudion che mangiò qual lupo e divorò affamato morendo così tosto dicendo lascio del mar, del lido a’ corvi, a le balene il corpo mio, a cibarsi di lui qui, qui gl’invito. Se ‘l cibo mentre vissi mi fu giocondo e grato, vo’ morto esser mangiato. SCENA QUARTA Thisandro, Rudione meine Angst vor jenem Ungeheuer. Und hierhin nun, wo es nichts essbares gibt, hat mich mein Schicksal gebracht. Wenn die Insel unbewohnt ist, oh ich Elender: Es wird niemand da sein, der barmherzig mit einem armen Fremden sein wird. Ich werde sicher verhungern. Schon schwankt der Fuß, das Auge ist betrübt, mir wird schwindlig, ich vergehe, ich sterbe. Ich will mein Testament machen. Rudione, der wie ein Wolf essen und verschlingen konnte, ist am verhungern und sagt noch schnell: Ich übergebe meinen Leib den Wal- fischen des Meeres und den Krähen der Strände, ich lade sie hierhin ein, um von ihm sich zu nähren. Als ich lebte war mir das Essen eine Freude und stets angenehm, nach meinem Tod will ich gegessen werden. VIERTE SZENE Thisandro, Rudione THIS.: Armi, quando vi miro io son dal vostro oggetto a singhiozzar costretto. Per gloriose prove voi note al mondo, sovra scoglio inculto, nidi d’infausti augelli, hor dimorate, lasciato il Signor vostro, o Cieli, inulto. A la crudel troncate le novelle speranze esser doveano e poi di sangue asperse eleggersi i deserti l’erma spiaggia è conforme a vostri merti. THIS.: Oh meine Waffen, wenn ich euch betrachte, wenn ich euch so sehe, muss ich weinen. Wegen eurer ruhmvollen Taten wart ihr der Welt bekannt; nun liegt ihr auf öden Felsen und dient unglückseligen Vögeln als Nest. Und euer Herr, oh Himmel, bleibt ungerächt. Man hätte erst die neue Liebeshoffnung der grausamen Rosinda zerstören, sie mit Blut besprengen und dann in der Wüste nach der Einsamkeit suchen sollen; dieser einsame Strand ist eurem Verdienst gebührend. RUD.: Sento gente che parla? Egl’è un huomo, allegrezza. Oh quanto si consola il voto ventre e l’affamata gola. RUD.: Höre ich etwa jemanden sprechen? es ist ein Mensch, welche Freude. Oh welcher Trost für den leeren Bauch und die hungrige Kehle. THIS.: Oh Thisandro, Thisandro de la tua donna infida mira il caro scudiero, il servo infido. Chi, chi ti vomitò su questo lido? THIS.: Oh Thisandro, Thisandro siehe da den lieben Knappen, den untreuen Diener deiner untreuen Dame. Wer, wer hat dich auf diesen Strand gespeit? 7 RUD.: Ohimè. Del guerrier morto è questa l’ombra, ohimè. RUD.: Oje. Das ist der Schatten des toten Kriegers, oje. THIS.: Che fa l’empia? Dov’è? Non rispondi? Che sì che ti gettò nel mar. THIS.: Was macht die Frevlerin? Wo ist sie? Anwortest du nicht? Mit Sicherheit hat sie dich ins Meer geworfen. RUD.: Spirto va in pace. La tua Rosinda e Cli… RUD.: Gehe in Frieden, du Geist. Deine Rosinda und Cli... THIS.: Rosinda, oh stelle, e chi? THIS.: Rosinda, oh Himmel, und wer? RUD.: Rosinda e Clitofonte. RUD.: Rosinda und Clitofonte. THIS.: Clitofonte? THIS.: Clitofonte? RUD.: Di là hor se ne vanno apunto. RUD.: In diese Richtung sind sie gerade gegangen. THIS.: Per dove? Per di qua? THIS.: In welche Richtung? Da lang? RUD.: Sì, sì, sì per di là. RUD.: Ja, ja, da lang. THIS.: Il vostro nume invoco, oh furie, oh voi che con le tedi e gl’angui flagellandomi il sen m’ardete il core. Disprezzato d’Amore su gl’occhi a la sleale vo’ sbranare il rivale da voi spronato e da lo sdegno invitto: poscia cader trafitto da la mia destra a la rivale inante. Non più, non più percosse prendo l’armi e li cerco, angui agitanti. THIS.: Oh Ihr Furien, ich bitte euch um euren Schutz, ihr, die mit Feuer und Schlangen mir die Brust geißelt und mir das Herz verbrennt. Von Amor verschmäht, vor den Augen der untreuen Rosinda, will ich den Rivalen zerstückeln. Von euch angespornt und von meinem erbitterten Zorn; dann will ich mich vor meiner Feindin selbst umbringen. Nein, nein, keine Schläge mehr, ihr auf- wiegelnden Schlangen, ich hole die Waffen und gehe sie suchen. SCENA QUINTA Rudione RUD.: FÜNFTE SZENE Rudione La fantasma sparì. Son tutto gelo. Già, già da me prende licenza il pelo. Se l’havessi lasciato Almen da buon soldato in un lascivo agone non mi lamenterei, mi darei pace, questo sol mi dispiace pelarmi da poltrone. Povero disgratiato, speravo ristorarmi creduto un huom quell’ombra RUD.: 8 Das Gespenst ist verschwunden. Ich erstarre zu Eis. Schon fallen mir wegen des Schreckens die Haare aus. Wenn dies wenigstens in einem wollüstigen Kampf geschehen wäre, als tapferer Krieger, würde ich mich nicht beschweren, ich würde mich damit abfinden, aber das gefällt mir nicht: Dass es mir geschieht ohne etwas zu tun. Ich Armseliger, ich hoffte auf Labung als ich dachte, dieser Schatten sei ein Mensch e son stato vicino a spiritarmi; con diavoli e con larve ha d’esser la mia pratica in eterno? C’ho da far con l’inferno? Rosinda mia, Rosinda se mai giungo in sicuro ti giuro a fe’, ti giuro con un addio lasciarti e a la capanna mia di far ritorno. Non vo’, non vo’ ch’un giorno vivo presomi in spalla, il demonio mi porti a le case de’morti, vo’star dove si mangia e scaldarmi col vin sin che potrò, non dove a l’aria bruna si languisce di sete e si digiuna. Quanto è soave, quanto lagrimar per dolcezza di dolce Bacco tracanando il pianto. Gusto maggior non ho Quando formo bevendo il clò, clò. Oh mia fortuna avara, dove m’hai tu condotto a veder acqua sola e acqua amara. Quando più sentirò caro vin mio quel tuo clò, clò, clò, clò? SCENA SESTA La Reggia di Dite Plutone, Proserpina PLUT.: Amor ti cedo, una sol dramma de la tua fiamma di quanto foco chiude il mio loco ha più virtù. Sceso quaggiù l’aureo tuo strale è più mortale, fa maggior piaga. Dolce mia vaga, Diva mia bella, per te quel Monarca ch’impera a Cocito, che regge la Parca, avvampa ferito. und ich war dicht daran verrückt zu werden; Muss ich es mein Leben lang immer mit Teufeln und Gespenstern zu tun haben? Wieso muss es für mich immer wie in der Hölle sein? Rosinda, oh meine Rosinda, wenn ich hier überhaupt heil davonkomme, schwöre ich dir wahrhaftig, dass ich dir Lebewohl sage und zu meiner Hütte zurückkehre. Nein, nein, ich will es nicht, dass der Teufel eines Tages mich auf seine Schulter packt und mich in die Hölle bringt; ich will da sein wo man isst und, so lang ich kann, mich mit dem Wein aufwärmen, nicht da, wo in der Finsternis man verdurstet und verhungert. Oh wie süß, wie süß ist es aus Entzücken zu weinen während man die Tränen des süßen Bacchus trinkt. Mein größter Spaß ist, gluck, gluck, gluck zu machen, wenn ich trinke. Oh, mein geiziges Schicksal, wo hast du mich hingeführt, hier wo weit und breit nur Wasser zu sehen ist und salziges dazu. Wann werde ich noch mal hören, oh mein geliebter Wein dein gluck, gluck, gluck? SECHSTE SZENE Der königliche Palast in Dite Pluto, Proserpina PLUT: 9 Amor, ich gebe nach: eine einzige Unze deines Feuers wirkt mehr als das ganze Feuer, meines Reiches. Hier, in der Unterwelt, ist dein goldener Pfeil tödlicher, richtet noch mehr Schaden an. Meine süße Geliebte, meine schöne Göttin, für dich entbrennt jener Monarch, der in der Unterwelt herrscht, der über den Tod bestimmt, verletzt aus Liebe. PROS.: Se crudele ti piagò la mia beltà, cor fedele il languor ti addolcirà. Il mio labro nutre humor ch’il foco ammorza e rinforza il piacer col suo cinabro. Se tu vuoi la sanità bacia, oh Re, la mia fe’, la mia bocca hor te la dà. PROS.: PLUT.: La tua bocca quando bacia a mille, a mille le faville nel mio seno avventa e scocca. Quando prendo a baciar quel tuo divino bel rubino, più m’infiammo e più m’offendo. Per accendere, per offendere baciar vuoi spietata mia, non pietà, ferità è la tua barbara e ria. PLUT.: Wenn dein Mund küsst, wirft und schießt er abertausende Funken in mein Herz ab. Wenn ich beginne deine göttlichen rubinroten Lippen zu küssen, entbrenne ich noch mehr und werde noch mehr verwundet. Um zu entflammen, um zu verletzen, willst du küssen, oh du meine Unbarmherzige. Was dich bewegt ist nicht Mitleid, sondern unmenschliche und schlimme Grausamkeit. SIEBTE SZENE Nerea, Pluto, Proserpina NEREA: Weder mit dem Zauberstab noch mit Eskorte komme ich hierhin, oh du ehrfurchter regende Majestät: Verzweifelte Liebe führt mich zu euch, und ich habe nicht vor, euch jemanden zu rauben. Oh du dreigestal tige Göttin, für die Schatten der Wälder und der Quellen dieses Gefildes, für dein silbriges Reich, für deinen König, den König der Toten, bitte, gib meiner Qual Labung. SCENA SETTIMA Nerea, Plutone, Proserpina Wenn auf grausame Weise meine Schönheit dich verwundet hat, wird mein treues Herz dein Schmachten versüßen. Meine feuchten Lippen werden das Feuer stillen und mit ihrem Zinnoberrot die Lust stärken. Wenn du wieder heil sein willst, küsse, oh mein König meine Treue: mein Mund gibt sie dir jetzt. NEREA: Non col ramo di Cuma o con la scorta, tremenda Maestade hor qui discendo, disperation d’Amore a voi mi porta e di torvi una preda io non pretendo. Per l’ombre de le selve e de le fonti, triforme Dea, per l’orbe tuo d’argento, per il tuo Re de’ popoli defonti dà salubre ristoro al mio tormento. PROS.: Efficaci scongiuri l’innamorata Maga per te Signor mi prega. Gl’affanni tuoi dispiega, scoprimi la tua piaga. PROS.: Mein Herr, die verliebte Zauberin bittet dich, um eine wirksame Beschwörung. Erkläre mir den Grund deines Kummers, erzähle mir von deinem Leiden. NEREA: Amo guerrier gentile, questi di pari ardore mantenne acceso il core; NEREA: Ich liebe einen hochherzigen Ritter. Er empfand für mich im seinem Herzen dieselbe Leidenschaft. 10 poscia l’infido, oh martire, d’altra beltà seguace, m’abbandonò fugace. Io l’arti esercitando che tua mercé passedo, tra i singulti e tra ‘l pianto a l’emula lo toglio e sovra ameno scoglio tra delitie l’incanto. Meandro a me scoperti, temerario vassal, gl’osceni amori, sdegnato a’ miei rigori, a le repulse mie fe’ che Rosinda con le perdite sue per tormentarmi, il caro m’involasse e rese imbelle col la mia verga il mormorar de’ carmi. Il soccorso che chiedo è che sordo Cocito renda del traditor vani gli accenti; le mie note impotenti sovrastino a le sue come a gl’incanti, d’oltraggiarmi il fellon più non si vanti. PLUT.: La gratia si conceda. ratto sgombri costei l’infernal chiostro: rieda a la luce, rieda. De’ suoi gelidi affetti l’Herebo non infetti. Questa d’Averno, questa Hecate mia calpesta la tenebrosa ria, colma di gelosia. PLUT.: Ich gewähre dir die Gnade. Geschwind soll diese hier die Unterwelt verlassen: schnell soll sie auf die Erde zurückkehren. Sie soll mit ihren eisigen Gefühlen nicht mein Reich anstecken. Diese düstere Gestalt betritt meine Gefilde und erfüllt sie mit Eifersucht. PROS.: Amante addolorata, ascendi lieta, ascendi e scaccia i guai, in tuo favor le mie potenze havrai. PROS.: Schmerzerfüllte, liebende Frau, steige wieder hinauf und verjage deinen Kummer, du wirst meine Unterstützung haben. PLUT.: Amorosa bella mia, di gelosa peste Amore il cor mi guardi, i suoi dardi di là su scocchi pur, scocchi, né mi tocchi la crudel con il suo gelo, ne l’Inferno io godo il Cielo. PLUT.: Meine Geliebte, meine Schöne, Amor soll mein Herz vor der Pest der Eifersucht bewahren, er soll von da oben seine Pfeile ruhig weiter schießen, diese grimmige Frau soll mich nicht mit ihrer eisigen Kälte berühren, in der Hölle fühle ich mich wie im Himmel. Dann, aber, oh welche Qual, verließ mich der Untreue rasch, um einer anderen Schönen zu folgen. Ich wand die Zauberkünste an, die ich dank dir besitze. In Schluchzen und Tränen aufgelöst schaffte ich es, meiner Nebenbuhlerin den Geliebten zu entwenden und ich verzauberte ihn auf einer schönen Insel, von Freuden und Wonne umgeben. Meandro, der verwegene Untertan, hatte mir seine unkeusche Liebe erklärt. Zornig wegen meiner strengen Ablehnung und um mich zu bestrafen wegen der erlittenen Schmach, brachte er Rosinda dazu, mir den Geliebten wegzunehmen und entkräftete meine Zauberkünste. Hilf mir bitte, damit die Unterwelt die Zauberformeln des Verräters vereitelt, meine wieder gelingen und seine Zauberei übertreffen. Er soll sich nicht mehr rühmen, mich zu verschmähen. 11 SCENA OTTAVA Nerea NEREA: ACHTE SZENE Nerea Qui, qui dove inonda il pianto ogni sponda mi brilla il contento. Qui dove il lamento assorda co’l grido di Stige ogni lido, d’immenso diletto fò centro il mio petto. Speranze fugaci qui dove non può sperar chi v’entrò, tra gli urli e le faci, in mezzo a le pene vi trovo ancor vive. A l’alme e serene magion de la luce, a’ chiari soggiorni, s’ascenda, si torni, Amor ci conduce. NEREA: SCENA NONA Choro di Spiritelli CHORO: Hier unten, wo jedes Ufer von Tränen überschwemmt wird, strahle ich vor Vergnügen. Hier, wo die Klagen jedes Ufer der Unterwelt erfüllen, empfinde ich in meinem Herzen eine unendliche Freude. Oh meine flüchtigen Hoffnungen, hier, wo niemand, der eingetreten ist hoffen kann, hier, unter Geschrei und Flammen, inmitten von Kummer und Leid, finde ich euch wieder. Zu dem lebenspendenden, heiteren Licht, wo alles hell ist, steige ich hinauf, kehre ich zurück. Amor führt mich. NEUNTE SZENE Chor der kleinen Geister Hora che rapido chi sferza Cerbero l’atro de l’Erebo sgombrò con Trivia, il piè ch’è libero da’ ligi ossequi formi con giubilo danza festevole. In fieri crucci gl’altri s’impieghino e l’ombre esprimino tra i lor patiboli accenti queruli. Noi, noi festevoli, fendendo l’aria, carole al giubilo tessiamo e l’otio, codardo e misero, si sbatti e maceri. (sei Spiritelli formano il Ballo) CHOR: FINE DEL PRIMO ATTO Rasch hat Pluto, der Cerberus peitscht, zusammen mit der dreigestaltigen Göttin (2) die Höhle der Unterwelt geräumt. Nun soll der Fuß, der nach der ergebenen Huldigung wieder frei ist, sich voll Freude, in einem fröhlichen Tanz wenden. Andere sollen sich jetzt mit ihren Sorgen beschäftigen. Die Schatten der Toten werden unter ihren Qualen stönen. Wir durschneiden die Luft voll Freude mir unseren vergnüglichen Tänzen, schlagen und verjagen die jämmerliche, träge Langweile. (sechs kleine Geister bilden einen Tanz) ENDE DES ERSTEN AKTES 12 ATTO SECONDO ZWEITER AKT SCENA PRIMA Bosco Clitofonte, Rosinda ERSTE SZENE Im Wald Clitofonte, Rosinda CLIT.: L’isoletta è diserta, incoltivato il pian, di sterpi ha l’erta. Sol d’infeconde piante nutre boschi spinosi il scabro sasso, né può vagar senza fatica il passo. CLIT.: Die kleine Insel ist unbewohnt, die Ebene ist unbestellt, die Abhänge sind voller Gestrüpp. Der felsige Boden ist nur mit dornigem, unfruchtbarem Unterholz bedeckt und man kommt nur mühselig weiter. ROS.: Quivi annidar si deve, infesta a’ naviganti, o belva o mostro, l’uccida il valor nostro. ROS.: Bestimmt verbirgt sich hier eine schreck- liche Gefahr für die Seefahrer: eine Bestie, oder ein Monster: Unsere Tapferkeit wird es niederschlagen. CLIT.: Mostro a punto volando ver noi Rosinda viene, a l’armi, al brando. CLIT.: Und eben nähert sich uns fliegend ein Ungeheuer, zu den Waffen, schnell, her das Schwert. ROS.: Dov’è, dov’è? Nol miro, ove si pose? ROS.: Wo ist es, wo? Ich sehe es nicht, wo ist es? CLIT.: Volò nella tua bocca e si nascose. CLIT.: Es ist in deinen Mund geflogen und dort hat es sich versteckt. ROS.: Così scherzi, o diletto, anima del mio petto? ROS.: Du scherzt doch, mein Geliebter, du meine Seele, oder? CLIT.: Non sono scherzi i miei, entrar lo vidi e ne l’entrar scoccò l’arco curvo il feroce e m’impiagò! CLIT.: Nein, es ist kein Scherz: Ich habe gesehen, wie es hineinging und dabei mit dem Bogen einen Pfeil schoß und mich verletzte! ROS.: Se timido il volante tra ‘l mio labbro si chiuse, egli è sicuro. ROS.: Wenn der scheue Flieger zwischen meinen Lippen Zuflucht suchte, fühlt er sich jetzt dort sicher. CLIT.: Dunque vuoi dar ricetto a’ miei nemici, o bella, a’ traditori? Scaccia, scaccialo fuori. CLIT.: Dann, oh meine Schöne, willst du also meine Feinde beschützen, meine Verräter? Jage es raus, raus mit ihm. ROS.: No, no, l’affida il loco, né vorrà uscire e a sforzarlo io temo che sceso nelle viscere e fuggito, non le squarci adirato e iviperito. ROS.: Nein, nein, dort befindet es sich in Sicherheit, es wird nicht rauskommen wollen und ich fürchte, dass es sich noch tiefer in mich drängen und mich voll Zorn schlimm zurichten wird, wenn man es dazu zwingen will. CLIT.: Di raddorcirlo almeno procura e fa che sia pace tra noi, CLIT.: Versuche wenigstens, es zu besänftigen, damit unter uns Frieden herrschen wird, oh du heiterer Himmel meiner Seele. 13 ROS.: oh de l’anima mia cielo sereno. Placidetto s’asside su l’uscio de la bocca, eccolo e ride. CLIT.: Ragion comanda e vuole l’uso che con i baci s’autentichin le paci. ROS.: Ganz ruhig sitzt es auf meiner Lippe und lacht. Da, siehst du es? CLIT.: Die Vernunft und der Brauch verlangen, dass man mit Küssen den Frieden schließt. ZWEITE SZENE Rudione von einem Riesen gefangen gehalten, Clitofonte, Rosinda SCENA SECONDA Rudione prigioniero d’un Gigante, Clitofonte, Rosinda RUD.: RUD.: Padrona, Clitofonte, questo diavolo irsuto a l’inferno mi porta, aiuto, aiuto. DRITTE SZENE Clitofonte, Rosinda SCENA TERZA Clitofonte, Rosinda CLIT.: Non par, non par che voli quella mole corporea e smisurata? Ladron, ladron, aspetta. ROS.: Ei va sì che sembra una saetta. CLIT.: Attendimi Rosinda, qui dove imbosca horridamente il scoglio, quel villano assassin punire io voglio. ROS.: L’impresa a me si deve, interessata nella prigion del mio. De la spada incantata la virtù vincitrice, più che la forza e il core, m’inanima a seguire il predatore. S’il suo nido nefando sarà difeso da malvagi incanti, farà svanire ogni custodia il brando. Incatenar lo vo’ con suo gran scorno. Spirto del mio spirto, io vado e torno. CLIT.: Scheint es nicht so, als ob dieser umfängliche Riese fliegen würde? Warte, du Räuber. ROS.: Er ist blitzschnell. CLIT.: Warte auf mich, Rosinda. Hier in diesem verworrenen Wald der Insel will ich diesen Grobian, diesen Verbrecher bestrafen. ROS.: Ich muss hier eingreifen, weil es mein Knappe ist, der gefangengenommen wurde. Mehr als Mut und Tapferkeit regt mich die vielversprechende Kraft des Zauberschwertes an, dem Räuber zu folgen. Wenn sein Schlupfwinkel von schlimmen, ruchlosen Zaubern bewahrt wird, wird mein Schwert jeglichen Schutz brechen. Zu seiner Schande werde ich ihn in Ketten legen. Seele meiner Seele, ich gehe und bin gleich wieder da. VIERTE SZENE Clitofonte SCENA QUARTA Clitofonte CLIT.: Meine Herrin, Clitofonte, dieser borstige Teufel, führt mich in die Hölle. Hilfe, Hilfe. CLIT.: Se parte il mio respiro, deh, non mi lasciar solo Amor che mi consolo, se bene io non ti miro. Lascivetto mio Nume, 14 Wenn mein Leben weggeht, bitte, Amor lass mich nicht allein, tröste mich, selbst wenn ich dich nicht sehen kann. Mein kleiner, lasziver Gott, uns unsichtbar, invisibile al lume, posto da parte il foco, meco ragiona un poco. Sento mille querele di questo e quell’amante che ti fanno crudele, bugiardo ed incostante. Sei tale o pur son queste calunnie manifeste? Rispondi, Amor mio caro: »Io son un dolce amaro«. lege für einen Moment deine Waffen nieder und rede ein wenig mit mir. Ich habe schon tausende von Klagen gehört von diesem und jenem Liebhaber, die behaupten, du seist grausam, trügerisch und unbeständig. Bist du so, oder sind all dies offensichtliche Lügen? Mein lieber Amor, du anwortest: »Ich bin eine bittere Süßigkeit«. FÜNFTE SZENE Thisandro, Clitofonte SCENA QUINTA Thisandro, Clitofonte THIS.: Thisandro il corso arresta, s’il piede lo tracciò, la spada tronchi del nemico rival l’odiata testa. THIS.: Thisandro, halte an: auf der Suche nach deinem Feind, hat dich der Fuß bis hierhin geführt. Nun soll das Schwert das ver- hasste Haupt des Rivalen abschlagen. CLIT.: Un guerriero?, un guerriero? Il ferro impugna? Olà chi sei, che chiedi? CLIT.: Ein Krieger? Ein Krieger? Mit dem Schwert in der Hand? He da, wer bist du und was willst du? THIS.: Krieg will ich, siehst du das nicht? THIS.: Guerra, guerra, non vedi? CLIT.: E guerra havrai, ché nato a l’armi ed uso, battaglie non ricuso. CLIT.: Krieg wirst du haben: zum Kämpfen geboren und gewohnt es tun, bin ich dazu bereit. THIS.: De la tua Diva indarno ti salverà la vita quella imago che porti in sen scolpita. Bersaglio de’ miei colpi sarà quel loco e fragile ritegno diverrà forte usbergo al mio disegno. Quell’Arcier scellerato che ciecamente ti protegge e guida, a tuo favor pugnando entri in steccato: Thisandro ambo vi sfida. THIS.: Das Bild deiner Göttin, das du in deinem Herzen trägst, wird dir nicht das Leben retten. Deine Brust wird Zielscheibe meiner Schläge sein und deine starke Rüstung wird meinem Vorhaben kein Hindernis. Jener frevlerische Schütze, der dich blind beschützt und führt, soll auch in das Kampfgehege eintreten: Thisandro fordert euch beide heraus. CLIT.: Il famoso Thisandro è questi? È questi? Reggi la spada coraggiosa, oh destra, di ferir l’avversario è gran maestra. Per tornar ne’ sepolcri risuscitasti, o pure uscisti da gl’avelli per farti de le belve esca e d’augelli? Per celarti al mio ferro non ti giovar le fosse di questo lido. CLIT.: Du bist der berühmte Thisandro? Du bist es? Halte mutig das Schwert, oh meine Hand, großartig bist du beim Zuschlagen auf den Gegner. Thisandro, bist du etwa wieder auferstanden, um ins Grab zurückzukehren, oder kamst du von dort, um Beute von Raubtieren und Vögeln zu werden? Um meinem Schwert zu entgehen, nützen dir die Schlupfwinkel dieser Insel nicht. Von dir herausgefordert fordere ich dich heraus. 15 THIS.: Anch’io sfidato e solo hor ti disfido. Del valor di Thisandro i superati incanti, gl’atteriti Giganti; le superbie domate, son prove note al mondo e celebrate. De la mia codardia vo’che ragguaglio quest’acciar ti dia. THIS.: Gebrochene Zauber, in Panik versetzte und verjagte Riesen, gezähmter Hochmut, all dies sind bekannte und berühmte Beweise der Tapferkeit von Thisandro. Ob ich feige bin, wird dir dieses Schwert zeigen. SECHSTE SZENE Vafrillo, Clitofonte, Thisandro SCENA SESTA Vafrillo, Clitofonte, Thisandro VAF.: Ritter, legt euren Streit ab, eilt erbarmungsvoll dorthin, wohin ich euch führen werde: Der grausamste Riese, den die Erde je geboren hat, führt einen entsetzlichen Kampf, oh welch ungleicher Kampf mit einem mutigen Mädchen. Die Waffen der Kriegerin sind schon gebrochen und voll Blut und sie hat kaum noch Kraft zu stehen. Ohimè, quest’è Rosinda. la tenzon differita, non si neghi il soccorso a la ferita. Obligo, cortesia di Cavalier ci chiama a l’opra pia. CLIT.: Ach weh! Sie ist bestimmt Rosinda. Verschieben wir unseren Streit, wir können der Verletzten nicht unsere Hilfe verweigern. Es ist die Pflicht, die Sittlichkeit eines Ritters, die uns zu dieser mitleidvollen Tat ruft. THIS.: Non più ragion, comprendo la stimolo ch’a nove contese hora ti move. La pugnante piagata è quella dispietata che tradì la mia fede. Io vo’ritorla di quel mostro al furore e poi che veda lei passarti il core. Io vi volea congiunti, il Ciel v’unisce: andiam. THIS.: Keine Rede mehr: Ich begreife die Beweg- gründe, die dich jetzt zu einer anderen Unternehmung führen. Die verletzte Kriegerin ist jene grausame, die meine Treue betrogen hat. Ich will sie der Wut dieses Monsters entwenden, damit sie dann sehen kann, wie ich dich umbringe. Ich wollte euch beide treffen: Nun ermöglicht der Himmel dies. Gehen wir. CLIT.: Beeilen wir uns. CLIT.: S’affretti il passo. VAF.: Indebolito e lasso esser ciascun di voi deve per la contesa. Prendete pur vigore, lenti ci incamminiamo. Il traditore troppo è possente e forte. VAF.: Der Kampf hat euch beide bestimmt geschwächt und ermattet. Gehen wir nicht so schnell, damit ihr wieder Kräfte sammeln könnt. Der Verräter ist zu mächtig und zu stark. VAF.: Sospendete quell’ire, o Cavalieri, accorrete pietosi ov’io vi guido, Gigante il più feroce di quanti mai ne parturì la terra, sproportionata guerra, con ardita fanciulla è in pugna atroce. Tutte lacere l’armi e insanguinate ha la guerriera e lena di reggersi sul piè conserva a pena. CLIT.: 16 CLIT.: Sarà condotta a morte se tardiam la guerriera. VAF.: Ei non uccide: vive brama le prede ed ha diletto tormentarle in prigion. L’infame tetto, se la lite è decisa, vi scorgerò dell’empio, ove i lor fieri casi piangon Donzelle e Cavalieri. THIS.: E quando giunse, e quando su questo scoglio habitator sì crudo? Che vi fosse mai seppi. Egli si trovi e col suo fine al pellegrin si giovi. Su queste solituduni sassose raggiunsi i fuggitivi hora indifesi e privi de la verga impotente del lestrigon tiranno, del lor Meandro in mia balia verranno. L’incantato Palagio ch’eressero a miei cenni, in un baleno, spirti architetti, aperto sempre il varco, la coppia infida ricettando in seno, li negherà l’imbarco. Le Gigantee Fantasme seguendo la rivale, hor hor qui arriva. Vafrillo semiviva finta Rosinda e tolto al ferro irato di Thisandro il feroce il mio core, il mio fiato per cui vivo e respiro, a me s’invia con l’incauto prigion che m’imprigiona, ch’al rigor del martir mi lascia e dona. Per levarmi il tormento ogni rimedio io tento. Che credi tu Cillena svanirà la mia pena? CILL.: Spero, Reina, spero vederti consolata, Wenn wir noch zögern, wird er die Kriegerin umbringen. VAF.: Er tötet seine Gegner nicht: Er möchte sie am Leben halten, weil es sein Vergnügen ist, sie im Gefängnis zu quälen. Wenn ihr jetzt nicht mehr streitet, werde ich euch zur Behausung dieses Schandkerls führen. Dorthin, wo Damen und Ritter ihr grausames Geschick beweinen. THIS.: Wann überhaupt, wann ist der Grausame auf diese Insel gekommen? Ich habe bis jetzt nie etwas von ihm erfahren. Finden wir ihn, und mit seinem Ende werden wir allen hier Umherziehenden helfen. SIEBTE SZENE Verzauberter Palast Nerea, Cillena SCENA SETTIMA Palagio incantato Nerea, Cillena NEREA: CLIT.: 17 NEREA: Auf diese öde, steinige Insel bin ich den Flüchtlingen gefolgt; nun schutzlos und ohne den hier machtlosen Zauberstab des tyrannischen Zauberers Meandro befinden sich die beiden in meiner Gewalt. Der verzauberte Palast, blitzschnell von schöpferischen Geistern erbaut, wird das untreue Paar durch das stets offene Tor empfangen und ihnen wiederum den Ausweg versperren. Meine Rivalin folgt dem riesigen Gespenst und wird bald hier ankommen. Vafrillo hat erzählt, Rosinda sei fast tot: so konnte er das zornige Schwert des grausamen Thisandro von meinem Herzblatt, das mein lebenspendender Hauch ist, ablenken. Jetzt kommt Vafrillo mit dem leichtsinnigen Gefangenen, der mich gefangen hält, mich der strengen Qual überlässt. Ich versuche mit jedem Mittel, dieses Leid zu überwinden. Was meinst du Cillena, wird meine Pein eines Tages ein Ende finden? CILL.: Meine Königin, ich hoffe sehr, dich getrö- stet zu sehen, und dass du von deinem grausamen Liebling geküsst und aber dal tuo crudel baciata e ribaciata. Lusinga che prega distempra il rigor. Placabile è Amor bambino si piega. Lusinga che prega distempra il rigor. NEREA: Lusingare una tigra è vanità, sempre amare le bavande Amor ti dà. CILL.: Amando si speri d’haver a gioir. Tra dolci pensieri svanisca il martir. NEREA: Sperar voglio d’assaggiar di novo il mel, ché di scoglio non ha il petto il mio crudel. De l’incantato suolo forza, virtù possente disanima la gente. NEREA: Cadesti, empia, cadesti ne’ laberinti miei, perfida entrasti. Tu che mi divoresti le delitie, i contenti, alfin giungesti a vomitarli a la vendetta in grembo: ti minaccia naufragio horrido nembo. Da le cadute sue facci il Ciel, facci Amore de le delitie mie che sorga il fiore. A quei tuoi svenimenti svanisca il mio martoro e provi l’alma amante il secol d’oro CILL.: De l’essangue meschina pietà, pietà, Reina. mals geküsst wirst. Eine schmeichelnde Bitte kann die Strenge erweichen. Amor lässt sich besänftigen, er ist ein Kind, das nachgeben kann. Eine schmeichelnde Bitte kann die Strenge erweichen. NEREA: Vergebens versucht man einem Tiger zu schmeicheln. Amor bietet immer bittere Getränke an. CILL.: Wenn man liebt, muss man immer auf Freude hoffen. Süße Gedanken sollen den Kummer verfliegen lassen. NEREA: Ich hoffe, dass ich bald wieder den Honig kosten werde: Das Herz meines Lieblings ist doch nicht hart wie ein Fels. ACHTE SZENE Rosinda folgt dem Riesen, der Rudione gefangen-genommen hat; sobald sie in den Palast eintritt, fällt sie in Ohnmacht. Cillena, Nerea, Rosinda SCENA OTTAVA Rosinda, seguendo il Gigante che le conduceva prigione il suo Rudione, appena tocca il limitare dell’incantato Palagio che tramortita se’n cade Cillena, Nerea, Rosinda CILL.: 18 CILL.: Die Kraft und die starke Macht dieses verzauberten Ortes lässt die Menschen in Ohnmacht fallen. NEREA: Endlich bist du gefallen, du Frevlerin. Nun, du Schurkin, bist du in mein Labyrinth eingetreten. Du hattest verschlungen meine Wonne, meine Freude: Endlich speist du sie wieder heraus in den Schoß der Rache. Ein schrecklicher Sturm kündigt dein Scheitern an. Möge der Himmel, möge Amor veranlassen, dass nach ihrem Untergang meine Wonne wiederersteht. Bei deinem Vergehen, soll mein Leiden auch entschwinden und die liebende Seele soll eine goldene Zeit erleben. CILL.: Oh Königin, habe Erbarmen mit der Armen, die leblos daliegt. NEREA: Von Königen und in einem königlichen Palast NEREA: Tra le Reggie e da Regi nacque Nerea, non tra Bistonie selve da immansuete belve: inferocir non vo’ contro la rea. la beltà del mio bello scusa il suo fallo e gl’amorosi errori scemano i miei rigori. Vo’ che pena le sia per gl’atrii e per le sale infaticabilmente andar vagante in traccia del Gigante. Le notitie perdute, il Colosso cercato le sembrerà l’amato e Thisandro il fuggito per Clitofonte abbraccierà delusa l’anima ch’è racchiusa ne’ stupidi soggiorni, a gl’essercizj suoi la verga torni. CILL.: Comincia a respirare, apre gli occhi e risorge. ROS.: Chi m’ha levato il ferro? Dov’è quel predon, quel villano? con disarmata mano l’affogherò. Si cela? Chi di voi me’l rivela? Tacete? Se no’l trovo con il nascoso il loco farò ch’ardente incenerisca il foco. wurde Nerea geboren, nicht in den Wäldern, unter wilden Tieren: Ich werde nicht gegen die Schuldige wüten. Die Schönheit meines Geliebten entschuldigt ihr Vergehen, und Fehler aus Liebe mildern meine Strenge. Als Strafe wird sie rastlos durch die Säle und Flure des Palastes umherirren, dem Riesen auf der Spur. Vollkommen desorientiert, eingeschlossen in der verzauberten Herberge wird sie denken, der Riese, den sie verfolgt, sei ihr Geliebter. In der Verwirrung wird sie dann den von ihr verlassenen Thisandro umarmen, in der Überzeugung, er sei Clitofonte. Los, der Zauberstab soll wieder tätig werden. CILL.: Sie atmet wieder, sie öffnet die Augen und steht auf. ROS.: Wer hat mir das Schwert genommen? Wo ist der Räuber, jener Grobian? Selbst ohne Waffen, mit bloßen Händen werde ich ihn niederschlagen. Verbirgt er sich? Wer von euch verrät mir, wo er steckt? Schweigt ihr? Wenn ich ihn nicht finde, werde ich dafür sorgen, dass das Feuer zusammen mit ihm auch diesen Ort zerstört. NEUNTE SZENE Cillena, Nerea SCENA NONA Cillena, Nerea CILL.: Come rapida corre! NEREA: Non può tardar l’arrivo del mio bel fuggitivo; avvicinar si deve. Palpita il cor, l’anima trema e’l sangue ne le fibre natie fatto è di neve. Nerea misera langue, tra la tema e’l desio gela avvampando: le rigide bellezze e troppo avare cominciano i sospiri a salutare. CILL.: Wie sie rennt! NEREA: Bald wird mein Geliebter, der mich verlassen hat, da sein. Er muss schon in der Nähe sein. Mein Herz pocht, die Seele zittert und das Blut gefriert in den Adern. Die arme Nerea schmachtet: Hin- und hergerissen zwischen Angst und Verlangen erfriert und entbrennt sie. Die streng und karg gewor- dene Schönheit wird sich bald von ihrem Kummer verabschieden. 19 ZEHNTE SZENE Vafrillo, Cillena, Nerea, Thisandro, Clitofonte SCENA DECIMA Vafrillo, Cillena, Nerea, Thisandro, Clitofonte VAF.: Ecco li prigionieri a l’immobile passo, a la ferma attitudine, oh stupore, non sembrano di sasso? NEREA: na. Che mi vuoi morta? Ohimè rallenta Amore, non più, rallenta l’arco, ho di strali novelli il petto carco. Oh mio dolce spietato, oh mio fugace, non so come raccorti, o nemico od amante. A la mia pace ogn’hor tu guerra apporti, incessante flagello sempre, sempre ti provo, oh caro, oh bello. Per baciar la sua pena l’alma da’ suoi recessi al labro è giunta, ma importuna honestà le sgrida e affre- CILL.: Animate si sono queste statue guerriere. THIS.: Dov’è, dov’è la spada? Ove mi trovo? In regie costrutture non habitan ladroni. CLIT.: Ahi che di novo De la carcere antica, sfortunato amator calco le porte. Quest’è Nerea l’abbandonata. Oh forte. NEREA: Anco mi negi ingrato de gl’occhi sprezzatori i rai scortesi? O pur del tuo peccato, de la tua fellonia complici resi, non ardiscon fissarsi ne la loro tradita? Luce bella e gradita ch’in due stelle divisa abbagli i cori, volgimi i tuoi splendori. Ti perdono l’offese. Un guardo pio Il semimorto senso del magico letargo da le catene homai si sciolga e sferri. Raccogliete quei ferri. VAF.: Da sind die Gefangenen, sie stehen da, sie bewegen sich nicht. Erstaunlich, sehen sie nicht wie aus Stein aus? NEREA: Willst du, dass ich sterbe? Ach, hör auf mit deinem Bogen zu schießen: Meine Brust ist mit Pfeilen vollkommen durchbohrt. Oh mein süßer, erbarmungsloser Verräter, soll ich dich als Feind, oder als Geliebten empfangen? Du führst immer Krieg gegen meinen Frieden. Ständig plagst du mich, oh Liebster, oh du Schöner. Um den Grund ihres Kummers zu küssen, ist die Seele aus ihrem Schlupfwinkel zu den Lippen gestiegen, aber der Anstand schimpft eindringlich mit ihr und hält sie zurück. Die durch den magischen Schlaf betäubten Sinne sollen endlich von den Ketten befreit werden. Sammelt die Schlingen ein. CILL.: Die steinernen Statuen der Ritter beleben sich wieder. THIS.: Wo, wo ist das Schwert? Wo befinde ich mich? In königlichen Palästen wohnen keine Räuber. CLIT.: Ach, nochmals betrete ich unglücklicher Liebhaber die Schwelle dieses Gefäng- nisses. Dies ist Nerea, die ich verlassen habe. Beherrschung! NEREA: Oh du Undankabarer! Du verweigerst mir sogar einen Blick deiner unfreundlichen, verschmähenden Augen? Oder wagen sie, Komplizen deines Vergehens und deines Verrats, es nicht, sich zur Betrogenen zu wenden? Schönes Licht, mir so lieb, das in zwei Sterne geteilt, die Herzen blendet! Wende mir deine Strahlen zu. Ich vergebe dir deine Fehler. Weiterhin verweigerst du mir einen wohlwollenden Blick, du Un- dankbarer? Welch Pein, oh Gott! 20 sconoscente mi neghi? Oh crucio, oh Dio. CLIT.: Obligate le luci ad altro oggetto non voglion, ribellanti, altro viso mirar ch’il lor diletto. Contro di me la verga adopra e l’arti, te l’affermo Nerea, non posso amarti. CLIT.: Meine Augen sind auf jemand anderen gerichtet und sie wollen nicht rebellieren und sich wieder deinem Antlitz zuwenden. Du kannst gegen mich deinen Zauberstab und all deine Zauberkünste anwenden: Ich bestätige es dir, Nerea: Ich kann dich nicht lieben. ELFTE SZENE Thisandro, Nerea, Cillena SCENA UNDECIMA Thisandro, Nerea, Cillena THIS.: Colei che di Corcira sostien lo scettro è questa che tra fiamma funesta per chi mi tolse l’alma arde e sospira? NEREA: Così barbaro parti ti seguiti il mio duolo e non mai stanco, sempre ti sia con le sue spine a canto. Prencipe, i nostri pianti han la vena comune. Amorose fortune con egual tirannia ci avvelenò l’ambrosia, onde, costretti, toschi in vece di nettare beviamo. A raddolcir soletti, queruli i nostri amori, andiamo, andiamo. THIS.: Unisoni sospiri, accordati singulti fieno i nostri, oh Reina. Amor superbo con fierezze ridenti unirà l’armonie de’ cor dolenti. SCENA DUODECIMA Cillena CILL.: Povero Amor, ciascuno ti lacera e ti chiama con barbari epiteti ingiusto Dio, ti seguo pur anch’io, né tal ti provo, anzi di te mi lodo. Lascio chi non mi vuole e così godo. Mi spiace sol, mi spiace d’essermi qui ridotta tra gl’eremi e tra i sassi a viver casta. Mi tormenta e contrasta THIS.: Ist dies etwa die Königin von Corcira? Die in unheilbringenden Liebesflammen entbrennt und für denjenigen schmachtet, der mir meine Seele gestohlen hat? NEREA: (zu Clitofonte) So verlässt du mich, du Grausamer! Dich soll mein Schmerz ver- folgen, stets soll er dich begleiten und sticheln. (zu Thisandro) Prinz, unsere Tränen fließen gemeinsam. Das Liebesglück anderer hat grausam unsere Ambrosia (Götterspeise: Liebeswonne A.d.Ü.) vergiftet: so sind wir gezwungen, Gift statt Nektar zu trinken. Gehen wir, einsam und allein beweinen wir unseren Liebeskummer und versuchen, ihn zu versüßen. Gehen wir. THIS.: Königin: unser gemeinsames Schluchzen und unsere Seufzer werden uns vereinen. Der hochmütige Amor wird mit einem grausamen Lächeln, zwei schmerzerfüllte Herzen in Einklang bringen. ZWÖLFTE SZENE Cillena CILL.: 21 Armer Amor, jeder schimpft mit dir und nennt dich mit beleidigenden Worten einen ungerechten Gott. Ich unterliege dir auch, aber ich empfinde es anders, ich lobe dich sogar. Ich kümmere mich nicht darum, wer mich nicht will, und so genieße ich. Mir tut nur meine jetzige Lage hier wirklich Leid: Keusch auf einer öden, steinigen Insel leben zu müssen. Das lüsterne Verlangen in meiner Brust quält mich und verwirrt mich. Ich finde hier niemanden mit dem il lascivo desio ch’in petto io covo. Con chi sfogare il pizzicor non trovo. De le soglie incantate più d’un spirto ministro con mentite vaghezze alletta i sguardi. Affè getto i riguardi se tardo su’l deserto e col periglio de la sua lunga coda ad un m’appiglio. ich meine Lust befriedigen kann. In diesem verzauberten Palast lockt mehr als einer der hier dienenden Geister meine Blicke mit verführerischem Reiz an. Wenn ich hier länger bleibe, werde ich wahrhafig jeden Anstand vergessen und mich unter Gefährdung seines langes Schwanzes an einen dieser Geister klammern. DREIZEHNTE SZENE Aurilla SCENA DECIMATERZA Aurilla AURIL.: Castigar lo voglio affè. Più leggiero del pensiero sempre sta, sempre va lungi da me. Castigar lo voglio affè. So ben io come si fa ne l’amare a domare crudo cor, schernitor de la beltà. So ben io come si fa. Qui con Vafrillo il bello mi condusse di Corte dentro nube volante la maga mia, la mia Reina amante. Ei si smarrì, né sorte ho di trovarlo e pure tutta ripiena d’amorose cure il passo affaticando, lo vò, lo vò cercando. Se crede il ribaldello con maniere ritrose spezzarmi il core a colpi di martello, in vece di schernir sarà schernito. Egli è bene scaltrito, m’anch’io, se non m’inganno, semplicetta non sono, s’alcun me la sa fare, io gli perdono. Fanciulla anco mi vanto ne l’arti astute addottorar scolari e giocondo in Amor vincer dal pari. Sen viene il vagabondo e discorre tra sé. Per udir ciò che dice vo’ qui in disparte ritirar il piè. AURIL.: 22 Ich möchte ihn ganz und gar bestrafen. Leichter als die Gadanken ist er und er geht immer von mir fort. Ich möchte ihn ganz und gar bestrafen. Ich weiß ganz genau wie in der Liebe ein grausames Herz, das seine Schöne missachtet, zu bezwingen ist. Ich weiß es ganz genau. Mit dem schönen Vafrillo hat mich meine Königin, meine Zauberin vom Königshaus in einer fliegenden Wolke hierhin gebracht. Ich habe ihn verloren und finde ihn nicht, obwohl ich mich, verliebt und in Sorge, bemühe, ihn überall zu suchen. Wenn der Widerspenstige denkt, mich zu verschmähen und mir mit seiner schlimmen Art wie mit Hammerschlägen das Herz zu brechen, dann wird er, andersherum von mir verschmäht werden. Er ist ein schlauer Bursche, aber wenn ich mich nicht irre, bin ich auch nicht dumm. Wenn einer mich zu übertrumpfen weiß, kann ich passen. Obwohl ich noch ein Mädchen bin, kann ich mit Stolz sagen, dass ich, was Schlauheit betrifft, manche unterrichten kann und in dem Liebesspiel gewinnne. Da kommt gerade der Vaga- bund und spricht mit sich. Um zu hören, was er sagt, werde ich mich hier verstecken. VIERZEHNTE SZENE Vafrillo, Aurilla beiseite SCENA DECIMAQUARTA Vafrillo, Aurilla in disparte VAF.: Povere donne mie, Amor quante pazzie vi sforza a far. Di rado v’accendete, ma quando poscia ardete, siete troppo tenaci in adorar. Povere donne mie, Amor quante pazzie vi sforza a far. Mille leggiadri amanti non saranno bastanti a farvi amar. Al fine un solo è buono, postevi in abbandono, i disprezzi di tanti a vendicar. Povere donne mie, Amor quante pazzie vi sforza a far. Abhorrendo la Reggia, senza decoro, a guisa di Baccante, le bella delirante i rimedi che sa prova per ritenere il fuggitivo che posto d’altra amante in libertà è dell’amor primiero e sano e privo. Per farci correr dietro vi vuol la rigidezza, oh donne care, e bisogna con voi l’asprezza usare. È spedito chi prega; la vostra ostination vie più s’indura: Per renderla matura non vi vogliono impiastri e lenitivi, l’ammollisce il rigore e spesso in legno in voi ritrova Amore. Come il focil trahe da la pietra il foco, così da voi, più de le pietre dure, pon le fiamme destar le battiture. Vo’con Aurilla anch’io fingermi rigidetto, acciò maggiore in lei cresca il desio, sorga l’ardore; vo’scolorir le sue sembianze belle. AURIL.: Sì, sì, t’accorgerai s’io son di quelle. VAF.: Eccola apunto. Voglio finger di non vederla e per mio gioco far che giaccio geloso cada sopra il suo foco. VAF.: Meine armen Frauen, wie viele Dummheiten begeht ihr aus Liebe! Selten entbrennt ihr, aber dann, wenn ihr voll Liebesfeuer seid, seid ihr in der Anbetung zu hartnäckig. Meine armen Frauen, wie viele Dumm- heiten begeht ihr aus Liebe! Tausende von schönen Liebhabern wer- den nicht genügen, euch zum Lieben zu bringen. Dann aber ist ein einziger in der Lage, nachdem er euch bezwungen hat, eure ganze Verachtung den Männern gegenüber zu rächen. Meine armen Frauen, wie viele Dummheiten begeht ihr aus Liebe! Die schöne Nerea, ganz verwirrt, verlässt den königlichen Palast ohne ihr Gewand, eher wie eine Bacchan- tin, und wendet alle Zauberkünste an, die sie kennt, um den geflohenen Liebhaber wiederzugewinnen, der sich wegen einer anderen Frau frei fühlt, von der ersten Liebe gelöst und geheilt. Damit wir hinter euch her sind, sollt ihr, meine lieben Frauen, mit uns streng sein, und wir dagegen sollten mit euch hart umgehen. Wer bittet ist verloren: Eure Hartnäckigkeit wird dadurch noch schlimmer. Um sie zu erweichen, braucht man nicht spezifische Heilmittel: Man braucht nur Strenge und oft findet ihr erst mit einer Tracht Prügel wieder zur Liebe. So wie der Feuerstahl aus Stein Feuer entstehen lässt, so können ordentliche Schläge aus euch, die ihr härter als Steine seid, Liebesfeuer entstehen lassen. Ich will mich auch mit Aurilla streng zeigen, damit ihr Verlangen nach mir, ihre Leiden- schaft noch größer werden. Ihr schönes Antlitz wird erblassen. AURIL.: Ja, ja, das wirst du schon sehen. VAF.: Da kommt sie gerade. Ich will so tun, als ob ich sie nicht gesehen habe und aus Spaß ihr Liebesfeuer mit dem Eis der Eifersucht abkühlen. AURIL.: Sehen wir mal, was er sagt. 23 AURIL.: VAF.: Udrem ciò che sa dir questo ritroso. È ben più che stolto chi adora un sol volto, io dieci ne vo’. Per una sola mai non arderò. Certo, certo, m’ha inteso. AURIL.: Ei m’ha veduto e canta in questa guisa, voglio in sagacità vincer l’astuto. VAF.: Non vo’ ch’il mio bene sia posto in catene d’alcuna beltà. Voglio amare e godere in libertà. Tormentoso sospetto le dee gelare il petto. AURIL.: Aurilla a te. Sen cada morto a tuoi piè costui da la sua spada. Se crede alcun ch’amore alberghi nel mio seno, egl’è in errore. Son falsi martiri, son finti sospiri, è voce mentita, mio spirto, mia vita. Se crede alcun ch’Amore alberghi nel mio seno, egl’è in errore. VAF.: Wer nur eine Frau liebt, ist wirklich dumm: Zehn will ich haben. Nie werde ich nur für eine Frau entflammen. (Sie hat mich sicher gehört). AURIL.: Er hat gemerkt, dass ich da bin und deswegen singt er so. Ich will schlauer sein als dieser Schlaumeier. VAF.: Ich will nicht, dass mein Glück von einer Schönen eingekettet wird. Frei möchte ich lieben und genießen. (Ein quälender Verdacht lässt sicher ihr Herz erfrieren.) AURIL.: (Aurilla, du bist dran. Geschlagen durch seine eigenen Waffen, wird er tot zu deinen Füßen liegen.) Wenn jemand denkt, dass in meinem Herzen Platz für die Liebe sei, täuscht er sich. Die Liebesqual ist vorgetäuscht, vorgetäuscht sind die Seufzer, wenn ich sage »Oh du meine Seele, oh du mein Leben« ist es eine Lüge. Wenn jemand denkt, dass in meinem Herzen Platz für die Liebe sei, täuscht er sich. VAF.: Oh weh! Was sagt sie? AURIL.: (Der Arme fällt schon verletzt zu Boden.) Wenn jemand denkt, dass ich in meinem Herzen Liebesfeuer verberge, täuscht er sich. Aus Spaß liebe ich, wenn ich dem Liebhaber von meiner Hoffnung, von meiner Liebesflamme, meinem Glück erzähle, mache ich mich über ihn lustig. Wenn jemand denkt, dass ich in meinem Herzen Liebesfeuer verberge, täuscht er sich. VAF.: Aurilla, guten Tag. VAF.: Ohimè costei che dice? AURIL.: Cade trafitto homai questo infelice. Se pensa alcun ch’in core nutri incendio amoroso, egl’è in errore. Per scherzo amoreggio, l’amante beffeggio, con dirli mia spene, mia fiamma, mio bene. Se pensa alcun ch’in core nutri incendio amoroso, egl’è in errore. VAF.: Aurilla addio. AURIL.: Vafrillo, du hier! AURIL.: Vafrillo! VAF.: Così, così ti vanti di schernire gl’amanti? VAF.: Auf diese Art und Weise rühmst du dich, die Liebhaber zu verspotten? AURIL.: Ich wäre wirklich dumm, wenn ich wahrhaftig lieben würde: 24 AURIL.: Sarei ben senza senno ch’amassi da dovero: non ho così leggiero, pargoletto mio bello, il core ed il cervello. VAF.: E pur con queste voci amorosette beffeggiando mi vai. AURIL.: Son tanto avvezza a mentir parolette ed adulare, che senza lusingar non so parlare. VAF.: Oh falsa speme mia, misero me. Derelitto da te, Vafrillo che farà? AURIL.: Altra ritroverà che più sinceramente li sanerà cortese il cor languente. Feci patto con Cupido di piagar senz’ardor mai sempre vezzi falseggiar de gl’amanti io me ne rido. Se non è morto more il finto rigidetto, il vantatore. A domar questi tiranni de la nostra libertà, belle mie così si fa. VAF.: Udì certo costei i miei proponimenti ch’erano d’ingelosirla e questi accenti forma, imitando i miei per vincermi in rigore e in gelosie; d’accortezze natie forz’è che io lo confessi, donne ci superate e il vostro ingegno sol di far star gl’amanti aspira al segno. Ma placherò ben io l’alterato cor mio. Queste comuni e simulate asprezze ci condiranno i baci e le dolcezze. Mein süßer Kleiner, mein Herz und mein Verstand sind nicht so unvernünftig. VAF.: Und doch verhöhnst du mich mit süßen Liebesworten. AURIL.: Ich bin es so gewohnt, zu lügen und zu schmeicheln, dass ich ohne dies nicht reden kann. VAF.: Oh verlorene Hoffnung, oh ich Armer. Von dir verlassen, was wird Vafrillo tun? AURIL.: Er wird eine andere finden, die freund- licher und ehrlicher ist und ihm das gebrochene Herz wieder heilen wird. Ich habe mit Cupido eine Abmachung: Er kann mich mit seinen Liebespfeilen verwunden, aber ohne dass ich aus Liebe entbrenne. Ich täusche Liebe vor, ich lache die Liebhaber aus. (Wenn der Strenge, der Prahler, noch nicht tot ist, wird er es bald sein. So macht man es, meine schöne Frauen, wenn man diese Tyrannen unserer Frei- heit zähmen will.) VAF.: (Sie hat bestimmt mein Vorhaben, sie eifersuchtig zu machen, gehört und sie macht mir jetzt nach, wenn sie so etwas sagt. So will sie mich über- trumpfen was Strenge und Eifersucht angeht. Ich muss gestehen: Was angeborene Schlauheit betrifft seid ihr Frauen besser als wir Männer und euer Wesen hat nur als Ziel, die Liebhaber zu bezwingen. Aber ich weiß schon wie ich mein aufgebrachtes Herz beruhigen kann. Die von uns beiden vorgetäuschte Strenge wird uns zu Küssen und zu Zärtlickeit führen.) FÜNFZEHNTE SZENE Rudione, Vafrillo SCENA DECIMAQUINTA Rudione, Vafrillo RUD.: 25 Ach weh, ich bin verloren. Das Unglück verfolgt mich von Neuem. RUD.: VAF.: Ohimè non ho più scampo, Ne la disgratia mia di nuovo inciampo. C’hai tu? Di che paventi? RUD.: Io credea che tu fossi quell’horrendo Gigante e maledetto. Mi torna il cor nel petto. VAF.: Di poco al meno errasti, t’ingannò la statura. Ma dentro quelle mura che fai, chi sei, che cerchi e come entrasti? RUD.: Son scudier di Rosinda, qui da la spiaggia, qui mi condusse un Gigante e cerco alcuno che ristori e che cibi il mio digiuno. Cado, non ho più lena, la fame ohimè m’uccide, s’a mangiar son sfidato, io vinco Alcide. VAF.: Non temer, vo’ satiarti; olà, quivi arrecate vivande a l’affamato, condite, numerose e delicate. RUD.: Ich dachte, du seist dieser schreckliche Riese, verflixt nochmal! Ich kann wieder atmen. VAF.: Du hast dich nur geringfügig getäuscht: Die Größe hat dich irregeführt. Aber was machst du hier in dem Palast, wer bist du, was suchst du und wie bist du hereingekommen? RUD.: Ich bin Rosindas Knappe, hierhin, hat mich der Riese geschleppt und ich suche jemanden, der mir Labung und Nahrung gegen meinen Hunger geben kann. Ich falle um, ich habe keine Kräfte mehr, der Hunger bringt mich um, wenn ich am Esstisch heraugefordert werde, bin ich einem Herkules überlegen. VAF.: Keine Angst, ich werde dich satt machen. He da, bringt reichliche Speisen für den Verhungerten, sie sollen gut zubereitet und delikat sein. RUD.: Rallegrati mia gola, ventre mio ti consola, per letitia gridate semivive budelle. Oh vivande mie belle tanto desiderate, voi siete il mio ristoro, vi prendo e vi divoro. Erfreue dich, mein Schlund, tröste dich, mein Bauch, schreit aus lauter Freude, oh meine schon fast toten Gedärme. Oh mein schönes Essen, so sehr ersehnt, du bist meine Labung, ich greife zu und verschlinge es. Aus den Schalen der Zwerge kommen feuerspeiende, schreckliche Schlangen, die den armen Verhungerten zur Flucht zwingen. In questo escono dalle coppe de’ Nani spaventevoli serpi, quali vomitando fuoco, necessitano alla fuga il povero affamato. VAF.: Was hast du? Wovor hast du Angst? SECHZEHNTE SZENE Es erscheinen sechs Zwerge, die sich mit mit Speisen gefüllten Schalen dem Rudione nähern Rudione, Vafrillo, Chor der Zwerge SCENA DECIMASESTA Appariscono sei Nani e s’accostano con sei coppe ripiene di varie vivande a Rudione Rudione, Vafrillo, Choro di Nani RUD.: VAF.: VAF.: Ah, ah. Vo’ seguitare il deriso meschino e da dovero farlo, farlo cibare. Ah, ah. Ich werde dem armen Verspotteten folgen und ihm dann wirklich etwas zu Essen geben. Wenn Vafrillo abgegangen ist, beginnen die Zwerge zu tanzen. Partito Vafrillo, i Nani intrecciano un ballo ENDE DES ZWEITEN AKTES 26 FINE DEL SECONDO ATTO DRITTER AKT ATTO TERZO ERSTE SZENE Rosinda SCENA PRIMA Rosinda ROS.: Onde partij ritorno. Qual di questo soggiorno latebra a me ti cela, O codardo ladrone? Timido, la tenzone con disarmata vergine paventi? Senti il mio grido, senti. Mi caverò l’usbergo, mi trarrò l’elmo, getterò lo scudo e con il corpo ignudo, coperto solo quanto honestà richiede, in singolar steccato entrerò teco, esci pur, esci armato. Anco non vieni e temi vilissimo assassino? O che morrrai ne le tane profonde ove viltà ti asconde, o ch’io ti sbranerò. Si vasta mole piena di codardia tolgasi al sole. SCENA SECONDA Thisandro, Rosinda THIS.: Rosinda l’incostante, ohimè Rosinda. ROS.: Oh de la vita mia vita immortale. Ti fé la mia tardanza temer d’infausto evento, onde, dolce tormento, seguisti addolorato l’orme del piede amato. THIS.: Clitofonte mi crede, l’incanto la delude. Oh bellezze mie crude, dov’è l’antica fede? ROS.: Non può chi si nasconde inciampar nella morte, si trionfa del forte. Fugace e sbigottita sempre da me seguita fu quella belva humana, ROS.: Ich kehre an dieselbe Stelle zurück, an der ich losgegangen bin. Welches Versteck dieser Herberge verbirgt dich, oh du feiger Räuber? Ängstlich fürchtest du den Kampf mit einem entwaffneten Mädchen? Höre meinen Schlachtruf, höre ihn. Ich werde meine Rüstung und meinen Helm ablegen, meinen Schild werde ich abwerfen und mit dem entblößten Körper, bedeckt nur wie es Anstand verlangt, trete ich ins Kampfgehege mit dir. Komme nur, komme heraus mit deinen Waffen. Zeigst du dich nicht, du furcht- samer, feiger Verbrecher? Entweder wirst du sterben in deinem tiefen Versteck, da wo deine Feigheit dich verbirgt, oder ich werde dich zerstückeln. Man soll diese riesige, nur durch Feigheit gefüllte Masse aus der Welt schaffen. ZWEITE SZENE Thisandro, Rosinda THIS.: Rosinda, die Untreue, ach Rosinda. ROS.: Oh du unsterbliches Leben meines Lebens. Meine Verspätung ließ dich Schlimmes befürchten und deswegen, oh du meine süße Qual, bist du kummervoll den Spuren deiner Geliebten gefolgt. THIS.: Sie glaubt, ich sei Clitofonte, die Zauberei täuscht sie. Oh meine grausame Schöne, wo ist die alte Treue geblieben? ROS.: Wer sich versteckt, kann nicht dem Tod begegnen und triumphiert über den Stärkeren. Dieses Biest, auf der Flucht, voll Angst und von mir stets verfolgt, ist hier eingetreten, aber ich weiß nicht, wo es sich versteckt. Aber jetzt kommst du, meine schöne Seele, um mir mit deinen 27 entrò qui, né so dove ella s’intana. Ma tu lo spirto lasso con la gemina stella, a ristorar ne vieni, anima bella. THIS.: Già ch’a Thisandro Amore, con barbaro rigore, fuggitivo li rende il suo piacere, vuol come Clitofonte almen godere. Non potea, vaga Dea, il mio core star disgiunto dal suo centro e dal suo punto. Disse Amore che là solo, pien di duolo mi scorgé: »Che fai qui? Segui il mio piè.« Così scorto io vengo a te. ROS:: Mio bel fato, sospirato caro arrivi. Co’ tuoi soli mi rallegri e mi consoli, sempre vivi scintillanti e brillanti sien per me quei splendori e di mia fe’ le delitie e la mercé. SCENA TERZA Clitofonte, Rosinda, Thisandro CLIT.: ROS.: schönen Augen in meiner Ermattung Labung zu geben. THIS.: Thisandro will sich, da Amor ihm mit barbarischer Strenge seine Freude entwendet, wenigstens als Clitofonte erfreuen. Schöne Göttin, mein Herz konnte nicht weiter von seinem Mittelpunkt getrennt bleiben. Amor, der mich dort allein und voll Kummer sah, sagte zu mir: »Was machst du hier? Folge mir.« So komme ich, von ihm geführt, zu dir. ROS.: Mein Glück, so sehr ersehnt, Liebling, da bist du. Allein mit deinen Augen, bist du für mich Freude und Trost. Deine glänzenden Augen sollen für mich stets lebhaft und strahlend sein, Wonne und Belohnung für meine Treue. DRITTE SZENE Clitofonte, Rosinda, Thisandro CLIT.: Und du, Clitofonte, fällst nicht auf der Stelle um? Der Kummer tötet dich nicht? Deine untreue Schöne umarmt schmeichelnd und geschmeichelt deinen Rivalen? Oh welch undankbarer Betrug! ROS.: Ecco il Gigante indegno, ecco il rapace. Ladron sì tardi, audace? Così di pigro ardire armi quel petto infame? Preparati a la pugna ed al morire Dov’è la tua rapina? Ov’è lo mio scudiero, Da ist der schändliche Riese, der Räuber. Du frecher Schurke, so lange hast du gezögert? So lahm ist in deiner infamen Brust dein Mut? Bereite dich zum Kampf und zum Tod, Wo ist deine Beute? Sag, du unwürdiger Mann, eher einem verbrecherischen Weib ähnlich: Wo ist mein Knappe? Non cadi Clitofonte? L’angoscia non t’uccide? Le tue bellezze infide abbraccian lusinghiere e lusingate il tuo rivale? Ah traditrici ingrate. 28 huomo non già, ma femina assassina? THIS.: Di nuovo delirante, le sembra Clitofonte il cercato Gigante. CLIT.: Ah Rosinda, Rosinda, qual, qual tartareo oblio la conoscenza mia ti sommergé? La memoria dov’è de’ nostri dolci amori, idolo mio? ROS.: Da lo sdegno costui mi tragge il riso Chi sei tu? CLIT.: Clitofonte. Colui che mai da te parte indiviso. ROS.: Ah, ah, ah, eh, si finge te, mio foco, il fellone. Conoscer non ti dee, perché la pena non mandi il ferro a far grondar la vena. THIS.: Lasciam questo codardo: non si lordi la mano di sangue sì villano. ROS.: No, no, non fuggirai per mentir personaggio estremi i guai. CLIT.: Eccomi genuflesso, tua crudeltate appaga. THIS.: Il vuoi più vile? Andiamo. Libero colà parmi Rudione veder. ROS.: Sì, sì partiamo. Ah, ah, la codardia tiene in quel seno il trono e spiega le sue insegne. A lei lo dono. Wieder in ihrem Delirium, sieht sie in Clitofonte den gesuchten Riesen. CLIT.: Ach Rosinda, Rosinda, welch teuflische Vergesslichkeit lässt dich mich nicht wiedererkennen? Mein Liebling, wo ist die Erinnerung unserer süßen Liebe? ROS.: Vor lauter Empörung bringt mich dieser Kerl hier zum Lachen. Wer bist du? CLIT.: Clitofonte, Derjenige, der dich immer begleitet. ROS.: Ah, ah, ah, mein Geliebter, dieser Verräter hier behauptet, du zu sein. Be stimmt kennt er dich nicht, sonst würde er fürchten, dass dein Schwert als Strafe für seine Frechheit das Blut aus seinen Adern fließen lässt. THIS.: Lassen wir diesen Feigling: besudeln wir nicht unsere Hände mit so widerwärtigem Blut. ROS.: Nein, nein, du wirst dich nicht den bitteren Folgen deines Betruges entziehen. CLIT.: Ich knie vor dir nieder: befriedige deine Grausamkeit. THIS.: Noch niederträchtiger willst du ihn sehen? Gehen wir. Dort glaube ich, Rudione zu sehen: Er ist wieder frei. ROS.: Ja, ja, gehen wir. Die Feigheit herrscht ganz und gar in dieser Seele und dieser Feigheit übergebe ich ihn. VIERTE SZENE Clitofonte SCENA QUARTA Clitofonte CLIT.: THIS.: CLIT.: Ove vai? Torna, senti, magica verga, bella mia, t’accieca. Fantasmi fraudolenti 29 Wo gehest du hin? Kehre zurück, höre, oh meine Schöne, der Zauberstab hat dich blind gemacht. Trügerische Erscheinungen verändern die Realität. ti mutano li oggetti. I sviscerati affetti ch’amano Clitofonte son da larve ingannati. Voi, voi Cieli, voi Fati queste de gl’empij abissi sceleragini emormi acconsentite? Fiera Nerea ti eclissi, astro vendicativo, ogni contento e come martirizzi il mio diletto, con le ceraste sue ti sferzi Aletto. Die leidenschaftlichen Gefühle, die du für Clitofonte empfindest, sind von Gespenstern getäuscht. Oh Himmel, oh Schicksal, ihr lasst diese ungeheuerliche Ruchlosigkeit der boshaften Hölle zu? Grausame Nerea, wie ein rachsüchtiger Stern bist du: Jede Freude soll dir vorenthalten bleiben. So wie du meine Freude quälst, soll dich Alekto (eine der Furien A.d.Ü.) mit Schlangen peinigen. FÜNFTE SZENE Nerea, Clitofonte, Cillena SCENA QUINTA Nerea, Clitofonte, Cillena NEREA: Dettami parole, amorosa facondia, onde poss’io del ribellante mio stemprar nel cor ferino, con la lingua di foco, il ghiaccio alpino. CLIT.: Vedila Clitofonte. Fuggi le sue lusinghe ed i suoi vezzi dispera con i sprezzi. NEREA: Ferma, arresta quel piede oh nobile macigno, volubile tu l’hai come la fede. Non partirai crudele pria che di mie querele non odi il suon dolente e che non senti l’aspra tua ferità ne’ miei lamenti. CILL.: Disdegnoso la mira. CLIT.: Che dirai, sempre infesta a la mia pace? Arsi un tempo per te, smorzai la face, l’accesi ad altro foco e te lasciai. Questi sono i tuoi lai. Odimi: quel tuo pianto non può risuscitar fiamma ch’è spenta, né il mormorato incanto può dar la vita ad un estinto ardore, saggia chiudi la piaga e sana il core. NEREA: Liebevolle Beredsamkeit soll mir die richtigen Worte einflüstern, damit ich das Eis im grausamen Herzen meines Rebellen mit feuriger Zunge zum Schmelzen bringen kann. CLIT.: Da ist sie, Clitofonte. Fliehe vor ihrer Schmeichelei! Durch deine Verachtung soll ihr Reiz jede Hoffnung verlieren. NEREA: Halt an, bleib stehen, hart wie Stein bist du und dein Fuß ist beweglich und schnell, so wie deine Treue wankelmütig ist. Oh du Herzloser, du wirst nicht fortgehen ehe du meine schmerzvollen Klagen erhörst hast und durch sie deine Grausamkeit begreifst. CILL.: Er schaut sie verächtlich an. CLIT.: Lass mich endlich in Ruhe, was wirst du schon sagen? Einst habe ich dich geliebt, doch die Liebesfackel ist erloschen, ich habe sie an einem anderen Feuer angezündet und dich habe ich verlassen. Dies ist dein Wehklagen. Hör zu: Deine Tränen können nicht die alte Liebe wiederbeleben und deine Zauberformeln kön- nen nicht erloschene Leidenschaft wieder- erwecken. Sei vernünftig: Heile deine Wunde und dein Herz. CILL.: Die Arme vergießt noch mehr warme Tränen. 30 CILL.: NEREA: Raddoppia la meschina le calde lagrimette. Ch’io non t’ami, spietato? La ragion non ha fiato per smorzar quell’incendio aspro e vorace che nel mio petto infuso per le vene mi serpe. Egra ricuso la sanità. Più tosto che abbandonarti, oh disperata spene, voglio amarti ne l’odio e ne le pene. Vieni, vieni in questo seno che sereno già t’accolse entro il suo latte. Le sue, caro, mamme intatte se già manna a te stillaro da quei fini lor rubini, vo’ che ambrosia hor ti zampillino. Sii tranquillino mio placato e bel Polluce, le mie sorti a la tua luce. CLIT.: Lusinghevol Sirena, credi indarno allettarmi; molli verran pria che mi adeschi i marmi. SCENA SESTA Cillena, Nerea NEREA: CILL.: Così parti sprezzante? Il fulmine ti segua, scaglialo dal tuo soglio, oh gran Tonante. Lassa, lassa chi nuoco? Il castigo di foco trattien, trattien Signore. L’amato traditore m’offenda pure ardito, inoffeso sen vada ed impunito. Amor fulmina, Amor del suo misfatto e consiliero e sprone: sia l’iniquo Garzone confinato a girarsi eternamente su l’orbe d’Ision tristo e dolente. Non ti smarrir, Reina, tra le repulse, ho speme di vederti a gioir l’alma che geme. NEREA: Mitleidloser, du verlangst, dass ich dich nicht mehr liebe? Die Vernunft schafft es nicht, dieses wütige, sehnsüchtige Feuer, das in meine Brust eindrang und durch alle Adern strömt, zu löschen. Ich will nicht von meiner Krankheit geheilt werden. Oh meine hoffnunglose Hoffnung, ehe ich dich aufgebe, will ich dich trotz Hass und Kummer lieben. Komm, komm an meinen Busen, der dich schon friedlich in seiner schneeweißen Reinheit empfing. Liebling, ich möchte, dass jene Brüste, die dir schon Labung waren, aus ihren feinen Rubinen dir nun Ambrosia schenken. Beruhe dich, entspanne dich, mein schöner Pollux: Du bist mein Glück. CLIT.: Schmeichelhafte Sirene, vergebens glaubst du, mich zu verlocken: ehe wird der Marmor weich, als dass ich mich einfangen lasse. SECHSTE SZENE Cillena, Nerea NEREA: So verachtest du mich? Der Blitz soll dich treffen! Jupiter, wirf ihn von deinem Thron. Ach ich Elende, wem will ich Schlimmes zufügen? Herr, halt an, halte die feurige Strafe an. Der dreiste, geliebte Verräter, der mich beleidigt, soll heil und unbestraft gehen. Amor sollst du mit deinem Blitz bestrafen, Amor, den Ratgeber und Ansporn zu Clitofontes Missetat. Der ungerechte Jüngling soll verbannt und verurteilt werden, sich ewig herumzutreiben auf dem traurigen und kummervollen Ision. CILL.: Meine Königin, verirre dich nicht wegen seiner Zurückweisung. Ich hoffe, dass deine leidende Seele sich bald erfreuen wird. 31 SIEBTE SZENE Meandro, Nerea, Cillena SCENA SETTIMA Meandro, Nerea, Cillena MEAN.: Penitente offensore, rubello supplicante vedi al tuo piè prostrato, alta Regnante. CILL.: Quest’è Meandro il saggio. MEAN.: A medicar l’oltraggio con salubre licore a te ne vegno; da l’amoroso regno fuggito e de la fiamma che tra le brine de l’etade il seno m’ardea per te, libero e sano a pieno. NEREA: La reale indulgenza ti cancella l’offese, si dimentica i torti. Ma qual rimedio al mio languire apporti? MEAN.: Rosinda e Clitofonte de la schitica fonte smorzar, libate l’acque, il foco antico e suscitaro in loro altro desio. Tra i Garamanti è un rio che con contrarij effetti raviva i spenti affetti. L’onda ch’è qui racchiusa là per giovarti io colsi e a te la porto, vedrai sorgente il tuo piacer ch’è morto. Torna a Rosinda il senno, riverita mia figlia, e vedrai meraviglia. NEREA Letitia e giubilo cessate gl’impeti, non uccidetemi, il cor che debile non può resistere. Lagrime torbide, sospiri languidi, io vi licentio: non più di assentio beverò i calici, ché del mio stratio MEAN.: Erhabene Königin, ein Beleidiger, der bereut, ein Rebell, der dich anfleht, kniet vor deinen Füßen nieder. CILL.: Es ist der weise Meandro. MEAN.: Ich komme zu dir, um mit einem Mittel die Schmähung, die du erlitten hast, wiedergutzumachen. Ich bin aus dem Reich der Liebe geflohen und bin ganz und gar befreit von jener Liebesflamme, die in meinem eisigen Alter für dich entbrannte. NEREA: Die königliche Gnade vergibt die Verletzungen, vergisst die Kränkungen. Aber welch Heilmittel gegen mein Leiden bringst du mir? MEAN.: Rosinda und Clitofonte tranken das Wasser der schitischen Quelle: Danach war die alte Liebe ausgelöscht und sie empfanden ein neues Verlangen. Bei den Garamanten gibt es einen Bach mit einem Gegenmittel, das die alten Gefühle wieder entstehen lässt. Um dir zu helfen, habe ich von dort dieses Wasser hier genommen und gebe es dir. Deine ausgelöschte Freude wird zurückkehren. Rosinda wird sich wie- der besinnen und du, meine verehrte Tochter, wirst Wunder erleben. NEREA: Freude, Frohlocken, seid nicht so heftig, bringt mich nicht um. Das schwache Herz hat kaum Kraft. Trübe Tränen, schmachtende Seufzer, ich verabschiede euch: Ich werde nicht mehr aus mit Gift gefüllten Kelchen trinken: Amor hat von meiner Qual endlich genug. 32 SCENA OTTAVA Cillena CILL.: Gioirà la Reina, io penerò, mi saranno amarezze le sue care dolcezze, oggetti tormentosi ogn’hor vedrò. Ma no, di che m’affanno? Clitofonte e Nerea pacificati i scogli lascieranno. Io rivedrò la Reggia, antico nido de’ miei dolci piaceri, ove passo le notti e i giorni interi con più di un mio Cupido in lascive assemblee. Non più timore: ritorneremo a’ nostri lussi, oh core. Bellezze incoltivate il vostro fasto ornate, accrescete con l’arte i vostri lampi, chi vi rimira avvampi. Giunte ne la città incatenate, ardete, la mia necessità voi, voi sapete. Affamata digiuno il sole è per me bruno, Amor di gelo e l’huomo sparito e morto. Rendetemi il conforto. Giunte ne la città incatenate, ardete, la mia necessità voi, voi sapete. SCENA NONA Cortile del sopradetto Palagio Rudione RUD.: ACHTE SZENE Cillena Amore è satio. Lodato il mio Vafrillo: ho empito il ventre. Felici queste bande, che vino, che vivande. Mai più di qua mi parto. Addio Rosinda. Non voglio più seguirti fatto gioco de’ Spirti al sole ed a la neve: qui si mangia e si beve in otio a la reale. CILL.: Die Königin wird sich freuen, ich werde weiter leiden, sie wird süße Wonne empfinden, ich weiterhin Bitterkeit, stets von Qual begleitet. Doch nein, wieso mache ich mir Sorgen? Clitofonte und Nerea werden wieder Frieden schließen und diese Insel verlassen. Ich werde den königlichen Palast wiedersehen, das Nest meiner süßen Vergnügen, wo ich die Nächte und die Tage in lasziven Begegnungen mit mehr als nur einer Amorette verbringe. Mein Herz, hab keine Angst mehr: Wir kehren zu unserer Üppigkeit zurück. Vernachlässigte Schönheit, schmücke dich wieder, mit Geschick- lichkeit vermehre deinen Glanz. Derjenige, der dich betrachtet, soll entbrennen. Sobald du wieder in der Stadt bist, sollst du Männer bezaubern und in Ketten legen: Du kennst wohl meine Bedürfnisse. Ich muss fasten, obwohl ich verhungere, keine Sonne strahlt für mich, Amor ist eiskalt zu mir, kein Mann in Sicht. Oh du meine Schön- heit, du sollst mir Trost schenken. Sobald du wieder in der Stadt bist, sollst du Männer bezaubern, in Ketten legen: Du kennst wohl meine Bedürfnisse. NEUNTE SZENE In dem genannten Palast Rudione RUD.: 33 Gelobt sei mein Vafrillo: Ich habe mei- nen Bauch gefüllt. Glücklich ist diese Gegend hier: Was für Weine, was für Speisen! Ich werde diesen Ort nicht verlassen. Adieu Rosinda. Ich will dir nicht mehr folgen, der Laune von Gespenstern ausgesetzt, bei Sonne oder Schnee: Hier kann man essen und trinken ohne etwas für die Königin tun zu müssen.Aber Liebeslust Ma Venere m’assale, Bacco col suo calore m’accende il pizzicore. Ques’è un altro appetito che sopragiunto m’ha e non trovar pavento chi a questo incitamento facci la carità. ZEHNTE SZENE Aurilla, Rudione SCENA DECIMA Aurilla, Rudione AUR.: Del mio petto con le nevi accendo i cori, del diletto dispensiera e degli amori, fò beato tra le braccia il vago amato. RUD.: Oh che bella fanciulla piena di leggiadria. Amor sa’l mio bisogno e qui l’invia. AUR.: Il mio bello ritroso impetrò la mercé de’ vanti arditi e confessòtra dolci abbracciamenti che gl’huomini di noi sono schiavi impotenti. RUD.: Ohimè l’ho perso, ohimè nel petto egli non v’è. AUR.: E c’hai perduto? RUD.: Il core. Tu, tu me l’hai rubato, qui venni in mia mal’hora per restar sviscerato. AUR.: Povero sventurato. A dirtela il tuo core non lo rubai, nel petto mi saltò! È vero sì, sì l’ho. Ma pietosa al tuo caso atroce e rio, farò un cambio, se vuoi, ti darò il mio. RUD.: Volentier lo torrò. übermannt mich. Bacchus erweckt mit seiner Hitze in mir diese Lust. Das, was ich empfinde, ist eine andere Art von Appetit, aber ich befürchte, niemanden zu finden, der diese Begierde befriedigen kann. 34 AUR.: Mein schneeweißer Busen zündet die Herzen an, ich verstreue Vergnügen und Liebe, der schöne Geliebte wird in meinen Armen selig. RUD.: Oh welch hübsches Mädchen voll Reiz: Amor kennt meine Not und schickt sie zu mir. AUR.: Mein schöner Rebell bat mich wegen seiner gewagten Prahlerei um Vergebung. In meinen Armen hat er zugestanden, dass die Männer machtlose Sklaven der Frauen sind. RUD.: Oh weh, oh weh, ich habe es verloren! Es ist nicht mehr in meiner Brust. AUR.: Was hast du verloren? RUD.: Das Herz. Du, du hast es mir geraubt. Zu meinem Verderben, um ausgewei- det zu werden, bin ich hierhergekommen. AUR.: Oh du Armseliger, du Unglücklicher! Um die Wahrheit zu sagen, habe ich dein Herz nicht geraubt, sondern es ist in meine Brust gesprungen! Es ist wahr, ich habe es. Ich empfinde aber Mitleid für deine schlimme, grau- same Lage und ich schlage einen Tausch vor: Wenn du willst, gebe ich dir mein Herz. RUD.: Gern nehme ich es an. So, meine Süße, mit einem Herzen in der Brust werde ich weiter leben können. VAF.: Così, così mio ben con un core nel sen viver potrò. SCENA UNDECIMA Vafrillo, Aurilla, Rudione Aurilla, Aurilla mia da tue bellezze rare lontan star non poss’io. Convien che come il rio ritorni al mare. AUR.: Di te, di te più bello ritrovato ho un amante, vedilo, quest’è quello. (Vafrillo, si dileggi l’innamorato mostro e si beffeggi). VAF.: (Sì, sì). Se tu mi lasci, pretioso tesoro, perdo l’anima e moro. RUD.: Hospite mio gentile, se la tua cortesia già m’obligò e se risuscitò Rudione per te morto di fame, a le mie nuove brame concedi l’esca e in fin c’habito qua rinuntiami, ti prego, questa, questa beltà. Sana il mal che mi festi: col tuo lauto convito fosti, fosti cagion del mio prorito. AUR.: Che licenza ti prendi? Non ha, non ha ragione alcun sopra di me, libera io sono, di novo mo ti dono. VAF.: Già, già che così vuole il mio destino, al mio male acconsento. Ti concedo il favore e voglio per tu amore soggettrmi al tormento. Ma pregasi Cupido ch’assista a’ tuoi diletti amico e fido. AUR.: Cantiam, cantiam a tre »Amor, di nostra fe’« La sai? ELFTE SZENE Vafrillo, Aurilla, Rudione VAF.: Aurilla, meine Aurilla, ich kann nicht fern von deiner einzigartigen Schönheit bleiben. Wie der Fluss zum Meer, muss ich zu dir kommen. AUR.: Ich habe einen viel schöneren Liebhaber gefunden als dich: Hier ist er, schau ihn an. (Vafrillo, verspotten wir dieses verliebte Monster, lachen wir es aus). VAF.: (Ja, ja) Wenn du mich verlässt, mein kostbarer Schatz, verliere ich meine Seele und sterbe. RUD.: Mein freundlicher Gastgeber, wenn deine Höflichkeit, die mich schon verpflichtet, den verhungerten Rudione wieder ins Leben geholt hat, bitte, erfülle meine neue Begierde: Solange ich noch hier bin überlasse mir diese Schöne. Heile die Malaise, die du selbst verursacht hast: Dein prächtiges Gastmahl ist der Grund meiner neuen Lust. AUR.: Was erlaubst du dir? Niemand kann über mich bestimmen: Ich bin frei und freiwillig gebe ich mich dir hin. VAF.: Da mein Schicksal es so will, nehme ich dieses Übel an. Ich tue dir diesen Gefallen und dir zu Liebe werde ich diese Qual über mich ergehen lassen. Wir sollten aber Amor bitten, deiner Freude wohlgeneigt und treu beizustehen. AUR.: Singen wir zu dritt »Amor, von unserer Treue«, kennst du dieses Lied? VAF.: Ja, ja, ich kenne es. 35 VAF.: La so, la so. RUD.: Ich werde mitsingen. RUD.: Anch’io vi seguirò. AUR., VAF., RUD. a tre: Amor, di nostra fe’ stringi, deh stringi i nodi e faccia tua mercé che il cor le tue dolcezze e gusti e godi: proteggi i nostri ardori, spargi, spargi il tuo mel sui nostri amori. AUR., VAF., RUD. à tre: Amor, schnüre bitte die Bänder unserer Treue fest, und Dank dir soll das Herz die Wonne der Liebe kosten und genießen. Beschütze unsere Leidenschaft, begieße unsere Liebe mit Honig. RUD.: Così, cosÌ partite? Così voi mi schernite? So verlasst ihr mich? So verhöhnt ihr mich? Wo bleibt ihr hübschen Mädchen: ein schönes Antlitz, einen schönen Liebha- AUR.: Bel sembiante, bell’amante da baciar le verginelle, dove siete? Qui correte per baciarlo, oh donne belle. Vago labro di cinabro da dar baci in dolci amplessi. S’io’l toccassi, se’l baciassi sputerei fin che vivessi. RUD.: AUR.: ber RUD.: Meine Sinne, kehrt lieber zum Schlaf hin und wacht nicht mehr auf dieser Insel auf. Ich will nicht von euch mit Anregungen und Gedanken gequält sein. Dieses ungezogene Mädchen will mich nicht in ihren Armen haben. Schlaft lieber, ihr meine Sinne. RUD.: Senso mio torna, torna a tuoi sonni primieri, né mai più ti destar su questo scoglio. Esser da te non voglio tormentato co’ stimoli e pensieri. Non vuol questa villana in sen raccormi. Senso mio dormi, dormi. ZWÖLFTE SZENE Rosinda, Clitofonte SCENA DUODECIMA Rosinda, Clirofonte ROS.: Strane cose mi narri. Maledetti deliri, voi m’arrecaste in sen l’odiato pondo; seno impuro ed immondo, contaminato e infetto da gl’abborriti amplessi, de la tua viva fiamma unito al petto purga le sordidezze. Perdonate a l’offese, oh mie bellezze. CLIT.: Ohimè di gioia moro. Congiunto a questo seno, dolce e grato veleno gibt es hier zum Küssen. Oh ihr schönen Frauen, eilt herbei, um es zu tun. Zinnoberrote Lippen, zum Küssen in süßen Umarmungen. Wenn ich ihn anfassen würde, wenn ich ihn küssen würde, würde ich nachher mein Leben lang spucken. 36 ROS.: Seltsame Sachen erzählst du mir. Verdammtes Delirium: mit verhasster Last beschwerst du mein Herz. Unrein, dreckig, verdorben und verseucht durch die schrecklichen Umarmungen, läutere dich, mein Herz mit der feurigen Leidenschaft deines Geliebten. Vergib mir die Kränkungen, oh mein Schöner. CLIT.: Vor lauter Freude vergehe ich. Dieses süße, angenehme Gift, das ich wie Feuer brennend, in meiner Brust verspüre, bringt mich langsam um. ROS.: con qualità di foco m’uccide a poco a poco. Quai svenimenti, oh fido mi ti rendono esangue e semivivo? Vipera non son’io, Apri gli occhi, ben mio. CLIT.: Abbandonati i sensi, vicina a la tua bocca, uscir voleva l’anima da la mia per cangiar nido; s’interpose Cupido e ritornar la fece a’ primi offici. Negli Elisi felici del tuo petto bramava passar beata l’hore de la carcere sua, caro il mio core. SCENA DECIMATERZA Meandro, Rosinda, Clitofonte MEAN.: Amanti, intempestivi son gli scherzi e gl’amori. Uscir da questi errori tosto convien a voi. Nerea sdegnosa vi prepara prigion tetra e penosa. ROS.: Wieso vergehst du, mein Lieber, wieso wirst du so blass und kraftlos? Ich bin keine Natter, schau mich an, mein Schatz. CLIT.: In der Nähe deiner Lippen wollte meine Seele den Körper verlassen, um sich woanders einzunisten. Amor kam dazwischen und brachte sie an ihren ursprünglichen Platz zurück. Im glücklichen Paradies deines Busens sehnte sich meine Seele voller Wonne, gefangen zu bleiben, oh du mein Herz. DREIZEHNTE SZENE Meandro, Rosinda, Clitofonte MEAN.: Ihr Verliebten, ungelegen sind jetzt eure Scherze und Liebeleien. Es wäre für euch doch besser, diesen irreführenden Ort sofort zu verlassen. Die erzürnte Nerea bereitet euch düstere, leidvolle Gefangenschaft vor. ROS.: Meandro, Meandro. ROS.: Oh Meandro, Meandro. CLIT.: Oh du weiser Freund. CLIT.: Oh saggio amico. MEAN.: Turbe di Flegedonte in mille forme custodiscon l’uscita. Onda v’arreco che beuta da voi farà che cieco divenga ogni custode e ne’lor sibili deluse l’empie guardie, verrete a gl’invisibili invisibili. Ma per fuggir finché la fuga ha il varco, da l’incantata rete, ecco, l’acqua bevete. MEAN.: Höllische Scharen verschiedener Gestalt, bewachen den Ausgang. Ich habe euch dieses Wasser gebracht. Wenn ihr es trinkt, wird jeder dieser boshaften Wächter blind: Ihre Bedrohung wird so vereitelt sein und ihr für die auflauernden Wächter unsichtbar. Aber um aus dieser verzau- berten Falle, fliehen zu können, so lange es möglich ist, trinkt das Wasser schnell. ROS.: Ich nehme das Mittel. ROS.: Il rimedio ricevo. CLIT.: Schnell nehme ich es auch und trinke. CLIT.: Pronto la prendo e bevo. MEAN.: Beuta la salute con l’onde havete e risanati cori da le piaghe malnate. Homai vi ravivate MEAN.: Mit diesem Wasser habt ihr eure Rettung getrunken und eure Herzen von den schlimmen Wunden geheilt. Nun zünden euch die Funken der alten Liebesflamme wieder an. Ich merke schon, wie ihr die alten Gefühle wieder 37 de l’antiche faville a spenti ardori. Già, già scopro animarvi estinti affetti, onde prendo congedo e de’ miei studi a’ tetti lieto a le vostre vite io me ne riedo. SCENA DECIMAQUARTA Rosinda, Clitofonte ROS.: Thisandro il core invoca e l’anima le dice ch’è morto l’infelice. CLIT.: Nerea, questo sospiro per messaggier ti manda de le sue conversioni il convertito. Ei se ne viene ardito a te sua dolce e riaccesa face, sperando d’ottener perdono e pace. ROS.: Tu, tu morte li desti, crudel, cangiando ardore. Ne la tua colpa infida per vendetta t’uccida l’affanno, oh traditore. CLIT.: Dove sei? Vieni, vieni mio ravivato ardore a rallegrarmi il core de le bellezze tue con i baleni, dove sei? Vieni, vieni. SCENA DECIMAQUINTA Nerea, Clitofonte, Cillena, Rosinda NEREA: Ancor sei tu satollo di flagellarmi, oh bello mio tiranno, mio rubello? CLIT.: Testimoni veraci del mio cangiato intento questi humori ti sian del pentimento che parti rugiadosi il lume figlia e stilla, meta de’ miei riposi, calma del mio penar vaga e tranquilla. NEREA: Oh pentito adorato, s’il bene era insperato, morta mi havrebbe il repentino piacere. empfindet. Ich kann mich verabschieden: Froh über euer Glück kehre ich zu meinen Studien zurück. VIERZEHNTE SZENE Rosinda, Clitofonte ROS.: Mein Herz sehnt sich nach Thisandro und meine Seele sagt, dass der Armselige gestorben ist. CLIT.: Nerea, der Bekehrte schickt dir diesen Seufzer als Boten seiner Bekehrung. Er wagt es, zu dir, seiner süßen, wieder erweckten Leidenschaft zurückzukom- men, in der Hoffnung, Vergebung und Frieden zu finden. ROS.: Du, du hast ihn umgebracht, du grau- sames Herz, indem du dich einer ande- ren Liebe zugewandt hast. Wegen deiner schlimmen Schuld, du Verräter, soll dich aus Rache der Kummer umbringen. CLIT.: Wo bist du? Komm, komm, oh du meine erneute Liebe, erfreue mein Herz mit dem Glanz deiner Schönheit. Wo bist du? Komm, komm. FÜNFZEHNTE SZENE Nerea, Clitofonte, Cillena, Rosinda NEREA: Hast du mich noch nicht genug gequält, mein Schöner, mein Tyrann, mein Rebell? CLIT.: Zuverlässige Zeugen meiner geänderten Gefühle, meiner Reue sollen diese Tränen sein. Sie kommen aus meinen Augen, sie fließen, sie träufeln. Du bist das schöne und ruhige Ziel, an dem mein Leiden ein Ende finden wird. NEREA: Du bereust alles, oh mein Geliebter: Wenn ich jede Hoffnung auf Glück aufgegeben hätte, hätte mich die plötzliche Freude umgebracht. Dank des blinden Schützen, kehrst du doch 38 Gratie al bendato Arciere ritorni pur, ritorni ricuperata spene di queste braccia mie tra le catene. CILL.: De le tue gioie nove rinovata Reina, son stata indovina. ROS.: Mi son gl’altrui contenti spine acute e pungenti. CLIT.: Non vo’, non vo’ perdono, punisci il delinquente, ribellante nocente volontario mi rendo e m’imprigiono. Non vo’, non vo’ perdono, punisci il delinquente. NEREA: Punir ti vo’ ben sì, ma sieno i tuoi castighi mirati da la notte e non dal dì. Punir ti vo’ ben sì. ROS.: Io merto ogni tormento, ch’il mio guerriero ho spento. Sveni la vostra fede un’incostante, esempio ad ogni amante volubile, leggiera. Pera la rea d’infedeltade, pera, sveni la vostra fede un’incostante. De la mia vaneggiante traccio l’orme smarrite, da quei vezzi ingannato vago d’haver ferite. NEREA: La tua fama, oh guerriero, homai ritorni a’ tralasciati voli con le penne d’Amore; prove del tuo valore porti di novo a l’occidente, a l’orto, valorosa Rosinda, ecco il tuo morto. ROS.: Vive Thisandro, vive? Ed io non spiro zu den Ketten meiner Arme zurück, oh du meine wiedergewonnene Hoffnung. CILL.: Meine wieder erquickte Königin, ich hatte dein neues Glück vorrausgesehen. ROS.: Die Freuden Anderer wirken auf mich wie spitze, stechende Dornen. CLIT.: Nein, ich will keine Vergebung, bestrafe den Verbrecher, der untreu war und Leiden verursacht hat. Freiwillg stelle ich mich und will in die Gefangenschft. Nein, ich will keine Vergebung, bestrafe den Verbrecher. NEREA: Wohl will ich dich bestrafen, aber deine Strafe wird in der Nacht, nicht am Tag vollzogen werden. Wohl will ich dich bestrafen. ROS.: Ich verdiene jede Qual: Meinetwegen ist mein geliebter Krieger gestorben. Eure Treue soll eine Unbeständige niederschlagen, als Beispiel für jede wankelmütige, leichtsinnige Frau. Die der Untreue Schuldige soll sterben, eure Treue soll eine Unbeständige niederschlagen. LETZTE SZENE Thisandro, Nerea, Rosinda, Clitofonte, Cillena, Rudione SCENA ULTIMA Thisandro, Nerea, Rosinda, Clitofonte, Cillena, Rudione THIS.: 39 THIS.: Auf der Suche nach verlorenen Spuren der verwirrten Rosinda, sehne ich mich, von ihrem Reiz verzaubert, nach Liebeswunden. NEREA: Auf Amors Flügeln sollst du, ruhmreicher Krieger, nun zu den vernachlässigten Taten zurückkehren. Beweise der ganzen Welt erneut deine Tapferkeit. Rosinda, sieh da, deinen totgeglaubten Thisandro. ROS.: Lebt Thisandro, lebt er? Und wenn ich das sehe falle ich nicht tot um, ich, die Betrügerin, die Eidbrüchige, nel vederti spirante traditrice, spergiura, infida amante? Non so come abbracciarti: ne la colpa avvilito, non osa rimirarti, conscio de’suoi misfatti, l’occhio ch’ad altro oggetto sovvertí il core a consacrar l’affetto. THIS.: Ti rimetto il delitto, bella mia lagrimosa. In questo petto afflitto riedi, corri, riposa. Oh Dio, son tutto giaccio e pur stringo la fiamma e’l sole abbraccio. CLIT.: Resti il nostro furore da quei nodi sì stretti incatenato e l’odio esanimato cada tra quelle paci. Al suon de’nostri baci fugga la gelosia, raddoppiamo gli amplessi, anima mia. die treulose Geliebte? Ich weiß nicht, ob ich dich umarmen kann: Die wegen der Schuld niederge- schlagenen Augen wagen es, wohl bewusst ihrer Missetaten, nicht, dich anzuschauen, die Augen, die das Herz verleiteten, einem Anderen Liebe zu schenken. THIS.: Ich vergebe deine Schuld, meine in Tränen aufgelöste Schöne. An diese gepeinigte Brust kehre zurück, eile herbei, finde Ruhe. Oh Gott, ich erfriere und doch drücke ich fest an mich meine Flamme, umarme ich meine Sonne. CLIT.: Unsere Verrückheit soll durch feste Liebesbande eingekettet werden, der erloschene Hass soll durch den Frieden aufhören. Unsere innigen Küsse werden die Eifersucht verjagen, verdoppeln wir unsere Umarmungen, oh du meine Seele. ENDE DER OPER IL FINE Herausgeber Musikfestspiele Sanssouci und Nikolaisaal Potsdam gGmbH Wilhelm-Staab-Str. 10/11 D-14467 Potsdam Tel.: 0049-331-28 888 0 Fax: 0049-331-28 888 29 Email: [email protected] www.musikfestspiele-potsdam.de Redaktion Micaela v. Marcard Geschäftsführerin und Künstlerische Leiterin Dr. Andrea Palent Gestaltung Tim Hagedorn Produktionsleitung Oper Anke Derfert Umsetzung Maria Pfeiffer Übersetzung Libretto Serena Malcangi 40