Fairtrade-Schokolade-Guru Josef Zotter: „Wenn ich nach
Bangkok komm’,
und ich werde dort
mit der Limousine
abgeholt, dann ist
das für mich Oasch,
weil ich brauch’ das
nicht.“
Josef Zotter: Quando
arrivo a Bangkok e mi
vengono a prendere
con la limousine mi dà
fastidio, perchè non
mi serve.
WAS KOSTET DAS
(SÜSSE)GLÜCK,
Bei Josef Zotter
fährt die Schokolade
mit der Gondel
himmelwärts
HERR JOSEF ZOTTER?
Herr Zotter, Ihre Schokolade ist berühmt. Zotter-Schokolade aus der Steiermark ist wie Mozartkugeln aus Salzburg…
Wenn uns das wirklich gelingt, ist das natürlich
sensationell! (lacht, Anm.) Aber so weit sind wir
aus meiner Sicht noch nicht… Faktum ist, dass wir
immer noch ein Randsegment sind, aber das wollen wir auch. Wir wollen ja nicht „Masse“ sein…
biologisch ist und fair gehandelt. Alles, das ganze
Sortiment ist Fairtrade und Bio. Wir reflektieren
natürlich auf die Emotionen der Menschen. Mein
Einstieg bei Fairtrade, es ist auch eine Organisation klarer Weise, aber bevor wir hinzu kamen,
stand Fairtrade eher für die Jutesackphilosophie,
nach dem Motto „Man darf nix verdienen“,
„Wirtschaft ist was Schlimmes“.
Das Glück kann man bekanntlich nicht festhalten, auch Schokolade schmilzt im Mund…
Was fällt Ihnen dazu ein? Schokolade ist
doch auch...
…vergänglich. Schokolade ist nur gut, wenn sie
gegessen ist. Das ist wie beim Lebenszyklus eines
Weins. Schokolade hat nach drei Wochen ab Produktion ihren geschmacklichen Höhepunkt, hält
dann zwei Monate an, und dann baut sie ab, das
ist einfach so. Die kann man nicht konservieren,
ist auch nicht notwendig. Die Banderolen, dass
wir Kunst auf die Schokolade bringen, eignet
sich vielleicht zum Sammeln, aber weder der
Andreas (Anm. d. Red. : Andreas Huber-Kratze,
Freund von Josef Zotter und „Sein Künstler“, der
die Schokoladebanderolen äußerst kreativ gestaltet) Einmal fuhr ich durch einen Ort und sah
in einem Privathaus an der Fensterscheibe Zotter-Schokolade-Banderolen kleben. Hab ich mir
gedacht, na, auch witzig, aber (lacht, Anm.) Ich
weiß nicht recht, ob ich da stolz sein sollte oder
nicht… Ich glaube, das ist es nicht.
Nicht gerade sinnlich angelegt.
Nicht realistisch. Denn wer gegen Wirtschaft ist,
ist gegen Arbeit. So ist nun einmal unser System.
Wie kann man faitrade sein: Indem man gute superluxuriöse Produkte macht und dafür den entsprechenden Preis kriegt, denn was hilft’s, wenn
ich sag, ich kauf einen Kaffee, das kostet das Kilo
um 3 Euro mehr – und der ist nicht zum Saufen.
Das mach’ ich drei Mal, weil ich mir sage, dass es
sein muss, aber denn nehm’ ich doch wieder IllyKaffee oder sonst was. Da setzte ich an, um was
zu ändern. Fairtrade und Bio ist eins, aber zuerst
muss das Produkt superluxuriös und gut sein. Und
dass es dann Bio ist Und Fairtrade – das ist nicht
nur die Draufgabe, sondern das ist Ehrensache.
Deswegen spielen wir auch nie am Cover damit.
Denn aus meiner Sicht ist das kein Verkaufsargument. Almosen verteilen tun wir keine.
Wie kommt es zu einer neuen Schokoladesorte, küsst Sie das wie den Dichter die Muse?
Ich mache das immer so, zuerst schreibe ich die
Idee nieder und schicke dann das grobe Konzept,
was in der Schokolade drin sein wird, an meinen Künstlerfreund, den Andreas, und daraufhin
macht der Andreas dann ein Bild. Da z. B. ist
Sellerie, Trüffel und Portwein..oder hier: Zedernnuss, das sind optisch sibirische Früchte hier…
Das eröffnet einem Welten, wenn man die
Schokolade auswickelt.
Wir schreiben aber nicht Bio oder Faitrade groß
auf die Schokoladen drauf, obwohl alles von uns
Dort sind Ihre Plantagen…
Ja, und dort hab ich auch das richtige Reisegefühl. Dort komme ich hin, und es ist eine völlige
Veränderung, wo ich mich anpassen muss, weil
das die Leute nicht interessiert, ob ich als Supereuropäer super geschalt dorthin komme. Dort
bist du einer von ihnen, und sonst kannst dich
schleichen. Und wenn ich nach Bangkok komm’,
und ich werde dort mit der Limousine abgeholt,
dann ist das für mich Oasch, weil ich brauch’ das
nicht. Es ist immer das Gleiche, ob du in Syndny
oder Denver am Flughafen aussteigst, du hast
immer die gleichen Schilder, das gleiche Taxi,
die gleichen Hotels. Die Globalisierung ist längst
gegessen. Eine Monokultur auf der ganzen Welt
wird nicht funktionieren.
Text: Monika Wogrolly; Fotos: Nina Krok
Gegründet: 2007 • Erscheinungsort: Graz
Herausgeber & Medieninhaber: Living Culture KG, [email protected]
Geschäftsführung: Dr. Monika Wogrolly
Für den Inhalt verantwortlich: Art:Network, Ungergasse 40/20,
8020 Graz, [email protected]
Druck: Styria Druck, 8042 Graz • Auflage: 50 000 Stück
Vertrieb: hurtig & flink und Living Culture • Einzelpreis: € 1,90
Chefredakteurin: Dr. Monika Wogrolly, [email protected]
Stellvertr. Chefredakteur (Trieste): Lukas Wogrolly • Grafik/Layout: Magdalena Wind
Übersetzungen: Dr. Arrigo Iasbez (italienisch); Tatiana Lecomte (französisch)
Übersetzung & Lektorat: Lukas Wogrolly
Expertenbeirat: Dr. Arrigo Cipriani, Michelangelo Boem
Redaktion: Margret Hausegger, Michael Lippitsch, Nicole Fleischanderl • Fotos: Living Culture
Da Josef Zotter la
cioccolata viaggia con
la funivia verso
il cielo
QUANTO COSTA LA
(DOLCE) FELICITA',
SIGNOR JOSEF ZOTTER?
Signor Zotter, la sua cioccolata è famosa. La cioccolata
Zotter della Stiria è come i 'Mozartkugeln'di Salisburgo....
Quando ci riesce veramente, è naturalmente sensazionale! (ride,ndr)
Ma non siamo poi a mio parere ancora tanto avanti....Il fatto è che siamo
ancora sempre al margine ma è proprio questo che vogliamo. Non
vogliamo proprio far parte della 'massa'....
Da dove viene il cotone,chi produce, chi cuce gli occhielli.?
Se mi compro un paio di scarpe da 900 Euro e vengo a sapere che
una cucitrice del Bangladesh riceve per un paio di scarpe 1 Euro...ma
sempre più numerose imprese si piazzano e sono favorite. Da quando
noi lo facciamo...i nostri più vicini e grossi concorrenti Rittersport, sono
costretti a vendere un prodotto BIO e Fairtrade. Sono costretti per così
dire a stare sul mercato con noi perchè il consumatore di cioccolato o
ancor di più il degustatore già se lo aspetta che una cioccolata soddisfi ai
criteri BIO e Fairtrade: e qui abbiamo il compito di essere i primi.
Testo: Monika Wogrolly
Fotos: Nina Krok
IMPRESSUM / COLOFONE
Fondato nel: 2007 • Luogo di pubblicazione: Graz
Direttore responsabile: Living Culture KG, [email protected]
Gerenza: Dr. Monika Wogrolly
Vicedirettori: Art:Network, Ungergasse 40/20, 8020 Graz, [email protected]
Tipografia: Styria Druck, 8042 Graz • Distribuzione: hurtig & flink und Living Culture
Prezzo di vendita di una copia singola: € 1,90
Caporedattrice: Dr. Monika Wogrolly, [email protected]
Vice caporedattore (Trieste): Lukas Wogrolly • Art director: Magdalena Wind
Traduttori: Dr. Arrigo Iasbez (italiano); Tatiana Lecomte (francese)
Correttore: Lukas Wogrolly • Comitato degli esperti: Dr. Arrigo Cipriani, Michelangelo Boem
Redazione: Margret Hausegger, Michael Lippitsch, Nicole Fleischanderl • Fotografie: Living Culture
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