Über Tiere: Es ist nicht so einfach zu sagen, dass Tiere unbedingt weniger erfahren als wir – sie erfahren die Welt anderS PARLANDO DI ANIMALI: Non si può semplicemente dire che gli animali capiscono meno di noi uomini percepiscono il mondo in modo diverso Herr Nitsch, Sie komponieren die Musik der atmenden Töne und kennen auch viele Dirigenten und Musiker. Was verbindet Sie mit David Bowie? Ich kann da nur den Hut vor ihm ziehen. Ich mache keine Unterscheidung zwischen klassischer Musik und anderen Musikrichtungen. Er ist ein großer Ausdruckskünstler und ich vermag ihn sehr zu schätzen. Besteht zwischen Ihnen eine Freundschaft? Wir haben uns kennengelernt, und es besteht eine gegenseitige Achtung, mehr nicht. Trotz mehrfacher Begegnungen sind wir einander fremd geblieben. WELCHE BEZIEHUNG HABEN SIE ZU TIEREN, HERR PROFESSOR HERMANN NITSCH? Schloss Prinzendorf: Wir sind zum 3. Mal zu Gast in der niederösterreichischen Idylle. Während Frau Nitsch uns zum Mittagstisch lädt, zeigt sich der Meister von seiner tierlieben Seite. Teil I einer Reflexion Besitzt David Bowie Werke von Ihnen? Das weiß ich gar nicht, aber er hat Fotos von Aktionen für seine Bücher verwendet. Es ist interessant: Vor vielen Jahren hat David Bowie in Wien ein Konzert gegeben und er wollte die Werke von Egon Schiele sehen. Es gab aber einen Streik und im Zuge dessen kein Geld und kein Aufsichtspersonal. Er hat dann interveniert und irgendwer hat dann die Aufsicht bezahlt, und er durfte dann Klimt, Schiele, Gerstl und andere sehen. Er hat sich immer sehr für die Wiener Kunst interessiert. Hermann Nitsch im Gespräch mit LIVING CULTURE: „Ich glaube nicht, dass ich die Leute kränke. Das sind ja auch alle Aggressionsbündel, und wenn sie etwas nicht verstehen, reagieren sie niedrig und gemein, um es so zu sagen.“ „Non credo di avvilire le persone. Sono solo pretesti perché non capiscono qualcosa e reagiscono in maniera vile e cattiva, per cosi´ dire.” Welche Beziehung haben Sie zu Tieren? Sie sind mir wichtig, Begleiter im Leben ÜBER KUNST: und große Rätsel. Es ist nicht so einfach zu sagen, dass Tiere Ich bin der Meinung, unbedingt weniger dass Kunst im Allgemeierfahren als wir – sie erfahren die Welt an- nen nicht nur laben soll. Sie ders. Das ist natürlich soll zutiefst ergreifen, und eine Kritik an Heidegger. Er sagt, Tiere ha- dazu gehört auch, dass man ben eine „Weltarmut“ bis an die Schmerzgren– das würde ich mich nicht getrauen so zu ze geht. sagen. Sie haben sehr stark in die Tiefe gehende Sinne und haben oft ein sehr schönes vegetatives Dasein. Denken Sie nur an eine Kuh mit ihren vielen Mägen, die ihr Leben wiederkäuend verbringt. Bei vielen Tieren, gerade bei Schafen, Kühen, Ziegen und so weiter bedeuten Essen und Arbeit eine Einheit. LIVING COMMENT Living ART CARITAS Direktor IL DIRETTORE DELLA CARITAS Dr. Franz Küberl zu Nitsch ... Ich persönlich glaube ja, dass Gott vom Menschen nicht beleidigt werden kann. Es können Menschen von Menschen beleidigt sein. Wenn Gott beleidigt werden könnte, müsste er sich schon abgewandt haben – wenn man die letzten 4.000 Jahre anschaut, in denen es Aufzeichnungen darüber gibt, was Menschen einander, und in Wirklichkeit auch dem Herrgott, antun. Und wenn ich mir im Vergleich dazu Nitsch anschaue, glaube ich nicht, dass er derjenige ist, der Gott aus der Ruhe bringen könnte. LIVING CULTURE wurde von Hermann Nitschs Gattin Rita nach dem Interview zum Mittagessen in Schloss Prinzendorf eingeladen (Risotto mit Pilzen) Il team di Living Culture dopo l´intervista sono stati invitati a pranzo (risotto ai funghi) da Hermann Nitsch e sua moglie Rita Bei Raubtieren ist das anders, sie lauern, war- in die Reihe der Städte aufgenommen worden, ten, die Anspannung wird groß und schließlich die gegen mich protestiert haben. kommen sie zum Essen. Und Hunde müssen warten, bis sie von uns was zu essen bekom- In Wien war es nicht so? men. [lächelt] Früher sind sie ja in Rudeln durch [lächelt] In Wien, im Sinne dessen dass es meidie Wälder gezogen und haben sich gemeinsam ne Heimat ist, war es viel ärger. Ich bin dort ja ernährt. Es ist interesdreimal eingesperrt sant, wie weit sich Ar- ÜBER DAVID BOWIE: worden. In Graz war beit und Essen teilen ich immer nur ein bisslässt. chen Gast. Wir haben uns kennengelernt und es besteht eine gegenseitige Achtung, mehr nicht. Trotz mehrfacher Begegnungen sind wir einander fremd geblieben. Was verbinden Sie mit Graz? Ich habe Graz in den sechziger Jahren bewundert, weil dort viel für Kunst getan wurde: Handke, Roth, Kolleritsch mit seiner Zeitung, Oswald Wiener wurde abgedruckt – irgendwie hat es für mich künstlerischer Aufbruch bedeutet. Mich selber haben die Grazer aber nie so geliebt: 1981 gab es eine Ausstellung von mir im Kulturhaus, da haben sie einen Misthaufen davor abgeladen. In den Kasematten gab es auch einmal eine Aufführung von mir, da wurde im Vorfeld auch sehr viel polemisiert. Mehr als in anderen Städten? Nein, durchaus nicht. Sagen wir es so: Graz ist COSA LA LEGA A DAVID BOWIE, PROFESSOR NITSCH? Castel Prinzendorf: Siamo ospiti per la seconda volta nell´idilliaca austria bassa. Mentre la sig.ra Nitsch ci invita a pranzo (zuppa di zucca e risotto ai funghi), il maestro ci parla della sua arte. Cosa La collega a David Bowie? Non posso che togliermi il capello di fronte a lui. Non faccio distinzioni tra musica classica e altri tipi di musica. E´ un grande artista d´effetto e lo stimo molto. C´e´ un´amicizia fra voi? Ci siamo conosciuti e c´e´ un rispetto reciproco ma nient´altro. Nonostante i numerosi incontri siamo rimasti estranei. David Bowie possiede delle sue opere? Non lo so´ ma ha utilizzato foto di una performance per i suoi libri. E´ interessante: anni fa David Bowie ha dato un concerto a Vienna e voleva vedere le opere di Egon Schiele. C´e´ stato uno sciopero e per questo motivo mancavano soldi e personale tecnico. E´ intervenuto lui stesso e qualcuno ha pagato il personale. In questo modo Früher wurden Sie eingesperrt. Wie ist jetzt die Reaktion auf Ihre Kunst? Ich glaube, jetzt tun sie mir nichts. Sie haben mich auch eingeladen, im Künstlerhaus eine Ausstellung zu machen über mich und meine Freunde. Wie deuten Sie diesen Effekt der Aggression gegen Sie, die Verhaftungen, die Kritik? Das hat man auch mit anderen gemacht. Mit Schiele zum Beispiel, mit Kokoschka. Neues hat immer mit Tabubruch zu tun. Die Wilden sind gestorben, wenn sie Tabus gebrochen haben: Sie sind abseits in den Wald gegangen, um zu sterben. Heute ist es noch immer schwierig, ha potuto vedere Klimt, Schiele, Gerstl e altri. Si e´ sempre interessato per l‘arte viennese. Che rapporto ha con gli animali? Sono importanti compagni di vita e un grande enigma. Non si può semplicemente dire che gli animali capiscono meno di noi uomini - percepiscono il mondo in modo diverso. Questa ovviamente e´ una critica a Heidegger che sostiene che gli animali hanno una “cognizione povera del mondo”- io non oserei affermare una cosa simile. Hanno una profonda sensibilita´ e spesso assumono uno stato vegetativo affascinante. Pensi semplicemente ad una mucca ed al suo sistema digestivo, che le impone di trascorrere la vita ruminando. Per molti animali come pecore, mucche, capre ecc. il cibo e il lavoro rappresentano un´unita´. Gli animali da preda sono diversi: tendono agguati, aspettano, la tensione aumenta e solo alla fine di questo processo si possono cibare. I cani devono aspettare l’uomo per nutrirsi. Un tempo si muovevano in branco per i boschi e insieme si procacciavano il cibo. E´ interessante come possa essere condiviso lavoro e cibo. Cosa La collega con Graz? Ho ammirato Graz negli anni sessanta perche´ e´ stato fatto molto per l´arte: Handke, Roth, Kolleritsch con il suo giornale, sono state pubblicate le opere di Oswald Wiener - in un certo senso questo per me e´ stato entrare nel mondo dell’arte. La gente di Graz non mi ha mai amato particolarmente: nel 1981 in occasione di una mia mostra al Kulturhaus hanno scaricato della spazzatura davanti all´entrata. Alle Casematte c´e´ stata una mia rappresentazione ma anche questa e´ stata criticata molto. E’ stato criticato maggiormente rispetto ad altre citta´? Assolutamente no. Diciamo cosi: Graz fa parte di quelle citta´ che hanno protestato nei miei confronti. ... Non ho problemi con Nitsch. Egli rappresenta in parte una forma arcaica dell´arte.Per esempio con le sue immagini dinamiche (lancio di colori o di sangue animale sulle tele). Personalmente penso che Dio non possa essere offeso dagli uomini. Gli uomini possono essere offesi da altri uomini. Se Dio potesse essere offeso, si sarebbe dovuto gia´ allontanare dagli uomini. Se osserviamo gli ultimi 4.000 anni, troviamo documenti che mostrano cosa fanno gli uomini reciprocamente e anche cosa fanno al Signore. E se faccio un confronto con Nitsch, non penso che sia la persona che potrebbe far perdere la pazienza a Dio. ein Tabu zu verletzen, aber muss deshalb nicht gleich sterben. Meinen Sie, dass Sie durch diese Kränkung, die Sie der öffentlichen Meinung zugefügt haben, der Menschheit einen Gefallen getan haben? Ich glaube nicht, dass ÜBER GRAZ: ich die Leute kränke. Das sind ja auch alle AgMich selber haben die gressionsbündel, und wenn sie etwas nicht Grazer aber nie so verstehen, reagieren sie niedrig und gemein, geliebt: 1981 gab es eine um es so zu sagen. Ausstellung von mir im Ist Ihre Kunst zu ver- Kulturhaus, da haben sie stehen? Können Sie einen Misthaufen davor es uns erklären? abgeladen. Hier sehen Sie mein neues Buch, „Das Sein“, es hat 1080 Seiten. Text: Monika Wogrolly Fotos: Living Culture A Vienna non è stato lo stesso? [ride] A Vienna, dal momento che e´ la mia città natale, e´ stato molto peggio. Li sono stato rinchiuso tre volte. A Graz sono stato sempre un po´ ospite. E’ stato incarcerato. Qual´e´ adesso l´atteggiamento nei confronti della sua arte? Penso che adesso non mi farebbero niente. Mi hanno anche proposto di esporre mie opere e quelle di alcuni amici presso il Künstlerhaus. Come vede l´aggressione contro di lei, gli arresti, le critiche? E´ successo anche a altri. A Schiele, ad esempio, a Kokoschka. Ultimamente ha sempre a che fare con argomenti tabu. I membri di popolazioni RIGUARDO ALL´ARTE: tribali se commettevano un tabu dovevano Sono dell´opinione morire: andavano lontano nel bosco a moche l´arte in generale rire. Oggi e´ ancora difnon debba solo confortare, ficile rompere un tabu ma non bisogna per ma anche commuovere nel questo morire immedi- profondo e questo significa atamente. raggiungere il limite, il dolore. Vuol dire che con questa offesa, che ha mostrato all´opinione pubblica, ha fatto un favore all´umanita´? Non credo di avvilire le persone. Sono solo pretesti perché non capiscono qualcosa e reagiscono in maniera vile e cattiva, per cosi´ dire. La sua opera è comprensibile? Ce la puo´ spiegare? Guardi qui ho una copia di „L´essere“, ha 1080 pagine. testo: Monika Wogrolly; foto: Living Culture