PORTRÄT
PORTRAIT RITRATTO
Ergothérapie
Erfahrene Hände:
Jeannette Pipoz (l.)
mit ihrer Patientin
Anita Baader.
Deux femmes, quatre mains
Des mains expertes:
Jeannette Pipoz (à g.)
avec sa patiente Anita
Baader.
Les doigts de Jeannette Pipoz ont déjà palpé d’innombrables articulations.
Depuis près de trois décennies, l’ergothérapeute bâloise s’occupe de
mains malades, fortement sollicitées et blessées. Notamment de celles
d’Anita Baader. Texte: Simone Fankhauser, Photos: Susanne Seiler
Mani esperte: Jeannette
Pipoz (sx.) con la sua
paziente Anita Baader.
Le rideau en coton blanc se balance
doucement au rythme de l’air pulsé par
le petit ventilateur. De l’autre côté de
la fenêtre ouverte, on peut entendre le
gazouillis des moineaux. Le thermomètre affiche près de 35 degrés Celsius
en cet après-midi de juin. Mais les
deux femmes assises au bureau étroit ne
se laissent pas distraire. Le souffle du
ventilateur leur caresse les jambes,
tandis que l’une des deux tient la main
de l’autre. «Est-ce que je vous fais
mal?», demande Jeannette Pipoz en
caressant le dos du majeur de sa voisine.
L’ergothérapeute travaille dans le
domaine de la réhabilitation de la main
Ergotherapie
Zwei Frauen, vier Hände
Unzählige Gelenke haben die Finger von Jeannette Pipoz bereits ertastet.
Seit fast drei Jahrzehnten kümmert sich die Basler Ergotherapeutin
um kranke, überbelastete und verletzte Hände. Unter anderem um die von
Anita Baader. Text: Simone Fankhauser, Fotos: Susanne Seiler
Der weisse Baumwoll-Vorhang wiegt
sich sanft im Rhythmus, der ihm der
kleine Ventilator vorgibt. Durch das
geöffnete Fenster dringt das Zwitschern
der Spatzen. Fast 35 Grad Celsius
zeigt das Thermometer an diesem Juninachmittag in Basel. Davon lassen
sich die beiden Frauen am schmalen Pult
nicht stören. Der Hauch des Ventilators
streicht ihnen um die Beine, während die
eine die Hand der anderen hält. «Tut
das weh?», fragt Jeannette Pipoz und
streicht über den Mittelfinger ihres
Gegenübers. Seit 26 Jahren arbeitet die
Ergotherapeutin in der Handrehabilitation. Und das, obwohl sie sich diesen
Bereich als frisch diplomierte Berufsfrau
etwas einseitig vorgestellt hatte. Heute
kann sie über dieses Vorurteil nur
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Rheumaliga Schweiz – forumR – 3/2013
schmunzeln. Die Beschwerden, mit
denen sie tag täglich konfrontiert ist,
sind so unterschiedlich, wie ihre
Klientinnen und Klienten selber.
Eine davon ist Anita Baader. Jahrgang
1952, verheiratet, Mutter zweier
erwachsener Kinder, seit 22 Jahren
Lehrerin an der Primarschule Gelterkinden, neun davon als Schulleiterin.
Mit etwa 40 Jahren begann ihre Hand
nachts einzuschlafen. Ausgerechnet die
Linke, ihre starke Hand. Der Besuch
beim Arzt brachte 2006 die Gewissheit:
Karpaltunnelsyndrom. Obwohl die
Ergebnisse der neurologischen Untersuchung schlecht ausfielen, interpretierte
Baader die Aussagen des Arztes so,
dass sie den eingeklemmten Nerv nicht
sofort operativ befreien müsse. «Das
war meine persönliche Wahrnehmung,
weil ich es mir damals als Schulleiterin
nicht leisten konnte, länger auszufallen»,
sagt sie heute. Die Beschwerden
wurden schlimmer, längere Autofahrten
zur Qual. 2010, nach Abgabe der
Schulleitung, entschied sich Baader für
die Operation. Nicht nur der Leidensdruck half ihr bei der Entscheidung:
«Meine Mutter lebte mit der gleichen
Diagnose, liess sich aber nicht operieren.
Am Schluss konnte sie in den Fingern
nichts mehr spüren.» Ein Albtraum für
die leidenschaftliche Zeichnerin.
Jetzt sitzt die 61-jährige auf einem
Hocker. Hinter ihr steht Jeannette Pipoz
und führt mit sanftem Druck ihre
Schultern. «Bringen Sie das Schulterblatt
nach hinten unten. Wenn Sie jetzt das
Glas vor Ihnen hochheben, haben Sie
weniger Belastung auf den kleinen
Fingergelenken und im Handgelenk»,
depuis 26 ans. Jeune diplômée, elle
s’imaginait pourtant que ce domaine
était quelque peu unilatéral. Quand elle
y repense aujourd’hui, elle ne peut que
sourire de ce préjugé. Les douleurs
auxquelles elle est confrontée chaque
jour sont aussi diverses que sa clientèle.
L’une de ses clientes est Anita Baader.
Née en 1952, mariée, mère de deux
grands enfants, enseignante depuis
22 ans à l’école primaire Gelterkinden,
dont neuf comme directrice. C’est vers
l’âge de 40 ans que l’une des mains
d’Anita a commencé à s’engourdir.
Comble de malchance, c’était la gauche,
Ergoterapia
Due donne, quattro mani
Le dita di Jeannette Pipoz hanno esplorato innumerevoli articolazioni.
Da quasi trent’anni l’ergoterapista di Basilea si occupa di mani lesionate,
malate e sottoposte a forti sollecitazioni. Tra queste, anche le mani di
Anita Baader. Testo: Simone Fankhauser, Foto: Susanne Seiler
La tenda di cotone bianca si muove
dolcemente al ritmo di un piccolo ventilatore. Dalla finestra aperta si sente il
cinguettio dei passerotti. Il termometro
segna quasi 35 gradi Celsius in questo
pomeriggio di giugno basilese. Ma ciò
non sembra disturbare le due donne,
sedute a una stretta scrivania. Il soffio
del ventilatore accarezza le loro gambe,
mentre una delle due donne tiene la
mano dell’altra. «Fa male?», chiede
Jeannette Pipoz, sfiorando il dito medio
dell’interlocutrice. Da 26 anni l’ergoterapista lavora nel settore della riabilitazione delle mani. E questo, nonostante
subito dopo il diploma professionale
considerasse questo settore piuttosto
limitato. Oggi sorride al pensiero di
questo pregiudizio. I disturbi di cui si
occupa quotidianamente sono molto
diversi tra loro quanto le sue e i suoi
clienti.
Anschauliche Einführung in die Anatomie.
Introduction concrète à l’anatomie.
Una chiara introduzione all’anatomia.
Una di queste clienti è Anita Baader.
Classe 1952, sposata, madre di due figli
ormai adulti, da 22 anni lavora come
insegnante alla scuola primaria di Gelterkinden, nove dei quali come direttrice. All’età di circa 40 anni, di notte, la
sua mano ha cominciato a intorpidirsi.
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PORTRÄT
PORTRÄT
Koordinationsübung der Handgewölbemuskulatur mit dem Ball: der Greifimpuls kommt
aus dem Zentrum der Hand und nicht aus den
Fingern.
Exercice de coordination de la musculature de
la voûte de la main avec une balle: l’impulsion
Anita Baader
Jahrgang: 1952
Aufgewachsen: in Buus, BL
Familie: Verheiratet, ein
Sohn (33) und eine
Tochter (31)
Beruf: Lehrerin an der Primarschule Gelterkinden, geht
Ende Schuljahr in Pension
Beschwerden: Karpaltunnelsyndrom,
Springfinger, Dupuytren
Motivation: «Meine Hände sind mir sehr
wichtig, denn ich arbeite gerne mit ihnen.
Wenn ich jetzt pensioniert werde, möchte ich
beim Malen keine Beschwerden haben.»
Année de naissance: 1952
A grandi à: Buus, BL
Situation de famille: mariée, un fils de 33
ans et une fille de 31 ans
Profession: enseignante à l’école primaire
Gelterkinden, prendra sa retraite à la fin de
l’année scolaire
Douleurs: syndrome du canal carpien, doigt
à ressaut, Dupuytren
Motivation: «Mes mains sont très importantes pour moi car j’aime travailler avec.
Maintenant que je vais prendre ma retraite,
j’aimerais ne ressentir aucune douleur en
dessinant.»
Anno di nascita: 1952
Cresciuta a: Buus, BL
Famiglia: sposata, un figlio (33) e una
figlia (31)
Professione: insegnante alla scuola primaria
di Gelterkinden, a fine anno scolastico
andrà in pensione
Disturbi: sindrome del tunnel carpale,
tendovaginite, Dupuytren
Motivazione: «Le mani sono per me molto
importanti, ci lavoro volentieri. Quando sarò
in pensione, vorrei poter dipingere senza
problemi.»
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de prise en main vient du centre de la main
et non des doigts.
Esercizi di coordinazione con la palla per la
muscolatura dell’arco della mano: l’impulso
ad afferrare parte dal centro della mano e
non dalle dita.
erklärt die Therapeutin. Und gesteht,
dass es für sie selbst eine Herausforderung sei, immer in gut koordinierter
Haltung zu arbeiten. «Ich versuche
selber eine gute Körperhaltung zu haben
und die Ergonomie zu berücksichtigen.»
Trotzdem ist auch sie nicht davor gefeit,
ihre Gelenke zu stark zu belasten.
Nicht bei der Arbeit. Denn das breite
Spektrum an ergotherapeutischen Massnahmen ermöglicht ihren Händen immer
wieder Abwechslung. Aber zuhause, da
ist manchmal selbst die Fachfrau leichtsinnig. Wie letztes Jahr, als sie vor den
Ferien unbedingt den Garten in Ordnung
bringen wollte. «Ich habe danach am
eigenen Leib gespürt, wie stark die
Schmerzen an einem ganz kleinen
Gelenk sein können und wie einschränkend das für die ganze Hand ist.»
Aber so lerne man, meint die Baslerin.
Dass es aber auch anders geht, versucht
sie jedem ihrer Klienten zu vermitteln.
Deshalb ist Pipoz immer dankbar, wenn
der zuweisende Arzt die Patienten zu ihr
schickt, bevor deren Leiden chronisch
sind. Je früher, umso besser – das lehrt
sie ihre langjährige Berufserfahrung.
«Durch die Optimierung des Bewegungsverhaltens lassen sich die Hände oft
schon stark entlasten.» Die Wahrnehmung des eigenen Körpers und die Bewegung, die hinter einer Tätigkeit steckt,
sind die zentralen Elemente in der
Ergotherapie. Das Ziel der Behandlung
sei immer, dass die Patienten wieder
selbständig werden. Oder zumindest so
selbständig wie möglich, falls sie
aufgrund von Krankheit oder Unfall
beeinträchtigt sind. In der ersten Therapiestunde hört Pipoz deshalb ihren
Klienten ganz genau zu. Erkundigt sich
nach ihren Beschwerden und filtert
heraus, was sie nicht mehr machen
können, aber gerne wollen und wo sie
eingeschränkt sind. «Es geht darum die
Haben Rücken und
Schultern eine
korrekte Position
werden auch die
Gelenke der Hand
weniger belastet.
Lorsque le dos et les
épaules sont dans une
position correcte, les
articulations de la
main sont également
moins sollicitées.
Se schiena e spalle
mantengono una
posizione corretta,
allora anche le
articolazioni della
mano subiscono
meno sollecitazioni.
Schmerzen zu minimieren und Aktivität
zu ermöglichen, denn tätig sein ist
ein Grundbedürfnis des Menschen.»
Bei Anita Baader war es vor allem das
Zeichnen. Das konnte sie zwar noch,
als sie mit der Therapie begann, aber sie
hatte Angst, dass es plötzlich nicht
mehr geht. Denn mit der Operation des
Karpaltunnels waren Baaders Handbeschwerden nicht einfach vom Tisch.
«Ich war enttäuscht, dass meine Hand
nach der Operation geschwollen blieb»,
sagt die Lehrerin. Der Arzt erklärte ihr,
sie hätte komplexere Probleme, das Karpaltunnelsyndrom sei nur eines davon.
Kurz darauf hatte sie Beschwerden
am Daumen. Diagnose: Schnappfinger.
Im Oktober 2011 wurde ein Ringband in
ihrem Daumen operiert. Im Juli 2012
folgten Zeig- und Mittelfinger. Der Arzt
diagnostizierte anschliessend einen
beginnenden Dupuytren, eine Erkrankung des Bindegewebes der Handinnenfläche. «Er war überzeugt, dass die
Ergotherapie bei mir viel bringt. Und so
bin ich bei Frau Pipoz gelandet», sagt
Anita Baader und übt mit dem kleinen
farbigen Ball das Handgewölbe zu
aktivieren.
Wie lange eine Therapie dauert, hängt
von zwei Faktoren ab: Einerseits
bestimmt der Schweregrad der Beeinträchtigung, ob die vom Arzt verschriebenen neun Behandlungen oder mehr
nötig sind. Aber auch die aktive
Beteiligung der Klienten am Behandlungsablauf hat einen grossen Einfluss.
«Es ist mir wichtig, dass die Patienten
verstehen, was ihrem Körper gut tut
und was nicht. Im Idealfall erlangen sie
selber Bewegungskompetenz und
können das Gelernte auch bei einem
neuen Problem anwenden», betont
Jeannette Pipoz. Einen Einblick in die
Anatomie der Hände und Arme gehört
für sie in jedes Behandlungsprogramm.
Auch wenn der Ablauf sonst von
Patientin zu Patient völlig individuell
ist. «Wenn ich sehe, dass die Informationen und Instruktionen angekommen
sind, geht es um die Umsetzung im
Alltag. Sind Fortschritte da, beende ich
die Therapie.» So wie im Fall von
Anita Baader. In nur sechs Sitzungen hat
sie gelernt, wie sie bei den Alltagsverrichtungen und dem Zeichnen die Hände
einsetzen kann, ohne dass ihre Finger
ungünstigen Belastungen ausgesetzt
sind.
Pipoz begleitet ihre Patientin bis zur
Praxistüre. «Alles Gute und es würde
mich freuen, wenn wir uns wieder
einmal sehen. Es muss aber nicht
unbedingt in der Praxis sein», lacht die
Therapeutin und drückt Anita Baader
zum Abschied die Hand. Dann geht sie
über die knarrenden Dielen zurück in
den Behandlungsraum. Baaders blaue
Krankenakte liegt noch immer auf dem
Tisch. Mit den Patienten sei es ähnlich
wie mit den eigenen Kindern, die
selbständig werden, sagt die zweifache
Mutter. «Wenn ich sehe, dass sie ihren
Alltag wieder besser bewältigen können,
bin ich stolz, dass ich sie auf ihrem
Weg ein Stück begleiten konnte», fügt
Pipoz an und wird nachdenklich. Sie
kennt auch die anderen Geschichten, die
ohne Happyend. Aber heute durfte sie
wieder jemanden in die Selbstständigkeit entlassen. Die Ergotherapeutin
schliesst das Fenster und knipst den
Ventilator aus. I
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PORTRAIT
Die rechte Hand wurde dreimal operiert.
La main droite a été opérée trois fois.
La mano destra è stata operata tre volte.
la main dominante d’Anita. Après
consultation du médecin en 2006, elle
était fixée: syndrome du canal carpien.
Bien que les résultats de l’examen
neurologique fussent mauvais, Anita
Baader a interprété les propos du
médecin de telle sorte qu’une opération
pour libérer le nerf pincé n’était pas
nécessaire dans l’immédiat. «C’était ma
perception à moi, parce qu’à l’époque,
en tant que directrice d’école, je ne pouvais pas me permettre de m’absenter
trop longtemps», dit-elle aujourd’hui.
Les douleurs ont empiré, les trajets en
voiture prolongés devenaient une
torture. En 2010, après avoir quitté son
poste de directrice, Anita a décidé de se
faire opérer. Ce n’est pas seulement la
souffrance qui l’a aidée à prendre cette
décision: «Ma mère vivait avec le même
diagnostic, mais elle ne s’est pas fait
opérer. A la fin, elle ne sentait plus rien
dans ses doigts.» Un cauchemar pour
cette passionnée de dessin.
A présent, cette femme de 61 ans est
assise sur un tabouret. Derrière elle se
tient Jeannette Pipoz, qui lui masse
doucement les épaules. «Mettez votre
omoplate en arrière et vers le bas. Si
vous levez maintenant le verre devant
vous, les petites articulations de vos
doigts et votre poignet sont moins
sollicités», explique la thérapeute. Avant
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Rheumaliga Schweiz – forumR – 3/2013
PORTRAIT
Massagen sind ein wichtiger Bestandteil der Handrehabilitation.
Les massages sont un élément important de la réhabilitation de la main.
I massaggi costituiscono una parte importante della riabilitazione delle mani.
d’avouer que travailler dans une
position bien coordonnée est un défi
même pour elle. «J’essaie moi-même
d’adopter une bonne posture et de tenir
compte de l’ergonomie.» Malgré cela,
elle non plus n’est pas à l’abri d’une
sollicitation trop forte de ses articulations. Pas au travail, car le large spectre
de mesures ergothérapeutiques offre
aux mains des mouvements toujours
nouveaux. Mais à la maison, elle
manque parfois de prudence, toute
professionnelle qu’elle est. Comme l’an
dernier, lorsqu’elle a absolument voulu
mettre de l’ordre dans le jardin avant
les congés. «J’ai ensuite ressenti personnellement combien les douleurs au
niveau d’une toute petite articulation
pouvaient être fortes, et toutes les
limitations que cela engendre pour toute
la main.» Mais c’est ainsi que l’on
apprend, dit-elle.
Cependant, ce qu’elle tente de transmettre à chacun de ses clients, c’est qu’il
peut en être autrement. C’est pourquoi
J. Pipoz est toujours reconnaissante aux
médecins qui lui envoient des patients
avant que les souffrances de ces derniers
ne soient chroniques. Le plus tôt est le
mieux, comme le lui enseignent ses
nombreuses années d’expérience professionnelle. «Souvent, en optimisant ses
mouvements, on soulage déjà nettement
ses mains.» La perception de son propre
corps et le mouvement qui se cache
derrière chaque activité sont les
éléments centraux dans l’ergothérapie.
L’objectif du traitement est toujours de
permettre aux patients de retrouver
leur autonomie. Ou tout au moins de les
faire se sentir aussi autonomes que
possible dans le cas où ils sont affectés
par une maladie ou un accident. Au
cours de la première séance de thérapie,
J. Pipoz écoute donc ses clients très
attentivement. Se renseigne sur leurs
douleurs et en conclut les choses qu’ils
ne peuvent plus faire mais qu’ils
aimeraient encore faire, et à quelles
limites ils se heurtent. «Il s’agit de
minimiser leurs douleurs et de leur permettre d’être actifs, car l’activité est un
besoin fondamental de l’être humain.»
Pour Anita Baader, il s’agissait surtout
du dessin. Elle pouvait certes s’adonner
à son loisir lorsqu’elle a commencé la
thérapie, mais elle craignait que cela ne
soit subitement plus possible. Car ce
n’est pas l’opération du canal carpien
qui a stoppé les douleurs à la main d’A.
Baader. «J’étais déçue que ma main
reste gonflée après l’opération», dit
l’enseignante. Le médecin lui a expliqué
qu’elle avait des problèmes plus
complexes, le syndrome du canal carpien
n’étant que l’un d’entre eux. Peu de
temps après, Anita Baader a ressenti des
douleurs au pouce. Diagnostic: doigt
à ressaut. En octobre 2011, elle s’est fait
opérer d’un ligament annulaire dans
le pouce. En juillet 2012, ce fut au tour
de l’index et du majeur. Le médecin a
diagnostiqué ensuite un début de Dupuytren, une maladie du tissu conjonctif
de la paume de la main. «Il était convaincu que l’ergothérapie m’apporterait
beaucoup. C’est comme cela que je
suis arrivée chez Madame Pipoz», dit
Anita Baader en s’entraînant à activer la
voûte de sa main à l'aide d'une petite
balle de couleur.
La durée d’une thérapie dépend de deux
facteurs: d’une part, le degré de gravité
des troubles détermine si le nombre de
nouveaux traitements prescrits par le
médecin est suffisant ou non. Mais la
participation active des clients au déroulement du traitement exerce elle aussi
une grande influence. «Il est important
pour moi que les patients comprennent
ce qui fait du bien à leur corps et ce
qui n’est pas bon. Dans le cas idéal, ils
acquièrent eux-mêmes une certaine
compétence en matière de mouvement,
et peuvent également appliquer ce qu’ils
ont appris en cas de nouveau problème»,
souligne Jeannette Pipoz. Connaître
l’anatomie des mains et des bras fait
selon elle partie de tout programme de
traitement. Même si le déroulement
est sinon une affaire totalement propre
à chaque patient(e). «Quand je vois
que les informations et les instructions
ont bien été comprises, nous passons
alors à la mise en pratique quotidienne.
Lorsque les progrès sont là, je mets fin
à la thérapie.» Comme dans le cas
d’Anita Baader. En seulement six séances,
elle a appris à utiliser ses mains pour
s’acquitter de ses tâches quotidiennes et
dessiner, et ce sans exposer ses doigts
à des contraintes inutiles.
J. Pipoz raccompagne sa patiente jusqu’à
la porte du cabinet. «Bonne chance, et
sachez je serais ravie de vous revoir. Pas
forcément au cabinet, toutefois», dit la
thérapeute en riant et en serrant la main
d’Anita Baader pour lui dire au revoir.
Elle regagne ensuite la salle de soins en
empruntant un vestibule au plancher
craquant. Le dossier bleu d’A. Baader est
toujours sur la table. Les patients sont
comme ses propres enfants qui deviennent autonomes, explique J. Pipoz qui
est aussi mère de deux enfants. «Quand
je vois qu’ils peuvent à nouveau mieux
surmonter leur quotidien, je suis fière
d’avoir pu les accompagner un bout de
chemin sur cette voie», ajoute-t-elle,
pensive. Elle connaît aussi les autres
histoires qui n’ont pas une fin heureuse.
Mais aujourd’hui, elle a une fois de
plus aidé quelqu’un à retrouver plus
d’autonomie. L’ergothérapeute ferme la
fenêtre et éteint le ventilateur. I
Hilfe für den Alltag:
Anita Baader übt
den optimalen Krafteinsatz.
Aide pour le quotidien: Anita Baader
s’exerce à utiliser au
mieux sa force.
Aiuti per la vita
quotidiana: Anita
Baader si allena
per esercitare una
forza ottimale.
Jeannette Pipoz
Jahrgang: 1963
Aufgewachsen: in Basel
Familie: Verheiratet, einen
Sohn (20) und eine
Tochter(22)
Beruf: Ergotherapeutin mit
Schwerpunkt Handrehabilitation, seit 1994 selbständig
Energiequellen: «Meine Familie, die Natur,
beim Yoga und Velofahren.»
Die Hand…: «…ist ein Wunderwerk. Es ist
erstaunlich, dass wir damit ganz grobe Dinge
tun können, mit viel Kraftaufwand. Aber
auch ganz feine, wie einen Faden einfädeln.»
Année de naissance: 1963
A grandi à: Bâle
Situation de famille: mariée, une fille de
22 ans et un fils de 20 ans
Profession: ergothérapeute spécialisée dans
la réhabilitation de la main, indépendante
depuis 1994
Sources d’énergie: «Ma famille, la nature,
yoga et vélo.»
La main...: «…est un miracle. Il est
étonnant de constater qu’elle nous permet
de faire des choses tout à fait grossières
avec beaucoup de force. Mais aussi des
choses très fines, comme faire passer un fil
dans le chas d’une aiguille.»
Anno di nascita: 1963
Cresciuta a: Basilea
Famiglia: sposata, un figlio (20) e una
figlia (22)
Professione: Ergoterapista specializzata in
riabilitazione delle mani, autonoma dal 1994
Fonti di energia: «La mia famiglia, la
natura, lo yoga e la bicicletta.»
La mano…: «… è uno strumento meraviglioso. È incredibile come con le mani
possiamo svolgere attività così faticose,
esercitando molta forza e potenza, ma anche
attività di precisione, come infilare il filo
nell’ago.»
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RITRATTO
RITRATTO
La fabrication d’orthèses
individuelles est du travail
manuel au sens le plus
strict du terme.
La realizzazione di steccature su misura richiede
un lavoro manuale nel vero
senso della parola.
Proprio la sinistra, la sua mano principale. Nel corso di una visita nel 2006 le
è stata diagnosticata la sindrome del
tunnel carpale. Sebbene i risultati
dell’esame neurologico non fossero
buoni, la signora Baader aveva interpretato le dichiarazioni del medico come
Die filigrane Zeichentechnik von Anita
Baader erfordert schmerzfreie Hände.
La technique de dessin en filigrane d’Anita
Baader nécessite des mains indolores.
La minuziosa tecnica di disegno di Anita
Baader richiede mani libere dal dolore.
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Rheumaliga Schweiz – forumR – 3/2013
se l’intervento chirurgico per liberare il
nervo compresso non fosse così urgente.
«Era la mia presa di posizione personale,
poiché allora, in quanto direttrice
scolastica, non potevo permettermi di
assentarmi a lungo», afferma oggi.
I disturbi cominciarono a peggiorare, i
lunghi viaggi in auto diventarono un tormento. Nel 2010, al termine dell’incarico
di direttrice, Anita Baader decise di
operarsi. A prendere la decisione non
l’aiutò solo il dolore: «Mia madre ha
avuto lo stesso problema, ma non si è
fatta operare. Alla fine le sue dita le
erano diventate pressoché insensibili.»
Un incubo per un’appassionata
disegnatrice.
Adesso la sessantunenne è seduta su
uno sgabello. Dietro a lei c’è Jeannette
Pipoz, che le muove delicatamente
le spalle. «Sposti la scapola all’indietro
verso il basso. Se adesso solleva il
bicchiere davanti a sé, sentirà un carico
minore sulle piccole articolazioni delle
dita e nell’articolazione della mano»,
spiega la terapista e ammette che per lei
stessa è una vera sfida lavorare sempre
assumendo una postura ben coordinata.
«Io stessa cerco di avere sempre una
postura corretta e di tenere conto
dell’ergonomia.» Tuttavia nemmeno lei è
immune dal sovraccaricare le articolazioni. Ma non durante il lavoro; in quanto
l’ampia gamma di misure ergoterapeutiche consente alle sue mani di variare
continuamente. Ma a casa, anche lei
tende a essere talvolta un po’ imprevidente. Come l’anno scorso, quando
volle assolutamente mettere in ordine il
giardino prima delle ferie. «Dopo ho
sentito sulla mia pelle quanto dolore
possa provocare persino una così piccola
articolazione e quanto limitativo ciò
possa essere per tutta la mano.» Ma
sbagliando s’impara, afferma la terapista.
A ciascuno dei suoi clienti cerca di
trasmettere che le cose possono anche
andare diversamente. Jeannette Pipoz è
quindi sempre riconoscente quando il
medico di base le manda i pazienti prima
che i dolori diventino cronici. Quanto
prima, tanto meglio – questo l’ha imparato dalla sua pluriennale esperienza.
«Ottimizzando il comportamento
motorio, è spesso possibile scaricare
molto le mani.» La percezione del proprio
corpo e il movimento che si cela dietro
un’attività sono gli elementi centrali
dell’ergoterapia. L’obiettivo del trattamento è sempre quello di far diventare
nuovamente autonomi i pazienti. O
almeno il più autonomi possibile, nel
caso presentino compromissioni a causa
di una malattia o di un infortunio. Nella
prima ora di terapia Jeannette Pipoz
ascolta i suoi clienti con attenzione. Si
informa sui loro disturbi, cercando di
capire quello che i clienti non possono
più fare, ma che vorrebbero fare e quali
siano le limitazioni. «Si tratta di ridurre
al minimo i dolori e consentire le attività, poiché essere attivi è un bisogno di
base dell’essere umano.»
Ad Anita Baader stava a cuore soprattutto il disegno. All'inizio della terapia
riusciva ancora a disegnare, ma temeva
che questo non sarebbe durato a lungo.
Anche perché con l’operazione del
tunnel carpale i dolori che Anita Baader
sentiva alle mani non erano cessati.
«Ero delusa del fatto che la mia mano,
dopo l’operazione, fosse rimasta
gonfia», dice l'insegnante. Il medico le
aveva spiegato che lei soffriva di
problemi più complessi e che la sindrome
del tunnel carpale era solo uno di questi.
Poco dopo cominciò a sentire disturbi
al pollice. Diagnosi: tendovaginite.
Nell’ottobre 2011 è stata operata a un
legamento anulare del pollice. Nel luglio
2012 è stata la volta dell'indice e del
medio. Il medico ha poi diagnosticato un
Dupuytren in fase iniziale, una patologia
dei tessuti connettivi palmari. «Era
convinto che l’ergoterapia potesse
aiutarmi molto. E così sono approdata
dalla signora Pipoz», afferma Anita Baader esercitandosi con una pallina colorata per attivare l’arco delle mani.
La durata della terapia dipende da due
fattori: da un lato la gravità della
compromissione è fondamentale per
decidere se i nove trattamenti prescritti
dal medico siano sufficienti o meno.
Ma anche la collaborazione attiva dei
clienti al trattamento ha una grande
influenza. «Per me è importante che i
pazienti comprendano cosa fa bene
al loro corpo e cosa no. Nel migliore dei
casi sono i pazienti stessi ad acquisire
una propria competenza motoria e sono
pertanto in grado di applicare quanto
appreso anche quando si presenta un
problema nuovo», sottolinea Jeannette
Pipoz. Uno sguardo all’anatomia delle
mani e delle braccia deve far parte,
secondo la sua opinione, di qualsiasi
programma di trattamento. Anche se il
decorso varia del tutto a seconda dei
pazienti. «Quando vedo che l’informazione e le istruzioni sono state
comprese, si tratta di applicarle nella
vita quotidiana. Se ci sono progressi,
termino la terapia.» Come nel caso di
Anita Baader. In sole sei sedute ha
imparato come utilizzare le sue mani
nelle attività quotidiane e nel disegno,
senza esporre le dita a carichi nocivi.
La signora Pipoz accompagna la paziente
fino alla porta. «Le faccio i migliori
auguri, con l'auspicio di rivederla. Ma
non nel mio studio», sorride la terapista,
stringendo la mano di Anita per salutarla. Ritorna in ambulatorio, passando
sul pavimento in legno che scricchiola
sotto i suoi passi. La cartellina blu della
signora Baader è ancora sulla scrivania.
Per l’ergoterapista i pazienti sono
come dei figli che diventano autonomi,
spiega la terapista madre di due figli.
«Quando vedo che sono in grado di
gestire meglio la loro vita quotidiana,
sono orgogliosa di averli potuti
accompagnare per una parte del
percorso», aggiunge la signora Pipoz,
che poi diventa pensierosa. Conosce
anche altre storie, senza lieto fine.
Ma oggi è riuscita a dare ancora una
volta l’autonomia a una persona.
L’ergoterapista chiude la finestra e
spegne il ventilatore. I
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Rheumaliga Schweiz – forumR – 3/2013
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Porträt Ergotherapie