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SWR 2 Musikstunde
Freitag, den 13. Januar 2012
Mit Susanne Herzog
Il prete rosso
Vivaldi – unsterblich?
Turin: was hat Vivaldis Musik – vielmehr seine Manuskripte – was haben
die in Turin zu suchen? In dicke Bände gebunden, mit den Vignetten
zweier Kleinkinder versehen?
Zurück an den Anfang der Geschichte: 1926 saß der Musikhistoriker
Alberto Gentili vor fünfundneunzig dicken Bänden mit Musik. Mönche des
Salesianerkloster
S.
Carlo
hatten
ihn
gebeten,
den
Wert
dieser
Manuskripte zu schätzen. Denn ihr Kloster, das musste dringend in Stand
gesetzt werden. So dringend, dass man sich entschloss, Teile der
Bibliothek zu verkaufen. Gentili also blätterte in den Bänden der
Klosterbrüder und stellte bereits nach kurzer Zeit fest: das war eine echte
Sensation, die er da in den Händen hielt: vierzehn dieser fünfundneunzig
Bände enthielten Musik von Antonio Vivaldi. Ein Zufallsfund, der Vivaldi zu
der Unsterblichkeit verholfen hat, die er heute in unserem Musikleben
genießt. Und damit herzlich willkommen zur heutigen SWR 2 Musikstunde.
0’56
Musik 1
Antonio Vivaldi
Zweiter Satz aus Konzert C-Dur RV 556
<18> Largo 3’00
Ensemble Matheus
Jean-Christophe Spinosi, Ltg.
Titel CD: Vivaldi. Concerti con Molti Strumenti
Disques Pierre Verany, PV 796023, kein LC
WDR 5021 145
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Klingt so gar nicht nach Vivaldi: war aber Vivaldi: ein langsamer Satz, der
ganz im Zeichen des dunklen Timbres der Klarinette steht. JeanChristophe Spinosi musizierte mit seinem Ensemble Matheus.
140 Instrumentalwerke, 29 Kantaten, zwölf Opern, ein Oratorium und
einige Fragmente, meist autograph von Vivaldi: Gentili war sofort klar:
was er da gefunden hatte, das sollte die Turiner Nationalbibliothek
erwerben: Aber eine Frage blieb doch noch: wie waren diese Autographe
überhaupt in das Kloster gelangt?
Und damit noch einen Schritt zurück in der Geschichte: als Vivaldi 1741 in
Wien starb, hatte er auf seiner Reise nicht seine umfangreiche Bibliothek
mitgeführt. Als die Mitteilung seines Todes also in Venedig eintraf, werden
seine Geschwister eben diese Bibliothek verkauft haben: und zwar an den
venezianischen Nobile und Sammler Jacopo Soranzo, der bereits über eine
umfangreiche Bibliothek verfügte. Er ließ die Autographe Vivaldis zu
dicken
Bänden
zusammenbinden
und
von
seinem
Bibliothekar
ein
Verzeichnis anfertigen. Nach Soranzos Tod wurde die Sammlung an den
Grafen Giacomo Durazzo in Genua verkauft. Der wiederum hat sie
innerhalb seiner Familie weitervererbt. Das ging gut bis Giuseppe Durazzo
1893 die Sammlung auf seine beiden Söhne verteilte. Einer dieser Söhne
schenkte sein Erbe dem Salesianerkloster in der Nähe von Turin. Und dort
blieb es jahrelang in der Bibliothek. Solange bis die maroden alten
Gemäuer erneuert werden mussten und den Schatz damit freigaben… 1’35
Musik 2
Antonio Vivaldi
Erster Satz aus dem Concerto in d-moll RV 243
<13> 3’32 [Alternative: <10> 3’46]
Anton Steck, Violine
Modo Antiquo
Federico Maria Sardelli, Ltg.
Modo Antiquo
Federico Maria Sardelli
Titel CD: Concerti per violino II ‘Di sfida’
Naïve, OP 30427, LC 5718
Privat CD
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Anton Steck mit dem ersten Satz aus einem Konzert von Vivaldi. Der
Geiger wurde begleitet von Modo Antiquo unter der Leitung von Federico
Maria Sardelli.
Die Frage, wie Vivaldis Musik zu den Mönchen gelangte, war geklärt. Aber
dem Musikhistoriker Gentili fiel bei der Durchsicht der Sammlung auf, dass
die Bände nummeriert waren, aber Zahlen in der Reihe fehlten. Bald
rekonstruierte er, dass er nur die Hälfte der Sammlung vor sich hatte. Und
da ein Durazzo sein Erbe an die Mönche weitergeleitet hatte, war es nahe
liegend, den anderen Teil der Sammlung bei seinem Bruder zu vermuten.
Also:
der
letzte
Durazzo
musste
ausfindig
gemacht
werden!
Und
tatsächlich: man fand ihn mit Hilfe der italienischen Staatspolizei und er
besaß wirklich die zweite Hälfte der Vivaldisammlung. Allerdings fingen da
die Schwierigkeiten erst an: denn Marchese Giuseppe Maria Durazzo, das
war ein alter Kauz, der auf seiner riesigen Bibliothek quasi saß:
Vollkommen ungeordnet und vor den Augen der Öffentlichkeit beschützt.
Panische Angst vor Dieben trieb den Alten um. Einzige Kontaktperson zur
Außenwelt: der Jesuitenpater Antonio Oldra, Beichtvater von Durazzo. Erst
nach jahrelangen Verhandlungen gelang es dem Pater, 1930 endlich
Durazzo zum Verkauf von Vivaldis Manuskripten zu bewegen. Allerdings
mit einer Klausel versehen, die die Veröffentlichung und Aufführung für
alle Zeiten verbot. Erst nach langwierigem Rechtsstreit konnte auch dieses
Hindernis aus dem Weg geräumt werden.
Beide Teilsammlungen – die der Mönche und die des alten Durazzo wurden von der Turiner Nationalbibliothek erworben: mit Hilfe zweier
großzügiger Geldgeber. Beide hatten Kinder im Kleinkindalter verloren:
Deshalb prangten als Andenken die Vignetten eben dieser Kinder auf den
Bänden mit Vivaldis Musik: fortan Sammlung „Foà-Giordano“ nach den
Geldgebern benannt oder einfach nur „Turiner Handschriften“. Wer also
Vivaldi im Original studieren möchte, für den lohnt sich auch heute noch
eine Reise nicht nach Venedig, sondern nach Turin. 1’57
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Musik 3
Antonio Vivaldi
Ausschnitt aus der Oper Orlando furioso
1.<11> Nel Profondo 3’56
Anne Desler, Mezzosopran
Modo Antiquo
Federico Maria Sardelli, Ltg.
Titel CD: Vivaldi Orlando furioso
Amadeus, AMS 078-79, kein LC
WDR 5084 932
Eine Arie aus der Vivaldioper Orlando furioso. Modo Antiquo spielte unter
der Leitung von Federico Maria Sardelli. Es sang: Anne Desler.
Seit den 1930er Jahren war die ehemalige Privatbibliothek aus Vivaldis
Besitz also in Turin einsehbar. Nach dem zweiten Weltkrieg dann bereitete
der Ricordi Verlag gemeinsam mit dem gerade gegründeten Istituto
Italiano Antonio Vivaldi eine Gesamtausgabe der Instrumentalwerke vor.
Und seitdem hört man Vivaldi überall: leider nicht nur im Radio oder
Konzert, sondern auch in der Warteschlange im Telefon oder beim
Einkaufen im Supermarkt. Besonders die Vier Jahreszeiten traten nach
ihrem ersten Siegeszug im 18. Jahrhundert zweihundert Jahre später
einen zweiten an: erst als Nikolaus Harnoncourt in den 70ern dann eine
Einspielung auf historischen Instrumenten vorlegte, war Schluss mit
Schmusekurs. Und die Zuhörer spalteten sich in zwei Lager: die einen
fanden’s
wunderbar,
authentisch,
frisch,
die
anderen
einfach
nur
scheußlich. Heutzutage wirkt die Aufnahme direkt ein wenig zahm, denn
wenn Barockgeiger wie etwa Fabio Biondi in die Saiten greifen, dann
geht’s da noch ganz anders zur Sache. Was die „historischen“ Jahreszeiten
heute wie damals verbindet, ist ihr Mut zur Farbe: da werden Vivaldis
musikalische Gemälde eben wirklich lautmalerisch dargestellt: da singt die
Geige als Vogel im Frühling, da knirscht der Bogen am Steg, wenn im
Winter die Zähne klappern.
Und wie Vivaldi seinerzeit Bach & Co inspiriert hat, so ist es im 20.
Jahrhundert zum Beispiel der Argentinier Astor Piazzolla. Gidon Kremer
hat dessen Jahreszeiten, mit denen von Vivaldi auf einer CD kombiniert.
1’40
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6
Musik 4
Astor Piazzolla
Sommer
<4> 5’58
Gidon Kremer, Violine
Kremerata Baltica
Titel CD: Eight Seasons
Nonesuch 79568-2, LC 00286
WDR 5039 381
Der Sommer von Astor Piazzolla. Vorbild: die Vier Jahreszeiten von
Vivaldi. Es spielte Gidon Kremer mit seiner Kremerata Baltica.
Der französische Dirigent und Vivaldi Spezialist Jean-Christophe Spinosi
hat einmal über die Jahreszeiten von Vivaldi gesagt: er fände diese Musik
so genial, dass er sich auch freuen würde, wenn er sie im Flugzeug oder
Aufzug hört. Vielleicht war es der durchschlagende Erfolg der Quattro
Stagioni, der Vivaldis Opern im Hintergrund hat verblassen lassen. Einen
ersten Anfang zur Opernrenaissance des Venezianers wagte 1978 zum
300. Geburtstag von Vivaldi die Sängerin Marilyn Horne mit I Solisti Veneti
und Claudio Scimone mit der Einspielung von Orlando Furioso. In „Der
Zeit“ war damals zu lesen: „Der Meister hat doch eine ganze Menge
Noten, und nicht nur aufregende, geschrieben.“ Freilich waren die
Rezitative ohnehin gekürzt und eine pathetische Arie für Madame Horne
eingefügt worden.
Das Publikum wirklich für den Opernkomponisten Vivaldi begeistern: das
hat erst Cecilia Bartoli geschafft. Zwölf Jahre ist das jetzt her, dass die
Bartoli in Turin die dicken Bände nach geeigneten Arien für ihre Stimme
durchwühlt hat. Mit Erfolg: ihr Album von 1999 wurde ein absoluter Hit.
Und hat die Barockmusiker, die ja immer auf der Suche nach „neuer“ alter
Musik sind, aufhören lassen. Seitdem werden Vivaldis Opern reihenweise
wieder ausgegraben. Und die Bartoli, auch sie kehrt noch einmal zu Vivaldi
zurück. Gemeinsam mit dem französischen Dirigenten Spinosi hat sich das
„Vivaldi Dream Team“ gefunden. In diesem Jahr gab es einen großen
Auftritt
in
Versailles:
in
Barockmanier
mit
einem
gewaltigen
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Rahmenspektakel: Gondeln auf dem Canal Grande im Garten von
Versailles mit Feuerwerk. Für die Bartoli und Vivaldi wurde sogar der
legendäre Spiegelsaal geöffnet. Aber abgesehen von allem drum herum:
Bartoli und Vivaldi: das ist eine echte Liebe.
2’20
Musik 5
Antonio Vivaldi
Ausschnitt aus der Oper la fida ninfa RV 714
<6> Alma oppressa da sorte crudele 5’38
Cecilia Bartoli, Mezzosopran
Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini, Ltg.
Titel CD: Cecilia Bartoli, The Vivaldi album
Decca, UN 925, 466 569-2, LC 00171
WDR 5038 028
Cecilia Bartoli mit einer Arie aus Vivaldis Oper La fida ninfa. Es spielte Il
Giardino Armonico unter der Leitung von Giovanni Antonini.
Am Anfang war’s etwas befremdlich, inzwischen hat man sich dran
gewöhnt: Models schauen einem von zahlreichen Vivaldi CD’s entgegen.
Von jenen CD’s, die das französische Label Naïve im Rahmen seiner
unglaublichen Vivaldi Edition herausgegeben hat: unglaublich, weil es das
Ziel ist, die rund 450 Werke, die die dicken Bände in Turin beheimaten,
alle aufzunehmen: über 100 CD’s sollen das werden. Seit dem Jahr 2000
sind um die 40 CD’s erschienen, darunter allein zehn Opern Vivaldis.
Was zunächst als regionale Idee der Vivaldi begeisterten Italiener in
Gestalt des Musikwissenschaftlers Alberto Basso daher kam – der hatte
nämlich die Idee zu diesem Mammutprojekt - das hat sich inzwischen zu
einem internationalen Erfolg in Sachen Vivaldi ausgeweitet. Und wenn
Susan Orlando, Leiterin des Projekts, über Vivaldis Arien schwärmt „it
swings“, dann liegt das nicht nur an Vivaldi dem Opernkomponisten,
sondern auch an den Ensembles, die Naïve verpflichtet hat: da spielen
Rinaldo Alessandrino mit Concerto Italiano, Federico-Maria Sardelli mit
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Modo Antiquo, Jordi Savall mit Le Concert des Nations oder JeanChristophe Spinosi mit L’Ensemble Matheus. Gekürt mit jeder Menge guter
Sänger. Aber auch viel Instrumentalmusik: ein Rundumschlag also: ein
wahrlich gelungener, der vielleicht Vivaldi doch noch vor seinen eigenen
Vier Jahreszeiten rettet.
1’30
Musik 6
Antonio Vivaldi
Ausschnitt aus der Oper La verità in Cimento RV 739
3. <10> Cara sorte di chi nata 3’47
Guillemette Laurens, Mezzosopran
Ensemble Matheus
Jean-Christophe Spinosi, Ltg.
Titel CD: Vivaldi La verità in cimento
Opus 111, Naïve, OP 30365, LC 5718
WDR 5085 664
Eine
Arie
aus
der
Vivaldi
Oper
La
verità
in
cimento
mit
der
Mezzosopranistin Guillemette Laurens. Das Ensemble Matheus wurde
dirigiert von Jean-Christophe Spinosi.
Ein weiterer Vivaldi Spezialist, nicht aus Frankreich wie Spinosi, sondern
aus Italien: das ist der Barockgeiger Fabio Biondi. Biondi und Nigel
Kennedy verbindet sicherlich nicht vieles. Eines aber doch: dass nämlich
auch Biondi einen unglaublichen Erfolg mit den Vier Jahreszeiten landete:
500.000 verkaufte Exemplare: das ist für Klassikverhältnisse ein echter
Kassenschlager. Nun, Kennedy hat das wohl noch um ein Vielfaches
getoppt. Allerdings toppt ihn Biondi nicht nur geigerisch, sondern auch mit
seinen Recherchen im Vorfeld der Aufnahme. Er hatte nämlich seinerzeit
nicht nur die allgemein bekannten Drucke der Quattro Stagioni studiert,
sondern auch sämtliche Manuskripte Vivaldis eingesehen: mit zahlreichen
Varianten. Neuer Notentext und geigerische Brillanz und Stilsicherheit:
kein Wunder, dass da eine phantastische Aufnahme dabei heraus kam.
Dieses Wühlen in den Manuskripten: dafür hat sich schon der jugendliche
Biondi interessiert Bereits mit fünfzehn Jahren wandte er sich der
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historischen Aufführungspraxis zu. Überhaupt ein sehr besonderes Kind:
der Geiger selbst erzählt, er sei ziemlich wild gewesen. Der Vater,
Neurologe für Kinder, sei dann auf die Idee gekommen, seinen Sprössling
durch Verantwortung zu bändigen: und mietete ihm mit dreizehn Jahren
kurzerhand ein eigenes Appartement, in dem der Junge selbst gekocht
und ansonsten den ganzen Tag Geige geübt hat. Das hört man bis heute.
Seine musikwissenschaftliche Spürnase scheint er auch ausgebildet zu
haben: denn im letzten Jahr hat er in einem regelrechten Puzzlespiel
Vivaldis
Oper
Ercole
sul
Termodonte
aus
einzelnen
Arien
wieder
zusammengesetzt: gefunden in Bibliotheken von Münster, Paris und Turin.
Was allerdings völlig fehlte, das waren die Rezitative. Biondi ließ sich nicht
beirren und schrieb die Rezitative im Stil von Vivaldi kurzerhand selbst.
1’58
Musik 7
Antonio Vivaldi
Ausschnitt aus der Oper Ercole sul Termodonte
1. <25> Rezitativ 0’22
1. <26> Sento con qual diletto 3’34
Philippe Jaroussky, Countertenor
Europa Galante
Fabio Biondi, Ltg.
Titel CD: Vivaldi Ercole
Virgin Classics, 50999 6945450 9, LC 7873
WDR 5183 461
Rezitativ aus der Feder von Biondi und Arie von Vivaldi aus dessen Oper
Ercole sul Termodonte: es gibt auch Barockoper jenseits von Händel! Es
sang Philippe Jaroussky. Musikalisch zur Seite stand ihm Europa Galante
mit Fabio Biondi.
Vivaldi ist immer wieder für Überraschungen gut. Wenn man glaubt, dass
seine gesamte Musik in Turin in diesen dicken Bänden zu Hause ist und ja
natürlich auch noch dem Schrank von Pisendel in Dresden. Dann stimmt
das und auch wieder nicht: denn das ein oder andere taucht manchmal
urplötzlich wie aus der Versenkung ganz wo anders auf. Was allerdings
durchaus zu Schwierigkeiten führen kann.
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Vivaldis Oper „Motezuma“, deren Libretto bekannt war, die Musik
allerdings verschollen: diese Oper fand man 2002 in den Beständen der
Sing-Akademie in Berlin. Bald jedoch entbrannte ein Streit um die „Edition
princeps“, also um die Frage, wer die Oper zuerst veröffentlicht hatte und
damit die Rechte an Vivaldis Werk besaß. Die Verwalter der Bestände der
Singakademie hatten Faksimilekopien der Handschrift herausgegeben, um
damit ihre Rechte geltend zu machen. Der Bundesgerichtshof allerdings
entschied anders: nach seinem Ermessen sei Vivaldis Oper „Motezuma“
bereits im Jahr ihrer Uraufführung 1733 erschienen. Denn es sei damals
üblich gewesen, ein Exemplar der Partitur beim Opernhaus zu hinterlegen.
Fürstenhäuser hätten dann davon Abschriften anfertigen lassen können:
und das sei bei „Motezuma“ vermutlich der Fall, denn es handele sich
nicht um ein Autograph Vivaldis, sondern um eine Abschrift. Schon damals
hatte die Öffentlichkeit also Zugang zu Vivaldis Notentext der Oper: und
damit sei sie erschienen und auch heute jedermann zugänglich. So war
der Weg frei nicht nur für Aufführungen, sondern auch für eine
Einspielung. 1’46
Musik 8
Antonio Vivaldi
Ausschnitt aus der Oper Motezuma RV 723
1. <5> Gl’oltraggi della sorte 3’00
Vito Priante, Bariton
Il Complesso Barocco
Alan Curtis, Ltg.
Titel CD: Vivaldi Motezuma
Archiv Produktion, DG, 00289 477 5996, LC 0113
WDR 5164 298
Eine Arie aus der Wiederentdeckung „Motezuma“, einer Oper Vivaldis, die
das Gericht in die Öffentlichkeit entlassen hat: darf aufgeführt und
eingespielt werden. Alan Curtis dirigierte Il Complesso Barocco. Die Arie
des Motezuma sang Vito Priante.
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Falls Vivaldi da oben im Himmel auf einer Wolke sitzt und uns zusieht, was
wir so alles mit seiner Musik veranstalten: da wird er hin und wieder den
Kopf schütteln: Streit vor Gericht, Jahreszeiten im Fahrstuhl…
Zu einer „Geigenparty“ allerdings – könnte ich mir vorstellen – würde er
nur allzu gern von seiner Wolke herabschweben.
Das sind Kinderpartys ganz
ohne
Chips
und Fanta: sondern mit
hochkonzentrierten Kindern, die gemeinsam Geige spielen. Alle sechs
Wochen findet eine solche Geigenparty an der Hochschule in Düsseldorf
statt: da treffen sich die Kinder, die am Vivaldi Projekt der Geigerin und
Professorin Ida Bieler teilnehmen. Sie spielen dann gemeinsam, die
Stücke, die sie in den vergangenen Wochen gelernt haben. Und das ist
durchaus nichts Selbstverständliches: denn diese Kinder hätten sonst
vielleicht eher einen Gameboy als eine Geige in der Hand, denn das
Vivaldi Projekt richtet sich an Kinder aus sozial benachteiligten Familien:
Ihnen wird kostenloser Geigenunterricht ermöglicht, die Musikschule stellt
die Instrumente. Na, und wenn dann eines dieser Kinder irgendwann mal
tatsächlich einen Satz aus einem Vivaldi Konzert spielen sollte, dann trägt
dieses Projekt seinen Namen zu Recht. Geigenunterricht für Kinder: das
wäre jedenfalls sicher im Sinne Vivaldis.
Und damit sind wir am Ende der Musikstundenwoche über Antonio Vivaldi,
den prete rosso: ein Exzentriker, ein Geschäftsmann, ein Virtuose, ein
Opernkomponist, ein Priester ohne Messe, ein Lehrer, ein Liebhaber? Eine
schillernde Persönlichkeit jedenfalls und ein vielseitiger und faszinierender
Komponist: bis heute. 1’45
Musik 9
Antonio Vivaldi
Zweiter und dritter Satz aus dem Konzert D-Dur für Violine und Streicher
RV 230
2. <15> 3’08
2. <16> 2’10
Fabio Biondi, Violine
Europa Galante
Fabio Biondi, Ltg.
Titel CD: Vivaldi L’estro armonico
Virgin veritas, 7243 5 453115 2 1, LC 7873 WDR 5031 005
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