Inhaltsverzeichnis
2.
3.
7.
8.
9.
13.
15.
17.
19.
21.
24.
25.
27.
29.
31.
33.
35.
36.
37.
39.
40.
41.
44.
47.
48.
49.
Photo: Peter Viehweider, www.pit-pic.it
51.
53.
Die Welt hat viele
Gesichter - Editorial
Vom Monolog zum
Gespräch
Sexuelle Orientierung und
Migration
Ricerca sugli immigrati
gay: Italia piu razzista che
omofoba
Finstere Zeiten? Südtirol
hat gewählt
Die erfundene
Andersartigkeit
Männlich, Lehrer sucht...
Freunde
Gayromeo - gemeinsam
einsam
Gayromeo - einsam
gemeinsam
Gay und Medien - nicht
immer eine konfliktfreie
Beziehung
Schwul-lesbische
berufliche Netzwerke
HOMED - Homosexuelle
im Gesundheitswesen
Am Rande der
Gesellschaft?
Von Bomben und
bedrohten Fischarten
Schöne bunte Vielfalt
Dr. Uli Sexpert
Homosexualität und
Altkatholizismus
Omosessualitá ed
Ebraismo
Quando il matrimonio gay
era un rito
Homosexualität und
christlicher Glaube
artSprung - Kunst und
Migration
Bücher - Libri
News
Schoolmates
Kreativität macht Spaß
„Anche questo governo
non fará alcuna legge“
Cinema - Kino
Men in the Alps
Die Welt hat viele Gesichter
Editorial
Die Welt hat viele Gesichter. All ihre Kulturen miteinander in Einklang zu bringen ist unmöglich, Gegensätze
und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen und zu erklären, um sie zu verstehen, jedoch eine Herausforderung. Im
2008 ausgerufenen Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs lohnt es sich, auch auf Lebensformen
von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen einzugehen. Sie befinden sich nämlich sowohl innerhalb ihrer
eigenen Subkultur, wie in Verbindung mit der Alltagskultur in einem besonderen Spannungsfeld: Schwule,
Lesben, Bi- und Transsexuelle bewegen sich zwischen von ihnen geschaffenen Ghettos und öffentlichem
Leben. Sie leben ihre Gefühle manchmal überhaupt nicht oder versteckt aus, haben aber Wege gefunden,
sich zu finden, auszutauschen, zu organisieren und sich mitzuteilen – etwa über die Neuen Medien.
Nach außen hin bleiben sie jedoch immer noch eine Minderheit, der man mit Vorurteilen begegnet, die in
einigen Medien mitunter negativ dargestellt wird und der die Gesellschaft auch deswegen wenig Rechte
zugesteht. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von gesellschaftlichen, kulturellen und politischen
Gegebenheiten bis hin zu religiösen Einflüssen. All das macht die öffentliche und sachliche Vermittlung
schwul-lesbischer Themen und Lebensweisen mitunter schwierig.
Mit der vorliegenden Ausgabe versuchen wir als Schwul-Lesbische Initiative „Centaurus“, unsere derzeitige
politische und kulturelle Gesellschaft nachzuzeichnen – eine Gesellschaft, die immer öfter auch multikulturell
geprägt ist. Dabei geht es uns vor allem darum, schwul-lesbische Realitäten und Denkweisen in diesen
Kontext zu stellen, bestehende Formen und Schwierigkeiten des interkulturellen Dialogs aufzuzeigen, aber
auch für mögliche zukünftige Formen des Dialogs zu ermutigen. An diese Ausgabe knüpfen wir die Hoffnung,
einen Beitrag zur Annäherung und zu einem gegenseitigen Verständnis leisten zu können – für mehr Toleranz,
für Gleichberechtigung, für kulturelle Vielfalt und für eine von Vorurteilen freie Gesellschaft.
> Das Redaktionsteam
DI/MA
VON/DALLE
20.00
BIS/ALLE
22.00
DO/GI
VON/DALLE
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BIS/ALLE
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DI/MA
VON/DALLE
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Herzlichen Dank für die Unterstützung | Ringraziamo per il sostegno:
Assessorato alle Politiche Sociali e alle Pari
Opportunità
Assessorat für Sozialpolitik und
Chancengleichheit
Impressum
Eigentümer und Herausgeber: Schwul-lesbische Initiative Südtirol – Arcigay Landeskomitee / Gay e lesbiche dell’Alto Adige/Sudtirolo – Comitato
provinciale Arcigay | Galileo-Galilei-Straße 4/a, Bozen | Veröffentlicht am 01.12.2008 in Bozen | Presserechtlich verantwortliche Direktorin: Ulrike
Spitaler | RedakteurInnen: Dino Capovilla, Conny Cossa, Jochen Pichler, Helene Roschatt, Ulrike Spitaler, Günther Telser, Andreas Unterkircher, Peter
Viehweider, Stefan Windegger | Photos: Peter Viehweider (www.pit-pic.it), Conny Cossa | Druck: Fotolito Varesco Alfred GmbH, Auer | Eingetragen
beim Landesgericht Bozen N. 7 am 11.4.2007
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider | Gli articoli firmati non rispecchiano necessariamente
l‘opinione della redazione
2
Vom Monolog zum Gespräch
Die Bedeutung von Interkulturalität für eine freie Gesellschaft
Das Jahr 2008 wurde ausgerufen
als Europäisches Jahr des
interkulturellen
Dialogs.
Ein
willkommener Anlass, um einmal
in den eigenen Teller und über
den Tellerrand hinaus zu schauen
und über das Verhältnis von
Minderheiten
im
Generellen
untereinander und auch zum
majoritären Teil der Gesellschaft
nachzudenken.
Angesichts des beunruhigenden
Verdachts, dass die Themen
Rassismus-SexismusHomophobie-Frauenfeindlichkeit
in
e ngem
Zusammenhang
stehen und selten eine dieser
Haltungen ohne die andere zu
finden ist, bereitet gerade in
diesem Moment ein Blick auf die
politische Landkarte Europas
und die verstärkte Präsenz
rechts orientierter Parteien und
Regierungen Sorgen. Italien und
Südtirol sind hierbei besonders
hervorstechende Beispiele, wie
das fast vergangene Jahr gezeigt
hat.
Dabei ist die heutige menschliche
Welt
ohne
Interkulturalität
nicht denkbar. Im Verlauf der
menschlichen Kulturentwicklung
ist das Aufeinandertreffen und
der Austausch zwischen Kulturen
ein
wesentlicher
Vorgang.
Das Interkulturelle, das dabei
entstanden ist, wurde im Laufe der
Zeit fortwährend in die jeweiligen
Kulturen eingebettet und damit
zum Kulturbestandteil.
Nur durch diesen Austausch
war es u.a. möglich, Erfindungen
und Entwicklungen zwischen
Kulturen
weiterzugeben,
so
dass sich grundlegende Ideen
wie das Rad weltweit und zum
3
Nutzen aller verbreiten konnten.
Genauso sind zum Beispiel
aktuelle Hochtechnologien (Auto,
Computer etc.) Ergebnis der
Zusammenführung von Ideen, die
in vielen verschiedenen Kulturen
hervorgebracht wurden und somit
Resultat der Interkulturalität.
Was
aber
ist
mit
dieser
„Interkulturalität“ gemeint, diesem
scheinbar inflationär gebrauchten
Begriff, der Hoffnungen weckt
und Ängste schürt?
Der
Begriff
Interkulturalität
bezeichnet zunächst einmal eine
Beziehung zwischen zwei oder
mehreren Kulturen. Zum einen
wird durch ihn ausgedrückt,
dass es Unterschiede zwischen
Kulturen gibt und zum anderen
zeigt er an, dass trotz dieser
Unterschiede Möglichkeiten zum
Austausch zwischen den Kulturen
gegeben sind. Interkulturalität
bedeutet nicht nur, dass in
einer Situation verschiedene
Teilnehmer aus verschiedenen
Kulturen agieren, sondern das
Entstehen von etwas, das über
die Addition der Merkmale der
beteiligten Kulturen hinausgeht.
Die an einer kulturellen
Überschneidungssituation
beteiligten InteraktionspartnerInnen stehen in ihrem Handeln und
Verstehen oft unter dem Einfluss
des eigenen Ethnozentrismus.
Dieser Ethnozentrismus - also
die allein auf die eigene Kultur
bezogene Weltsicht – kann, je
nachdem wie stark er ausgeprägt
ist, dazu führen, dass eine solche
Kommunikation erschwert und
manchmal auch unmöglich wird,
insbesondere dann, wenn er aktiv
gefördert wird. Interkulturelle
Kommunikation
kann
nicht
stattfinden ohne die Bereitschaft
der
aufeinandertreffenden
Individuen,
sich
miteinander
auszutauschen. Die allgemeine
Toleranz und Akzeptanz des
Anderen ist in dieser Hinsicht die
eigentliche Frage.
Und hier sind wir bei einem großen
Thema angelangt: Wie schwierig
der Prozess der Integration ist,
zeigen viele Beispiele auch abseits
des Themas Sprachen, Kulturen
und Religionen: die Integration
von Menschen mit Behinderung
in Schule und Arbeitswelt, die
Gleichstellung der Frauen mit
ihren Bedürfnissen und Rechten
in Arbeitswelt und Familienrecht,
die Anerkennung von nichtheterosexuellen Gemeinschaften
etc.
All dies sind Themen, für die sich
die offizielle Vertretung Europas
stark macht.
Die
Mitgliedsstaaten
sehen
aber die Notwendigkeit
solcher Gleichbehandlung von
Ungleichem nicht immer. EURichtlinien werden, wenn, dann
oft nur mühsam umgesetzt,
siehe Richtlinien 2000/43/EG
des Rates vom 29. Juni 2000
zur Anwendung des Gleichbehandlungsgrundsatzes ohne
Unterschied der Rasse oder der
ethnischen Herkunft und 2000/78/
EG vom 27. November 2000 zur
Festlegung eines allgemeinen
Rahmens für die Verwirklichung
der
Gleichbehandlung
in
Beschäftigung und Beruf, nach
denen die direkte oder indirekte
Diskriminierung aus Gründen
der Rasse oder der ethnischen
Herkunft, der Religion oder
der
Weltanschauung,
einer
Behinderung, des Alters oder
der sexuellen Ausrichtung nicht
zulässig ist.
Im Gegenteil herrschen in den
einzelnen europäischen Ländern
entgegen aller schönen Worte
zwei Haltungen vor, die einem
Konzept
von
Interkulturalität
diametral
gegenüberstehen:
eine, die auf ›totale Identität‹
(Assimilation) setzt, und die
andere, die auf ›völliger Differenz‹
(Parallelgesellschaft) beharrt.
In unserem Sprachgebrauch wird
beispielsweise oft Integration
der
MigrantInnen
gefordert,
wobei darunter aber eher die
Forderung nach Assimilation
verstanden wird. Assimilation ist
der Prozess der Angleichung an
eine soziale Umgebung und die
Übernahme und Nachahmung
der vorherrschenden Normen,
Werte und Lebensgestaltung.
Assimilation ist oft mit einem
starken Druck zur Anpassung
an die Mehrheitsgesellschaft
verbunden, die eigenen Werte,
Normen
und
Lebensmuster
abzulegen oder zu verleugnen.
Integration hingegen beschreibt
in Zusammenhang mit Migration
und
Sozialsystemen
die
Aufnahme und die Eingliederung
einer Minderheit in ein soziales
System.
Integration
ist
im
Gegensatz zur Assimilation ein
Prozess der wechselseitigen
Anpassung, in dem das Behalten
einer gewissen Eigenheit möglich
bleibt und der damit stärker von
Respekt und Gleichwertigkeit
geprägt ist.
Südtirol
selbst
ist
ein
Paradebeispiel
für
eine
Parallelgesellschaft.
Italienische
und
deutsche
Kultur leben seit Jahrzehnten
nebeneinander, dulden sich mehr
oder weniger, haben aber kaum
Berührungspunkte - in etwa so,
wie sich in Deutschland aufgrund
vernachlässigter Integration eine
türkische
Parallelgesellschaft
entwickelt hat.
Die
italienischund
deutschsprachige
Kultur
in
Südtirol
können
sich
aus
verschiedenen Blickwinkeln als
Majorität im Lande verstehen,
der die andere sich unterordnen
müsste. Ein offener Kampf aber
wird meist vermieden, schon nur
aus der Erkenntnis heraus, dass
beide nur zu verlieren hätten.
Dabei wird die Chance nicht
wahrgenommen,
gerade
als Minderheit ein erhöhtes
Einfühlu n g s v e r m ö g e n
und
Verständnis für Situationen zu
entwickeln, in der andere eine
Minderheit sind. Es scheint
also angebracht nachzufragen,
wieso dies nicht passiert. Warum
setzt sich beispielsweise eine
bessergestellte
sprachliche
Minderheit nicht wirklich für eine
andere ein? Ist es die Angst davor
dein eigenen Sonderstatus zu
verlieren oder mit anderen teilen
zu müssen? Niemand verliert
gerne
eine
Sonderstellung,
beansprucht aber für sich selbst
gerne das Argument etwas
Besonderes zu sein und grenzt
sich somit automatisch ab. Teilen
war immer schon etwas schwierig.
Würden sich die Minderheiten
ab e r
zusammenschließen
und
gemeinsam
eine
Gleichberechtigung und nicht
etwa eine Sonderstellung fordern,
dann hätten sie wahrscheinlich
eine
größere
Chance
ihre
Anliegen realisiert zu wissen.
Die
Minderheitenkarte
wird
zum eigenen Vorteil gezogen,
ansonsten bleibt man lieber
Majorität und definiert ad hoc die
jeweils gültigen Grenzen.
Für Diskriminierte wäre es nicht
nur ethisch geboten, sondern
4
5
vor allem auch opportun, mit
anderen diskriminierten Gruppen
solidarisch zu sein. Niemand
kann legitimerweise Menschenrechtsverletzungen, die gegen
ihn selbst gerichtet sind, vor
der Weltöffentlichkeit anklagen,
wenn er selbst Menschenrechtsverletzungen, die gegen andere
gerichtet sind, ignoriert oder gar
selbst begeht. Warum sollten
andere Menschen eine Person,
eine Gruppe schützen, wenn
diese selbst es nicht für nötig hält,
anderen Schutz zu gewähren?
Wenn auch logisch, so ist
diese Legitimationsproblematik
durchaus
aktuell
für
alle
Minderheiten oder Gruppen,
die für sich Menschenrechte
einfordern.
Wa h r s c h e i n l i c h g i b t e s a u c h
frauenfeindliche
Schwule,
homophobe
Frauen
oder
rassistisch eingestellte Lesben.
Damit gilt es sich innerhalb
der diskriminierten Gruppen
auseinander zusetzen.
Diskriminierenden Sichtweisen,
zumal wenn sie von der
Mehrheit
einer
Gesellschaft
geteilt werden, sind allemal eine
Bedrohung, weil Zuschreibungen
aus
der
Perspektive
der
Adressaten immer absurd sind,
und zumindest latent gefährlich.
Auf Grund solcher absurden
Zuschreibungen, auf die man
keinen Einfluss hat, droht immer
Gefahr und werden Ängste bei
den
Betroffenen
freigesetzt:
Entweder treten sie zusammen
mit
anderen
Diskriminierten
dagegen an oder sie grenzen
sich von ihnen ab, indem sie sich
dadurch empfehlen, dass sie das
Urteil der Mehrheitsgesellschaft
über andere LeidensgenossInnen
bestätigen, für die eigene Gruppe
aber zurückweisen. Nach dem
Motto: Nicht wir, die anderen
sind eure/unsere Feinde. Diese
Reaktion, die auf eine Inklusion
in eine Mehrheitsgesellschaft
abzielt, die die eigene Gruppe
ausgegrenzt hat, ist nicht nur
unsolidarisch, sondern führt im
Grunde auch den Kampf für die
eigenen Rechte ad absurdum.
Diskurs und Dialog sind gefragt,
nach innen und nach außen. Nach
außen ist es für eine Gruppe oder
Gesellschaft wichtig, nicht das
andauernde Unterstreichen der
Unterschiede
voranzutreiben,
sondern vielmehr die Suche nach
Gemeinsamkeiten, und seien sie
auch noch so klein. Dies ist eine
unabdingbare
Voraussetzung
dafür,
um
Bereitschaft
für
einen interkulturellen Dialog zu
signalisieren.
Für
eine
interkulturelle
Orientierung
in
einer
Gesamtperspektive
wäre
die
De k o n s t r u k t i o n
eines
A u s s c h l i e ß l i c h k e i t
beanspruchenden
Gebrauchs
der Begriffe Wahrheit, Kultur,
Religion,
Natürlichkeit
der
Lebensstile wesentlich. Dabei
braucht es auch eine kritische
Analyse der auf diesen Begriffen
beruhenden
politischen
Systeme. Und das fällt nicht
leicht in einer Gesellschaft, die
als Minderheit nur den eigenen
Opferstatus akzeptiert und von
allen anderen eine Assimilierung
bzw. Unterordnung verlangt.
Aber
vergessen
wir
nicht,
dass interkulturelles Denken
nicht nur dazu dient, dass zum
einen gültiges Recht freier
und demokratisch legitimierter
Gesellschaften nicht verletzt
wird, sondern auch dazu, dass
die Freiheit und der Lebensraum
der Andersdenkenden geschützt
und gewahrt bleibt – im Sinne
der Menschenrechte, die wir für
uns alle beanspruchen.
Demokratie, Pluralismus und
individuelle Freiheitsrechte sind
nicht verhandelbar.
Ansonsten ist ein Festhalten
an der eigenen Identität, der
eigenen Kultur, das mit einer
Ausgrenzung alles „Fremden“
verbunden ist, langfristig weder
möglich
noch
realistisch.
Nirgendwo. Und gerade das
bietet die Chance für die
individuellen Grundrechte - nicht
nur für andere Kulturen, sondern
gerade auch für diejenigen in
unserer Gesellschaft, die von
den eigenen Traditionen und
kulturellen Diktaten bisher an
den Rand gedrängt wurden,
für
autochthone
Frauen,
MigrantInnen, aber auch für
Lesben, Schwule, Bisexuelle
und Transgender, die freie
BürgerInnen in einer freien
Gesellschaft sein wollen. Für alle
die, die am eigenen Leib gelernt
haben, was Ausgrenzung für
die eigene Entfaltung bedeutet
und durch dieses Lernen zu
SpezialistInnen für Sensibilität
gegenüber anderen Minderheiten
und Lebensentwürfen werden
könnten.
> Ulrike Spitaler
6
Sexuelle Orientierung und
Migration
Zwei
völlig
verschiedene
Forderungen nach Integration
und Anerkennung auf Recht und
Würde scheinen die Konzepte
von
sexueller
Orientierung
und
Migration
darzustellen.
Und doch, angesichts der
Realität, der Existenz von
lesbischen
und
schwulen
MigrantInnen und der Existenz
von schwulen und lesbischen
EuropäerInnen, die sich mit
Migration
auseinandersetzen,
scheint eine Reflexion über
die
Berührungspunkte
der
Themenbereiche gerechtfertigt.
Eine Kultur des Respekts
gegenüber
Lesben
und
Schwulen,
Bisexuellen
und
Transgender
ist
eine
noch lange nicht erreichte
Aufgabe
für
europäische
Bürgerrechtsbewegungen. Dies
gilt auch für die Migrationsund
Integrationspolitik.
Der
Kampf gegen Fremden- und
Homosexuellenfeindlichkeit,
gegen Hass und Ausgrenzung
und das Recht auf individuelle
Selbstbestimmung ist eine längst
fällige Herausforderung. Für
Europa, Italien und Südtirol.
7
Vorurteile gegen Homosexuelle,
Diskriminierung und Gewalt
werden durch ein Umfeld sozialer
Marginalisierung und kultureller,
religiöser und ideologischer
Abschottung befördert. Dies gilt
für den italienischen Staat und
besonders auch für Südtirol, in
dem die katholische Religion
die Wertehaltung der Politik
diktiert.
Als besonders problematisch
erweist
sich
dabei
die
Kombination
aus
ländlich
geprägten,
patriarchalischen
Familienstrukturen und religiösfundamentalistischen
Werten.
Viele junge Menschen, die
in
einem
solchen
Umfeld
aufwachsen, lassen an ihrer
Ablehnung
für
nicht
rein
heterosexuelle Orientierung
keinen Zweifel.
Besonders
hart
betroffen
von
Diskriminierung
sind
deshalb
Schwule,
Lesben,
Bisexuelle und Transgender mit
Migrationshintergrund.
Ihnen
wird ein selbstbestimmtes Leben
oft weitaus schwerer gemacht
als Lesben und Schwulen im
Allgemeinen. Viele lassen sich
in ein Doppelleben zwingen.
Kommt es doch zu einem Comingout oder einem Outing durch
Dritte, werden sie durch ihre
Familien oft massiv unter Druck
gesetzt. Und die Öffentlichkeit in
Italien kommt ihnen keinesfalls
entgegen. Auch in den schwullesbischen
Vereinen
und
Verbänden beginnt erst langsam
ein Erkennen dieser Thematik.
In Deutschland und Österreich
gibt es bereits eine Vielzahl
von
Broschüren,
Aktionen,
Kampagnen und Studien zu
Migration und Homosexualität.
In Italien wurde im April dieses
Jahres ein Projekt ausdrücklich
für homo- und transsexuelle
MigrantInnen
in
Neapel
gestartet:
Eine
Homepage
(siehe
erste
untenstehende
Adresse) will Referenzpunkt
sein für schwule, lesbische, biund transsexuelle MigrantInnen,
über die geltende Gesetzgebung,
Informationsschalter,
gesundheitliche
Betreuung
und andere relevante Themen
informieren.
Viel
bleibt
auf
nationaler
und
lokaler
Ebene
noch
zu
tun:
Informationen
einholen,
Aufklärungsund
Unterstützungsarbeit
leisten,
Hilfe- und Beratungsangebote
zur
Verfügung
stellen,
Aufklärungskampagnen
in
Schulen
und
Sozialarbeit
unterstützen.
Bevor aber ein notwendiger
Diskurs
mit
Menschen
verschiedenster Herkunft,
Religion
und
Kultur
über
die
Modalitäten
des
Zusammenlebens
geführt
werden kann, muss sich auch
die autochthone Bevölkerung
über die Anerkennung der
Bürgerrechte
für
Menschen
mit verschiedenen sexuellen
Orientierungen einig werden
und das Gleichheitsgebot in die
innere und äußere Verfassung
aufnehmen,
ein
Asylrecht
und
Flüchtlingsschutz
für
verfolgte
Schwule,
Lesben,
Bisexuelle
und Transgender
gewährleisten und jeglichem
religiösen
Fundamentalismus
entgegentreten.
> Ulrike Spitaler
Ricerca sugli
immigrati gay:
Italia piu‘ razzista
che omofoba
Vedono l‘Italia più come un
paese razzista che omofobo
e i loro problemi sono spesso
molto simili a quelli dei nostri
connazionali. Molto forti, però,
rimangono le differenze culturali,
tanto che, per un aiuto più mirato,
sarebbe necessario ampliare lo
spettro degli interventi per venire
incontro alla moltitudine di target
in campo. Sono i risultati della
prima ricerca italiana sui migranti
gay, lesbiche e transessuali,
promossa dall‘Arcigay di Bologna
e curata dal sociologo Raffaele
Lelleri. Lelleri ha intervistato 31
migranti-Glb che vivono in Italia,
provenienti da diversi paesi
del mondo. Non un campione
statisticamente rilevante, „ma
fondamentale dal punto di vista
qualitativo“, ci tiene a far notare.
Il panorama di problematiche che
ne è emerso, spiega, „non è poi
così diverso da quello di tanti
omosessuali italiani“. L‘approdo
in Italia, sottolinea la ricerca,
per molti immigrati consiste
in una rinascita, lontano dalle
persecuzioni e dalle privazioni
che vivono in patria, „tanto che
molti si scoprono gay proprio qui e
addirittura alcuni vivono una vera
sbornia, a volte pericolosa“. Così,
„un buon numero pare già in linea
con il nostro modo di intendere
l‘essere gay“, senza però sentire
omofobia: „In alcuni paesi rischiano
l‘ impicca g i o n e ,
dovrebbero
preoccuparsi
per
qualche
offesa?“, rileva il sociologo. La
difficoltà, però, è nell‘intercettarli
al loro arrivo o una volta che si
sono stanziati. Dagli sportelli
Arcigay, infatti, ne passano pochi,
quasi nessuno da quelli dei servizi
sociali. „Vedono la parola ‚gay‘
come un‘etichetta - spiega ancora
Lelleri - oppure si chiedono perchè
nella lista di indirizzi utili che gli
viene consegnata alla Caritas non
ce n‘è nessuno che riguardi gli
omosessuali“. A contare, infatti,
sono soprattutto le differenze
culturali: „C‘è chi si comporta
come un omosessuale, ma non si
definisce tale“, continua Lelleri, che
nella sua ricerca, ha evidenziato
„come non ci siano categorie
definite, anzi quasi tutte le storie
sono molto diverse tra di loro“.
Per cui, conclude, „promuovere
un modello unico di assistenza
sarebbe sbagliato, ma bisogna
ampliare gli interventi a più scenari
culturali“, magari approfondendo la
conoscenza di ogni singolo caso.
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8
Finstere Zeiten?
2008: Südtirol hat gewählt
Die bereits in den Umfragen
prognostizierten
Ergebnisse
wurden durchwegs bestätigt: Die
SVP hat ihre jahrzehntelange
absolute
Mehrheit
an
Wählerstimmen verloren, die
rechten Freiheitlichen haben ihren
Stimmenanteil fast verdreifacht
und sind damit die zweitstärkste
politische Kraft im Land geworden,
die Grünen und die „linken“ Parteien
haben Verluste erlitten.
Der Verein Centaurus wollte
bereits vor den Landtagswahlen
von den einzelnen Parteien
wissen, wie sie zum Thema
Homosexualität stehen und hat
deshalb an alle einen Fragebogen
versendet, mit dem die Parteien
mit
für
Lesben,
Schwule,
Bisexuelle
und
Transgender
wichtigen Anliegen konfrontiert
wurden.
Bereits
die Auswertung
der
Antworten ließ uns an der
Zukunftsfähigkeit
mancher
Politiker zweifeln. Das Ergebnis
der Landtagswahl lässt Schwule
und Lesben jetzt in eine noch
düsterere Zukunft blicken. Die
Autonome Provinz Bozen hat zwar
keine direkten gesetzgeberischen
Befugnisse, die sie für die
Gleichstellung von Homosexuellen
einsetzen könnte. Dennoch ist
die mangelnde Sensibilität für
homosexuelle Themen, die durch
die Umfrage von Centaurus
festgestellt
werden
konnte,
Ausdruck einer gesellschaftlichen
Haltung, die einem Klima der
Toleranz
entgegensteht.
Die
Überzeugung, dass Politik
durchaus auch eine aufklärerische
pädagogische Aufgabe hat, wurde
von den großen Parteien teilweise
9
sogar zugunsten eines platten
Populismus
aufgegeben,
der
das Prinzip hochhält, wonach ein
Politiker vor allem dem Volk nach
dem Maul zu reden hat.
Dass in den letzten Monaten trotz
der konkreten Bemühungen um
die Integration von Ausländern, die
bereits Früchte getragen haben, vor
allem die Angst der Bevölkerung
vor dem Fremden zu einem der
Hauptthemen des Wahlkampfes
geworden ist, wird sich aufgrund
dieses Wahlergebnisses sicher
auf die Politik der nächsten Jahre
auswirken. Was Österreich und
Italien auf nationaler Ebene
bereits vorgemacht haben, könnte
Südtirol auch auf die eigenen
kleinen Verhältnisse umlegen:
Die Energien werden nicht mehr
darauf verwendet, die „Anderen“
zu integrieren, sondern um sie
auszugrenzen und die Ängste der
Bevölkerung zu schüren, denn das
scheint sich dann bei den Wahlen
direkt in Stimmen umzusetzen.
Während italienische Tageszeitungen in ihren Berichten über
die Südtiroler Landtagswahlen den
Aspekt der Ausländerfeindlichkeit
dieses
Wa h l e r g e b n i s s e s
unterstreichen (La Repubblica titelt
beispielsweise mit „Bolzano, cresce
la destra xenofoba“), zeigt das
Ergebnis unseres Fragebogens,
dass auch zum Thema Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen
Lebensentwürfen in den nächsten
Jahren wenig von der Landespolitk
zu erwarten ist.
Dass die linken Parteien eher
für die Integration von Schwulen
und Lesben eintreten, war hier
die kleinste Überraschung, da
einige von ihnen sich schon seit
längerem für diese Themen stark
gemacht haben. Die RechtsaußenParteien hingegen erachten es
bekanntermaßen nicht für notwendig,
irgendetwas in diese Richtung zu
unternehmen, wobei sie sich hinter
der Behauptung verstecken, dass
es keine Diskriminierung dieser
Bürger und Bürgerinnen gibt und die
bestehenden verfassungsrechtlichen
Bestimmungen vollkommen
ausreichen.
Verwundert hat schon eher, dass
sich einige Parteien, darunter auch
die SVP und die Freiheitlichen, trotz
wiederholter Anfrage gar nicht erst
die Mühe gemacht haben, die Fragen
von Centaurus zu beantworten.
Am meisten überrascht haben aber
sicher die Aussagen der Süd-Tiroler
Freiheit, die sich ganz klar für eine
völlige rechtliche Gleichstellung
von Homo-, Bi- und Intersexuellen
ausgesprochen hat. Es wird also aus
diesem Grund schwieriger, die SüdTiroler Freiheit zusammen mit den
Freiheitlichen, der Union für Südtirol,
Unitalia und dem rechten Flügel des
Popolo delle libertà ins reaktionäre
Eck zu stellen.
Der
Rechtsruck
bei
den
Landtagswahlen
lässt
diesen
Lichtblick aber klein erscheinen.
Und wenn eine weitere große
italienische Tageszeitung ihren
Bericht mit „Sfonda il partito gemello
di quello del leader austriaco Jörg
Haider“ übertitelt, dann wird mit
dieser Parallele zu den Kärntner
Gepflogenheiten
auch
gleich
angedeutet, wie wahrscheinlich der
Umgang der Politik mit dem Thema
Homosexualität in den nächsten
Jahren aussehen wird.
> Jochen Pichler
Welche Ziele hat sich Ihre Partei für die kommende Legislatur gesetzt, um eine gesellschaftliche, soziale, politische
und kulturelle Anerkennung der Südtiroler Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender zu fördern?
Quali traguardi si è posto il Suo partito nella prossima legislatura per favorire il riconoscimento sociale, politico e
culturale delle lesbiche, dei gay, bisessuali e transsessuali in Alto Adige?
Grüne-Verdi-Vërc/BLC (Antworten von Riccardo Dello Sbarba):
Im Programm für die Landtagswahlen vertreten wir die Position, dass „die vielfältigen Formen von Lebensbeziehungen“ zu
unterstützen und zu fördern sind. Allgemein treten wir für die Aufhebung jeder Diskriminierung ein, auch bezogen auf die sexuelle Orientierung.
Partito democratico (Risposte di Luca Refatti):
In primo luogo il pieno rispetto della laicità dello stato e delle istituzioni. Al cuore del nostro impegno abbiamo posto il
tema delle „pari opportunità“ che per noi riguardano giovani e anziani, donne e uomini, indipendentemente dal gruppo
linguistico. Ovviamente la discriminazione, giuridica o etica, rispetto agli orientamenti sessuali è un ostacolo alla piena affermazione
delle pari opportunità e va contrastata, sia attraverso l‘educazione che con la piena applicazione delle leggi contro le discriminazioni.
Il primo traguardo è l‘applicazione del „redditometro provinciale“, voluto dal PD e da Luisa Gnecchi, che
è il primo grande passo per l‘affermazione della parità tra coppie sposate e coppie conviventi. Con il
redditometro le prestazioni economiche e sociali terranno conto di chi vive sotto lo stesso tetto e non dello stato di famiglia.
Il PD è poi favorevole all‘istituzione delle anagrafi comunali delle coppie conviventi, anche se la sola
istituzione di queste anagrafi ha un forte valore simbolico ma nessun effetto giuridico reale stante la vigente legislazione.
Süd-Tiroler Freiheit (Antworten von Dr. Cristian Kollmann):
Die Süd-Tiroler Freiheit hat sich konkret noch keine diesbezüglichen Ziele gesetzt. Unser Hauptanliegen ist nämlich die Selbstbestimmung
inklusive der Beseitigung faschistischen Unrechts, angefangen beim faschistisch belasteten Begriff „Alto Adige“ (den leider auch Ihre
Initiative gebraucht – warum nicht Sudtirolo?). Wir streben ein freies Südtirol an. In diesem sollten sich selbstverständlich auch
Homosexuelle, Bisexuelle und Intersexuelle frei fühlen, indem sie auf allen Ebenen heterosexuellen Menschen rechtlich gleichgestellt
werden.
Unitalia (Nome del interlocutore non specificato):
Mi appare evidente che non sia mai stato in discussione il riconoscimento sociale, politico e culturale di alcuno. Le categorie citate hanno
gli stessi diritti sociali, culturali e politici di cui godono tutti i cittadini.
Union für Südtirol (Antworten von Andreas Pöder):
Wir stehen hinter den allgemein gültigen Menschrenrechtsbestimmungen und Verfassungsbestimmungen. Diese garantieren in
ausreichendem Maße die freie Ausübung der jeweiligen sexuellen Orientierung.
Partito dei comunisti italiani (Risposte di Carlo Carlini):
Il nostro partito si pone, tra gli altri, l’obiettivo di salvaguardare i diritti civili, contro ogni forma di discriminazione e si batterà per il
riconoscimento delle coppie di fatto.
Linke für Südtirol (Antworten von David Augscheller):
Die Gleichgestellung aller, unabhängig von ihrer kulturellen, sprachlichen, ethnischen Zugehörigkeit oder eben sexuellen Neigung ist
immer Ziel der Linken gewesen. Um dies zu erreichen, muss eine rechtliche Gleichstellung angestrebt werden und eine kulturelle Öffnung
unserer Gesellschaft, auch über die Schulen und gegen die konservativ-klerikale Ideologie des Ausschlusses, die noch immer unser
Bildungssystem prägt. Deshalb ist die Laizität der Institutionen zu gewährleisten und zu potenzieren.
Wäre Ihre Partei bereit, alle im Rahmen der Landesautonomie möglichen Maßnahmen zur Gleichstellung von nichtheterosexuellen mit heterosexuellen Partnerschaften zu unterstützen?
Il Suo partito sarebbe disposto ad appoggiare tutti i provvedimenti possibili nel quadro dell‘Autonomia provinciale
per la parità delle coppie non eterosessuali?
Grüne-Verdi-Vërc/BLC:
Ja.
Partito democratico:
All‘interno delle norme statutarie sì.
10
Süd-Tiroler Freiheit:
Auf jeden Fall wären wir bereit! Doch haben wir mit der bestehenden Autonomie diesbezüglich nicht viele Möglichkeiten. Dies ist für uns
ein Grund mehr, ein Südtirol ohne Italien anzustreben, und zwar ein weltoffenes, tolerantes und liberales Südtirol! Vorarbeit dafür leisten
wir als politische Bewegung bereits jetzt.
Unitalia:
“Tutti i provvedimenti possibili” è un termine troppo vago e strumentale. Verranno valutati, se posti in discussione istituzionale, uno per uno.
Union für Südtirol:
Nein.
Partito dei comunisti italiani:
Sì.
Linke für Südtirol:
Natürlich (siehe oben). Als Linke (in meinem Fall als Mitglied von Rifondazione Comunista), haben wir bereits in der letzten Legislatur auf
nationaler Ebene eine derartige Kampagne gestartet, sind leider gescheitert (DICO, PACS); persönlich habe ich als Gemeinderat in Meran
diese Forderung öfters gestellt, leider erfolglos, werde mich aber auch weiterhin für das Grundrecht auf Gleichstellung weiterhin schlagen.
Können Sie sich die Bereiche vorstellen, in denen Südtiroler Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender sich
diskriminiert fühlen?
Può immaginarsi dei settori dove le lesbiche, i gay, bisessuali e transsessuali si sentano discriminati?
Grüne-Verdi-Vërc/BLC:
„Schwul“ wird in unserer Gesellschaft vielfach als abwertender Begriff gebraucht und von daher ist eine Diskriminierung im öffentlichen
Leben evident. Darüber hinaus besteht die Diskriminierung natürlich noch in den meisten Fragen des Familienrechts im weiteren Sinn.
Partito democratico:
Sì. Dal momento della autoconsapevolezza dei propri orientamenti sessuali inizia il difficile confronto coi coetanei, la
società e spesso la famiglia. E poi, da adulti, ci sono il mondo del lavoro, e la difficoltà di vivere allo scoperto i propri sentimenti.
Süd-Tiroler Freiheit:
Die Bereiche können wir uns nicht nur vorstellen, sondern wir wissen, dass es sie konkret gibt. Beispiele: Verweigerung des Rechts,
den Partner im Krankenhaus zu besuchen; Nachteile beim Erb- und Steuerrecht; mangelnde Möglichkeit eines gemeinsamen Erwerbs
einer Eigentumswohnung; ganz zu schweigen von der mangelnden Möglichkeit, eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft
anerkennen zu lassen. Aber auch im privaten Bereich finden oft Diskriminierungen statt. Hier wäre noch mehr Aufklärung
und Sensibilisierung nicht nur durch Politiker, sondern auch durch einzelne direkt oder indirekt betroffene Bürger erforderlich.
Unitalia:
Allo stato attuale non intravedo discriminazioni di alcun genere se non legate a fasce marginali del tutto insignificanti.
Union für Südtirol:
Nein.
Partito dei comunisti italiani:
Molteplici possono essere i settori in questione, a partire da quelli inerenti le forze dell’ordine.
Linke für Südtirol:
Ich muss sagen, dass ich mir nicht vorstellen kann, in welchen Bereichen sie sich nicht diskriminiert
fühlen. Das umfasst oft das familiäre Umfeld oder die Arbeitswelt, die Schule oder religiöse Gemeinschaften,
etc. Natürlich muss auch nuanciert werden, Diskriminierung ist nicht immer und überall gegeben, aber eben sehr oft.
Gibt es in Ihrer Partei offen bekennende schwule, lesbische oder bisexuelle KandidatInnen?
Nel Suo partito vi sono candidati o candidate dichiaratamente gay, lesbiche o bisessuali?
11
Nicht beantwortet wurde der Fragebogen von:
Al questionario non hanno risposto:
SVP, Freiheitliche, Forza Italia, Aleanza Nazionale, Lega Nord, Unione di Centro, Italia dei Valori,
Ladins Dolomites, Progetto Alto Adige.
Grüne-Verdi-Vërc/BLC:
Diesmal gibt es solche KandidatInnen, so weit es uns bekannt ist, nicht.
Partito democratico:
A nessuno dei nostri candidati abbiamo chiesto orientamenti sessuali e credo religioso. Abbiamo invece chiesto di condividere i nostri
valori e il nostro programma.
Süd-Tiroler Freiheit:
Sexuelle Identität halten wir für genau so wichtig wie sprachlich-kulturelle Identität. Dies heißt in Bezug auf meine Person: Ich bekenne
mich offen zu meiner Homosexualität, auch wenn ich, wie in diesem Fall, nicht unbedingt direkt darauf angesprochen werde. Für mich
persönlich ist das Bekenntnis zu meiner Homosexualität eine Selbstverständlichkeit – genauso wie das Bekenntnis zu meiner Tiroler
Identität. Bei der Süd-Tiroler Freiheit sind Alle willkommen, unabhängig von sexueller Orientierung, ethnischer oder religiöser
Zugehörigkeit. Was für uns zählt, ist einzig das Bekenntnis zu Tirol. Und zu Tirol haben auch sexuelle Minderheiten immer schon dazugehört.
Unitalia:
No.
Union für Südtirol:
Gibt es nicht.
Partito dei comunisti italiani:
No.
Linke für Südtirol:
In der Liste bekennt sich meines Wissens keine/kein Kandidat/in dazu.
Falls dies nicht der Fall sein sollte, wäre es dann für Ihre Partei denkbar oder selbstverständlich, offen bisexuelle,
lesbische und schwule Personen auf Ihrer KandidatInnenliste zu präsentieren?
Se la risposta è no, sarebbe per il Vostro partito pensabile oppure ovvio di presentare persone dichiaratamente
bisessuali, lebiche o gay sulle Vostre liste di candidati?
Grüne-Verdi-Vërc/BLC:
Grundsätzlich gibt es dagegen keine Bedenken. Wir hatten in der Vergangenheit des öfteren schwule oder lesbische KandidatInnen auf
unserer Liste, sowohl auf Landes- als auch auf Gemeindeebene.
Partito democratico:
Ovviamente se tra i candidati vi fossero persone dichiaratamente bisessuali, lebiche o gay per noi non cambierebbe nulla perché
l‘orientamento sessuale attiene alla vita privata. La politica è operarsi per il bene pubblico, siamo convinti che in questo senso contino
solo i valori e le idee che si portano avanti.
Unitalia:
Proprio perché non debbono esistere discriminazioni di alcuna natura, la questione è indifferente. Non si può pensare che le categorie
siano perfettamente allineate alle altre e poi pretendere l’inserimento di qualcuno in lista, considerandolo quindi una categoria a parte.
Union für Südtirol:
Wäre denkbar. Die Union wählt ihre KandidatInnen nicht nach Gesichtspunkten der sexuellen Orientierung aus, die ist für Kompetenz und
Eignung im politischen Leben nicht relevant.
Partito dei comunisti italiani:
Ovvio.
Linke für Südtirol:
Es wäre aber natürlich selbstverständlich und denkbar, dass ein/e schwule, lesbische, bisexuelle KandidatIn auf unserer Liste kandidieren
würde. Für Rifondazione Comunista saß ja in der letzten Legislatur Vladimir Luxuria im Parlament, eine enorme intellektuelle Bereicherung
für meine Partei. Es zählen die intellektuellen Fähigkeiten, nicht die sexuellen Neigungen.
Ein Hetero muss ja auch nicht seine sexuelle Neigung legitimieren oder diese ständig thematisieren.
12
Die erfundene
Andersartigkeit
Vorausgeschickt: Dieser Artikel
stellt die persönliche Interpretation
der entsprechenden Themenfelder
der Queer Theorie durch den Autor
dar. Der Inhalt erhebt daher keinen
Anspruch auf Absolutheit und soll
LeserInnen vor allem zur Reflexion
und Diskussion anregen.
Im populären Volksverständnis
bezeichnen wir jene Menschen als
schwul oder lesbisch, die sich vom
gleichen Geschlecht angezogen
fühlen und als Konsequenz
gleichgeschlechtlichen
Verkehr
praktizieren. Erfüllt diese Definition
aber wirklich ihren vorbestimmten
Zweck, der nach Auffassung
homophober Bewegungen die
Menschen in Normale und Perverse
teilt?
Ist ein verheirateter Vater schwul,
wenn er einmal in der Woche
Verkehr mit einem Mann auf einer
Bahnhofstoilette vollzieht? Ist ein
Häftling schwul, der aus seiner
unerfüllten Not mit Mithäftlingen
verkehrt? Ist eine Frau lesbisch,
wenn sie bei der Selbstbefriedigung
an eine Frau denkt und trotzdem
eine gewöhnliche Ehe führt?
Wie
oft
dürfen
Jugendliche
gleichgeschlechtliche Erfahrungen
sammeln, bis ihnen das Etikett
schwul oder lesbisch angeheftet
wird? Ist ein Jugendlicher immer
noch schwul oder lesbisch, wenn
er ab 25 nur mehr mit dem anderen
Geschlecht verkehrt? Was, wenn
der Jugendliche seine sexuelle
Aktivität nach diesen Erfahrungen
ganz einstellt und z.B. einer
Ordensgemeinschaft beitritt?
Diese Fragen deuten an, dass
hinter einem Definitionsversuch des
gleichgeschlechtlichen Begehrens
eine wesentliche Schwierigkeit
steckt. Das Problem entsteht
durch die Vermischung von
sexueller Handlung und Identität.
13
In nahezu allen Kulturen finden wir
Aufzeichnungen und Andeutung der
Praxis von gleichgeschlechtlichen
sexuellen
Kontakten.
Der
wesentliche Unterschied zu unserer
heutigen Interpretation besteht darin,
dass der gleichgeschlechtliche
Liebesakt als Handlung verstanden
wurde, welcher ferner potentiell von
jedem Menschen vollzogen werden
konnte.
Erst vor rund 150 Jahren ging
man dazu über, diese Handlungen
als Identitätsmerkmal zu deuten,
weil man plötzlich die Ansicht
vertrat, dass solches Verhalten
krankhaft und somit therapierbar
sei. Da homosexuelle Handlungen
lediglich sanktionierbar, aber eben
nicht therapierbar sind, erfand
man den Homosexuellen, der an
Homosexualität litt. Durch diese
Konstruktion einer Minderheit war
es nun notwendig alle anderen
Menschen davon abzugrenzen.
Dies gelang mit der nachträglichen
Einführung des Begriffs der
Heterosexualität, der man das
Synonym „Normal“ einverleiben
musste. Diese Konstruktion zeigt
sich nicht zuletzt darin, dass
sich die Norm in der Regel keine
Selbstbezeichnung gibt. Schließlich
gibt es auch keinen Begriff für
Menschen, die nicht durch eine
Behinderung beeinträchtigt sind.
Da es sich nun bei Schwulen und
Lesben um eine politische Minderheit
handelte, war es notwendig, für die
Anerkennung der Bürgerrechte und
die gesellschaftliche Gleichstellung
zu
kämpfen.
Nach
diesem
Paradigmenwechsel richtete sich
die Diskriminierung gegen Schwule
und Lesben als Menschen, welche
in der Verfolgung und Vernichtung
im Dritten Reich gipfelte und bis
heute fortdauert. Um sich von
Pathologisierung zu lösen, ging
man dazu über, Homosexualität
als
Veranlagung
(genetische
Prädisposition) zu erklären. Dieser
so
genannte
essentialistische
Ansatz stellte Schwule und Lesben
in ihrer Emanzipationsbestrebung
den amerikanischen Schwarzen
und dem Feminismus politisch
gleich.
Die Diskriminierung auf Grund dieser
„künstlichen Identität“ zeigte sich
beispielsweise in den 1980er Jahren.
Für die Autoimmunerkrankung Aids
hatte man sehr schnell den Namen
Schwulenseuche gefunden. Dies
führte dazu, dass z.B. in einigen
Bundesstaaten der USA, nicht nur
Schwule, sondern auch Lesben ihr
Blut nicht mehr spenden durften,
obwohl bis heute das Risiko
der Übertragung des HIV bei
lesbischem Sex als sehr gering
eingestuft wird. Als man einsah,
dass das Risiko nicht von der
Präferenz der Geschlechtspartner,
sondern von der sexuellen Praxis
abhängt, richtete sich der Fokus
der
Safersex-Kampagnen
auf
ungeschützten Geschlechtsverkehr,
was offensichtlich eine Handlung ist
und unabhängig von der Identität
zur Ansteckung führt.
Es erscheint paradox, dass
durch die Konstruktion einer
gesellschaftlichen Klasse eine
essentialistische
Begründung
notwendig
wird,
um
die
gesellschaftliche Akzeptanz wieder
zu erlangen.
Die Entwicklung lässt sich auch
an
den
Bezeichnungen
für
gleichgeschlechtliches Begehren
erkennen. „Homosexuell“ konnte
die Assoziation mit krankhaftem
Verhalten nicht abstreifen und
wird aus diesem Grund langsam
verdrängt. Im Anschluss daran
etablierten sich im deutschen
Sprachraum die damals sehr
negativ besetzen Bezeichnungen
„schwul“ und „lesbisch“, während
Photo: Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
im englischen Sprachraum das
Wort „queer“ für Beleidigungen der
neuen Minderheit verwendet wurde.
Die Anerkennungsbewegung gab
sich im englischen Sprachraum
die Bezeichnung „gay“, während
im deutschen Sprachraum die
Worte „schwul“ und „lesbisch“
selbstbewusst
positiv
belegt
wurden. Die konstruktivistische
Theorie führte dazu, dass ein neuer
Begriff geschaffen werden musste,
welcher jede Form des sexuellen
Andersseins zusammenfasst. „Gay“
war hierfür nicht geeignet, da dieser
Begriff mittlerweile zum Synonym
für gleichgeschlechtliche männliche
Liebe geworden war und lesbische
Liebe unberücksichtig ließ. Somit
belebte man den Begriff „queer“
neu, der sich inzwischen zu einem
Modebegriff hochstilisiert hat.
Da inzwischen ein Teil der
Anerkennungsbewegung
ihre
Vollendung in der Gleichstellung
der Homo-Ehe zu begreifen
scheint, ist der Einwand berechtigt,
dass die gleichgeschlechtliche
eheliche Verbindung in der Antike
und vor dem christlichen Zeitalter
nicht als Recht vorgesehen
war. Die klassische Ehe wurde
nicht
als
Liebesgemeinschaft,
sondern als Produktions- und
Reproduktionseinheit
konzipiert.
Eine Gleichstellung ist unter diesem
Verbindungszweck für Schwule und
Lesben natürlich sinnlos. Seit die Ehe
aber als wirtschaftliche Verbindung
zwischen
zwei
Menschen
verstanden wird, welche sich im
besten Fall auf Grund ihrer Liebe
finden und durch die gegenseitige
Führsorge steuerlich und rechtlich
begünstigt werden, lässt sich leider
nicht nachvollziehen, welchen
Grund es für die Zurückweisung
von Schwulen und Lesben gibt.
Mittlerweile sollte man verstanden
haben, dass der Mensch in
der Regel kein monogames
Wesen ist, noch dass er ein
stereotypisches
Sexualverhalten
an den Tag legt. Durch Ignoranz der
Scheidungsraten, die Tabuisierung
der Prostitution, die Verleugnung
der gleichgeschlechtlichen Liebe,
die Distanzierung zur Pornographie
im Internet usw. wird es uns
nicht gelingen, das idealisierte
Menschenbild zu konservieren.
John Locke hat in seiner zweiten
Abhandlung über die Regierung
bereits 1689 festgehalten, dass die
klassische dauerhafte Verbindung
zwischen Mann und Frau nur zum
Zweck der Erziehung der Kinder
bis zur Mündigkeit von Belang ist.
Für alle übrigen Verbindungen wäre
es doch vernünftig den Menschen
selbst entscheiden zu lassen.
> Dino Capovilla
14
Männlich, Lehrer sucht...
Freunde!
Es ist oft ein langer Weg, bis
man sich eingesteht, dass
man schwul oder lesbisch ist.
Einige schaffen es bereits im
Teenager-Alter, einige mit Hilfe
von Freunden, andere entdecken
ihr Anders-Sein erst mit 40,
wieder andere gar nicht, weil
sie in ihrem sozialen Umfeld
(meist Dörfern) mit ihren Fragen
alleine da stehen. Für viele ist die
Anonymität im Internet ein Segen,
um sich auszutauschen. Und
doch bleibt der Weg, mit seiner
Homosexualität
umzugehen
und zu leben, oft ein langer,
wie das Beispiel eines 36 Jahre
alten Mannes zeigt, dem wir aus
Gründen der Anonymität eine
andere Identität gegeben haben.
15
lang blieb sein Gefühl, von Männern
angezogen zu sein, verborgen. Ja,
es wurde in seinem sozialen Umfeld
sogar unterdrückt.
„Freunde“ leuchtet es mir in
hellem Grün entgegen, als ich
mich kürzlich im Internet wieder
auf die Suche nach interessanten
Menschen mache. Andreas, 36,
aus dem Pustertal hatte auf meine
Anzeige geantwortet, die ich auf
dem Internet-Portal Gayromeo.
com geschaltet hatte. Seinem Profil
nach war er auf der Suche nach
Männern, die „gleich ticken wie er“.
„Homosexualität? Das gibt es
in meinem Dorf einfach nicht!“
Und wenn, dann wurde das
Wort „schwul“ immer nur im
negativen Kontext gebracht – in
seiner Schulzeit etwa, als er von
seinen Mitschülern als „Schwuler“
gehänselt wurde. Andreas war
seit jeher ein eher schüchterner
Typ, erzählt er mir, kein FußballFan oder Frauen-Held. Wohl eher
einer, der es verstand, bei seinen
Mitschülerinnen Sympathie und
Solidarität für seine Art die Dinge zu
sehen zu erwecken - so gesehen ein
Verlierer-Typ bei seinen neidischen
männlichen Schulkollegen.
„Suche
Gleichgesinnte
für
interessante
Gespräche
und
gemeinsame
Freizeitgestaltung.
Bin kein Szene-Typ und auch nicht
geoutet.
Diskretion
erbeten!!!“
stand da im Profiltext. Das machte
mich neugierig: War er genau
derjenige, mit dem ich meine
Interessen teilen konnte? Und vor
allem: Was veranlasst ihn dazu,
so sehr nach Diskretion zu fragen?
In einem längeren Schriftverkehr
stellt sich heraus, dass Andreas in
einem kleinem Dorf im Pustertal
aufgewachsen war. Viele Jahre
Doch mit 25 hatte er sein AhaErlebnis, als er im Internet auf
Foren stieß, in denen Hunderte von
Menschen ihre Gefühle darlegten,
was den Umgang mit dem gleichen
Geschlecht anging – Erfahrungen,
die er zum Teil selbst gemacht
hatte. Über ein Forum lernte er
dann auch seinen Freund kennen,
einen aus dem Münchner Raum. Mit
Markus, so sein Name, erkundete
er schließlich dann auch die oft
zitierte schwule Szene, mit all Ihren
schönen und weniger schönen
Seiten. Doch einen richtigen Freund
in seiner näheren Umgebung – fern
von jeglicher schwulen Bar, Party
oder Sauna – einen Freund, mit dem
man ins Theater oder Kino gehen
kann, an schönen Sommertagen
an den See oder im Winter zum
Skifahren in die Berge, mit dem
man Erlebtes, Erfahrungen und
Interessen austauschen oder auch
politische oder gesellschaftliche
Diskussionen führen kann – solch
einen Freund hatte er noch nie.
„Ich brauche keine Szene. Die ist
sowieso nur oberflächlich!“ schreibt
er. „Und außerdem arbeite ich in
einem Umfeld, das mir nicht erlaubt,
offen schwul zu sein.“ Andreas ist
Lehrer an einer Mittelschule.
Die Angst, von seinen pubertierenden Schülern demontiert zu
werden, ist groß. Noch viel größer ist
die Angst, von den Eltern und seinen
Lehrerkollegen kritisch beobachtet
und womöglich als pädophiler
Lehrer hingestellt zu werden.
„Solche Vorurteile kann ich mir nicht
leisten!“ Andreas‘ gesamte Existenz
scheint in Gefahr zu sein, wenn jede
noch so kleine Auffälligkeit an ihm
zu einem Gerücht mutieren würde.
Aber entschuldige: Könnte ich
Andreas‘ Existenz wirklich in Gefahr
bringen? Würde ich als Freund und
guter Kumpel an seiner Seite als
Schwul-Denkender und –Fühlender
auffallen? „Wenn, dann können wir
uns an einem Ort verabreden, wo
mich keiner kennt und wo ich mich
doch einigermaßen frei fühle, so zu
sein und so zu denken, wie ich bin.“
Vielleicht hat er auch deshalb einen
Partner in Bayern.
Berufskollegen zu finden, meinte
ich. Nur so könnte er vielleicht die
Spannungen und Ängste in seinem
Berufsleben ablegen. Andreas weiß,
dass es an ein oder zwei Schulen
in Südtirol Lehrer gibt, die sich
ganz offen zu ihrer Homosexualität
bekennen. Weder Schüler oder
Eltern, noch Lehrer und Schulleiter
hatten Probleme damit. „Trotzdem
ist es jedem selbst überlassen zu
entscheiden, wieviel Privatleben er
öffentlich preisgibt.“
Internet werden kann – Diskretion
hin oder her.“ Dennoch: Andreas
hat sich bis heute nicht überwinden
können, mich zu treffen. In einer
seiner letzten Nachrichten schreibt
er: „Es ist alles so verzwickt. Ich
brauche einfach meine Zeit, mich in
meiner Welt zurecht zu finden.“
Andreas hat mir in dieser Stunde
am PC schon einiges über sich
preisgegeben. Das weiß er auch:
„Wenn ich jedes zweite Wochenende
bei Markus verbringe, dann kann
ich so sein, wie ich bin. In der
Schule setze ich aber eine Maske
auf. Das ist aber besser so.“ Besser
wäre es, Kontakte zu schwulen
„Wäre mir der Wunsch, einen guten
Freund kennenzulernen, nicht
wichtig, würde ich dir das alles
nicht niederschreiben. Und doch
merke ich auch, wie offen man in
einem anonymen Medium wie dem
> Stefan Windegger
16
Gayromeo
gemeinsam einsam
Stellen wir uns einen schwulen
jungen Mann vor, der in einem Land
lebt, in dem Schwulsein gefühlt
nicht existiert. Den jungen Mann
nennen wir Jakob und das Land
Südtirol. Im schlimmsten Fall wird
Jakob seine Sexualität verdrängen,
eine klassische Familie gründen,
ein radikaler Verfechter moralischer
Werte werden und irgendwann
Leserbriefe schreiben, um den
Frust über sein unerfülltes Leben
der Welt kund zu tun. Im besten Fall
wird Jakob seinen Arbeitskollegen
Franz besser kennen lernen, die
beiden werden sich ineinander
verlieben, sich selbst genügen und
glücklich bis ans Ende ihrer Tage
leben. Natürlich hat nicht jeder so
viel Unglück wie Jakob im ersten Fall
oder so viel Glück wie im zweiten
Fall. Sehr wahrscheinlich wird sich
Jakob im Internet auf die Suche
nach seiner Identität machen und
sehr bald auf das Portal GayRomeo
stoßen.
Er wird das Fenster zu dieser
virtuellen Großstadt öffnen, in
der mittlerweile eine verleugnete
Subkultur heimisch wurde. In
dieser Großstadt leben inzwischen
rund 580.000 Schwule und mit
ihren etwa 1.500 Neuzugängen
pro Tag wächst sie schneller als
die meisten anderen Metropolen.
Im Oktober 2002 gründete eine
kleine Gruppe Schwuler dieses
Chat- und Kontaktportal mit dem
Ziel Menschen wie Jakob aus ihrer
Isolation zu befreien. In der Region
Trentino-Südtirol zählt GayRomeo
mittlerweile rund 1.250 Mitglieder,
von denen einige ihr schwules Leben
über diese Plattform organisieren.
In seinem GayRomeo Profil,
beim
so
genannten
blauen
Einwohnermeldeamt, wird Jakob
zahllose persönliche bis hin zu
intimen Details seines Lebens
preisgeben, um den Grad der
17
Anonymität zu verlassen und seinen
Marktwert zu steigern. Andere
Benutzer werden per Mausklick
Jakobs
Augenfarbe,
Größe,
Religion, Beruf, Körperbehaarung,
Rauchgewohnheiten, Ausstattung,
Sexvorlieben und vieles mehr
feststellen können. Abgerundet
wird diese virtuelle Identität durch
persönliche Bilder und die Angabe
des bevorzugten Beuteschemas.
Auf
Jakob
werden
täglich
neue Angebote
warten,
die
von
Chatbekanntschaften
bis
Sexdates alles bieten. Seine ersten
Erfahrungen wird er bald gesammelt
haben und beim möglichen
Überangebot wird er beginnen,
seine potentiellen Bekanntschaften
und Sexualpartner nach dem
Muster eines Versandhauskatalogs
anhand der detaillierten Angaben
auszusuchen.
Natürlich alles nicht ohne die
Gefahr der Schnelllebigkeit. Im
oberflächlichen Kontakt werden
manchmal Freundschaften durch
das Schließen eines Fensters
beendet und so mancher Traumprinz
scheitert an 2 Kilo zuviel. Doch nicht
nur Neulinge wie Jakob sondern
inzwischen auch alte Hasen ziehen
GayRomeo den hart erkämpften
Treffpunkten wie Cafes, Clubtreffs
und Discos vor. Als Alternative zu
teuren Getränken, Rauchverbot,
bekannten Nasen und dem allein
nach Hause gehen bietet GayRomeo
täglich neue Gesichter und statt der
komplizierten Balzrituale das Treffen
mit der Person hinter dem vorher
abgeglichenen Persönlichkeitsprofil
direkt auf der Couch daheim.
Die
Plattform
GayRomeo
verändert gerade das komplette
Sozialverhalten
einer
ganzen
Szene. So kann Jakob Clubs
gründen, oder bereits bestehenden
Clubs beitreten, in denen die
komplette Freizeit-, Abend- und
Nachtgestaltung geplant, diskutiert
und belächelt wird. Bei politischen
Anliegen kann er z.B. die virtuelle
Bürgersprechstunde des deutschen
Grünenpolitikers Volker Beck online
besuchen. GayRomeo bietet über
Stadtkarten mit schwulen Friseuren,
schwulen
Tante-Emma-Läden,
Hautärzten, Reisebüros, Notaren
etc. die Möglichkeit, in Metropolen
ganz in einer schwulen Parallelwelt
zu leben. Durch GayRomeo wurde
die schwule Welt globalisiert. Durch
internationale schwule Stellenund Wohnungsmärkte, zahllose
Bed&Breakfast-Angebote
und
natürlich andere Schwule kann mit
GayRomeo vor dem Umzug oder
dem Urlaubsantritt das gesamte
soziale Umfeld vorab errichtet
werden. Angst, in der Provinz
zu versauern oder sich in einer
Großstadt nicht zurechtzufinden,
ist
inzwischen
für
Schwule
Vergangenheit.
Als kritische Bürger sollten wir
fragen, warum Menschen bewusst
eine derartige Sozialisationsform
wählen.
Diese
Entscheidung
gründet sich in der Regel nicht
auf der Merkwürdigkeit des
Schwulen selbst, sondern auf der
Merkwürdigkeit der Gesellschaft
und
dem
darin
verfestigten
Menschenbild.
Ob GayRomeo und der damit
verbundene Trend zur Akzeptanz
schwuler Menschen in Südtirol
beiträgt sei dahingestellt. Blieben
früher Schwulencafes aufgrund der
Intoleranz leer, sind sie es heute, weil
niemand mehr das Haus verlassen
muss, um Bekanntschaften zu
machen. In ländlichen Regionen wie
Südtirol ermöglicht GayRomeo die
Entfaltung der schwulen Sexualität,
verhindert aber gleichzeitig die
Entwicklung eines öffentlichen
sozialen Rahmens, der durch die
wahrnehmbare Existenz entstehen
Regenbogenparade Wien, Photo: Conny Cossa
würde, was dem Schwulen die
Entscheidung überließe, ob er seine
Bekanntschaften in GayRomeo,
im Ghetto, oder im echten Leben
machen möchte. Mit anderen Worten
würde Jakob vermutlich ohne
GayRomeo in Südtirol kaum einen
Schwulen kennen lernen und das
aus dem Grund, dass GayRomeo
schwule Treffpunkte verwaisen
lässt und neue überflüssig macht.
Jakob wird vermutlich einen
hohen persönlichen Preis für die
Mitgliedschaft in dieser Subkultur
bezahlen. Im Schnitt verbringen
GayRomeo Mitglieder 6 Stunden
täglich vor dem Rechner, und damit
wird diese Plattform zum zentralen
Teil ihres Lebens. Das echte
Sozialleben bleibt auf der Strecke,
und es besteht eine hohe Gefahr der
Vereinsamung, da reale Kontakte
selten geknüpft werden. Durch das
ultrapragmatische Datingverhalten
und die radikale Zweckorientierung
findet
eine
tatsächliche
Auseinandersetzung
zwischen
vielen Chatbekanntschaften nicht
mehr statt. Freundschaften sind
häufig nicht von Dauer und leicht
substituierbar.
Politisch betrachtet hat GayRomeo
zu einem Rückschritt in den
Anerkennungsbemühungen
der
vergangenen 40 Jahren geführt.
Unter Schwulen macht sich
eine
erschreckende
politische
Selbstgenügsamkeit breit, was sich
nicht zu letzt durch die unkritische
Offenlegung der eigenen sensiblen
Daten im Internet zeigt. Haben wir
inzwischen so viel Vertrauen in die
menschliche Vernunft gewonnen,
um überzeugt zu sein, dass
homophobe Religionsführer und
intolerante Politiker entmachtet
sind, oder sind wir einfach nur ein
bisschen blauäugig?
Es bleibt zu hoffen, dass auch
Südtirol
irgendwann
beginnt,
sich mit der Existenz von
schwulen, lesbischen, bisexuellen,
transsexuellen und intersexuellen
Menschen auseinander zu setzen.
Diese würde nicht nur Jakob
bei der Durchsetzung seiner
Menschenrechte
unterstützen,
sondern
auf
Vernunft
und
Menschenliebe schließen lassen.
Die
politische
Entwicklung
in unserem Land spricht im
Augenblick leider nicht dafür, aber
trotzdem werden viele Schwule
und Lesben weiterhin von einem
Südtirol träumen, in dem Menschen
wichtiger sind als gekreuzigte
Frösche.
(Zahlen entnommen
gayromeo.com)
bei
www.
> Dino Capovilla, Simon Geimer
18
Gayromeo
einsam gemeinsam
Die Emanzipation von Schwulen
und Lesben ging schon immer
Hand in Hand mit den technischen
Neuerungen der Zeit. Als 1825
die erste Eisenbahn zwischen
Stockton und Darlington eröffnet
wurde, war das Geschrei groß:
zu schnell sei sie, gegen die
Natur und ungesund – doch die
befürchteten
Nebenwirkungen
ließen auf sich warten. Mit dem
neuen Verkehrsmittel schrumpften
die Distanzen, und die „weite Welt“
wurde, zumindest für die Menschen
an der Eisenbahnstrecke, immer
kleiner und greifbarer. Wie die
19
Photo: Peter Viehweider, www.pit-pic.it
Eisenbahn machte auch die
Erfindung des Telefons die Welt
wieder ein Stück kleiner: plötzlich
waren oft hunderte Kilometer
entfernte Gesprächspartner ganz
nah beieinander – nicht sich
persönlich
gegenüberstehend,
doch ganz real kommunizierend.
Im
aufkommenden
Tourismus
waren Homosexuelle unter den
ersten, die sich, wenn auch im
Kleinen und oft versteckt, eigene
„Refugien“ eroberten – wie etwa
die beinahe mythischen Orte Capri
und Taormina oder die glitzernden
Halbwelten der Großstadt. Die
neuen Verkehrsmittel erlaubten es
plötzlich, größere Zentren und deren
lesBiSchwule Subkulturen einfach
zu erreichen. Doch noch immer
war es meist einer betuchten und
selbstbewussten
homosexuellen
Oberschicht vorbehalten, jenen
Hauch von Freiheit zu spüren – der
Magd vom Tschurtschentalerhof
oder
dem
Bergbauern
aus
Hintertupfental blieb diese Welt
meist verschlossen.
Als
1969
die
Erfolgsgeschichte
unglaubliche
des Internet
begann, wurde die Welt nicht nur
wieder Schritt für Schritt kleiner
– sie wurde auch ein Stück
offener, durchlässiger und freier.
Vielleicht hatte unser Bergbauer
aus
Hintertupfental
bereits
vorher in Zeitschriften oder im
TV „von anderen Schwulen“
gehört, und unsere Magd vom
Tschurtschentalerhof geahnt, dass
sie „nicht die einzige Lesbe“ ist
– doch diesen Hauch von Freiheit
kannten sie nur vom Hörensagen.
Das Internet öffnete den beiden
plötzlich eine neue Welt: waren sie
vorher am Rande der Gesellschaft,
vielleicht alleine und einsam,
auf
Kontaktanzeigen,
teure
Telefonnummern,
schummrige
Bars oder halbdunkle Parks
angewiesen, waren sie nun im
Zentrum einer schnell wachsenden,
beinahe grenzenlosen neuen Welt,
in der es ihnen möglich war, ihre
Erfahrungen und Gefühle, vielleicht
anfangs zaghaft, mit anderen
Menschen zu teilen, Menschen,
die sie vielleicht verstehen würden,
und von denen sie wahrscheinlich
den einen oder die andere
besser kennen lernen würden
– ganz egal, wie viele tiefe Täler
sich zwischen ihnen befanden.
Wie Massenverkehrsmittel oder
Telefon brachte auch das Internet
einen zusätzlichen menschlichen
Aspekt in die Globalisierung.
Homosexuelle gehörten zu den
ersten, die sich im wachsenden
Internet einen Platz eroberten,
und lange vor Second Life,
StudiVZ, myspace oder facebook
gab es funktionierende soziale
Netzwerke
wie
rainbow.org,
gaydar, gay.tv oder vor allem das
berühmt-berüchtigte Gayromeo.
Die „Blauen Seiten“, oft spöttisch
„schwules Einwohnermeldeamt“
genannt, wurden von einer Gruppe
idealistischer Schwuler als NonProfit-Plattform gegründet, und
sind noch heute im Gegensatz
zu vielen anderen Netzwerken im
Prinzip kostenlos. Den Gründern
von Gayromeo lag weit mehr
am Herzen als eine einfache
schwule Dating-Plattform: hier
sollte
neben
Unterhaltung,
Diskussion
und
Small-talk
auch Platz sein für Information,
Gesundheitsfragen und politische
Themen. Eines der wesentlichen
Anliegen Gayromeos war es
beispielsweise von Anfang an, auf
die Situation von Homosexuellen
in
institutionell
homophoben
Ländern aufmerksam zu machen.
Um auch Usern aus solchen
Ländern eine gefahrlose Nutzung
von Gayromeo zu ermöglichen,
wurde ihnen ein verschlüsselter
Zugang zur Verfügung gestellt.
Zu Anlässen wie dem Welt-AidsTag klärte Gayromeo auf und
leistete immer wieder – nicht
zuletzt durch zahlreiche Clubs
wie „Gay Politics“ oder „Gay
Solidarity“ – einen wichtigen
Beitrag zur Sensibilisierung der
manchmal allzu selbstgefälligen
„schwulen Welt“. Selbst Themen
wie
der
Bareback-Thematik
wich Gayromeo nicht einfach
stillschweigend aus, sondern
startete oder unterstützte konkrete
Kampagnen wie das Dark Angel
Projekt.
Doch natürlich ist nicht alles
Gold, was glänzt – das Internet ist
keine perfekte heile Welt, sondern
ein Spiegel unserer komplexen
und
oft
widersprüchlichen
Gesellschaft mit all ihren Vorund Nachteilen. Vielen Gefahren,
Vorurteilen
und
Problemen,
die unserer Gesellschaft eigen
sind, wird man auch im Internet
immer wieder begegnen. Die
wachsende Bedeutung des Netzes
verändert das Sozialleben vieler
Menschen, und Internetsucht und
Vernachlässigung der „äußeren
Welt“ gehen damit hin und
wieder Hand in Hand – doch sind
diese bisweilen bedenklichen
Nebenwirkungen keineswegs ein
rein „homosexuelles“ Phänomen.
Das Internet ist zum natürlichen
Habitat
vieler
Menschen
geworden, die ihre Art des Lebens
und der Kommunikation nicht als
unnatürliche Parallelwelt, sondern
als Teil der „realen“ Welt empfinden
– Kommunikation als Leben.
Das Internet war ein riesiger
Impuls für die „homosexuelle
Welt“, die sich jetzt auch in der
Provinz vernetzen konnte und
„lebendig“ wurde. Man war nun
nicht mehr auf die schwule Sauna
der benachbarten Großstadt,
die einmonatige Gay Disko oder
dunkle Parks angewiesen, um
andere Homosexuelle zu treffen –
durch Gayromeo war die „schwule
Welt“ plötzlich überall: man trifft
sich auf Torte und Tee im Dorfcafé,
macht eine Bergtour gemeinsam
oder hat sein erstes Date bei
einer Ausstellung, im Theater
oder beim Schützenfest. Mag der
einzelne Homosexuelle oft an den
Rand der Gesellschaft gedrängt
werden – durch Gayromeo ist er
mittendrin.
Gayromeo ist Capri, Schenna,
Taormina,
Eppan,
Mykonos,
Durnholz, Versilia, Welschnofen,
Sitges, Auer, Berlin, Antholz,
Sydney, Sterzing, San Francisco,
Burgeis, und mehr.
> Conny Cossa
20
Gay und Medien
Nicht immer eine konfliktfreie Beziehung
Schwule sind in den Medien gerne
präsent – Medien präsentieren
gerne Schwule. Allerdings sind
die Gründe völlig unterschiedlich.
Schwule und Lesben hätten
gerne eine Plattform, um sich
und ihre Lebensziele (und
auch das Umfeld) möglichst
positiv darzustellen. Die Medien
haben dagegen ein Interesse
daran, möglichst viele Leser
anzusprechen, und das geht
immer noch über „ sex and crime“.
Banal gesagt: ein schwules Opfer
macht was her, noch besser ist
ein schwuler Täter. Und wenn es
mal nicht um Kriminalität geht,
dann muss wenigstens eine
schwülstige Atmosphäre für die
nötige Spannung sorgen.
Ein Beispiel, wie die Wirtschaft mit
dem Thema vorurteilsfrei umgeht
(aus „il sole 24 ore“):
Il riconoscimento delle coppie di
fatto, circa 640mila in tutta Italia,
è più avanti nella pratica che nella
legge. La giurisprudenza ha in parte
colmato il vuoto normativo esistente
e, in alcuni ambiti, l‘avvicinamento
alle tutele previste per le famiglie è
già realtà.
Recentemente
hanno
fatto
scalpore i casi di un uomo al quale
l‘assicurazione ha riconosciuto il
danno morale in seguito alla morte
21
del convivente per un incidente
stradale e del risarcimento di una
donna la cui compagna è deceduta
a causa di un errore medico. Ma
non si tratta di casi isolati. I giudici,
già da alcuni anni, riconoscono ai
conviventi il diritto di beneficiare
del risarcimento dei danni morali, in
caso di morte del partner per illecito
(articolo 2043 del Codice civile).
Diventa difficile invece, se non
impossibile, cercare di far valere
i diritti della coppia di fatto su
una polizza infortuni: se non è
stato
indicato
espressamente
un beneficiario, prevale il diritto
successorio a favore dei legittimi
eredi o di quelli testamentari.
Pure in ambito sanitario i diritti
vengono estesi alle coppie di
fatto: quasi tutte le Casse sanitarie
permettono agli iscritti di chiedere
prestazioni e rimborsi anche per
i familiari, conviventi inclusi. La
prima a prendere questa decisione
è stata nel 1977 la Casagit dei
giornalisti, che undici anni fa ha
esteso gli stessi diritti anche alle
coppie omosessuali.
Ein Artikel aus „Gaynews.it“, der
die reißerischen Bezeichnungen
“ambienti omosessuali” und “delitti
omosessuali” kritisiert:
Con
l‘ennesimo
efferato
assassinio di un omosessuale
Roma si conferma capitale europea
degli “omocidi” e dell‘emergenza
omofobia.
In seguito alla cattura dell‘assassino
non possiamo non complimentarci
con le forze dell‘ordine romane che
ancora una volta hanno risolto in
tempi assai brevi l‘ennesimo delitto
antigay. Usiamo quest‘ultima parola
non a caso, perché il linguaggio
usato dalla stampa per descrivere
il caso è del tutto fuori luogo e
assai
politicamente
scorretto.
Ancora una volta si è parlato di
inesistenti “ambienti omosessuali”,
di “delitto gay” e oggi addirittura di
“festino gay”. Quando un analogo
fatto di cronaca avviene a carico
di un eterosessuale non si parla
mai di “ambienti eterosessuali”, di
“delitto eterosessuale” o di “festino
eterosessuale”.
Aus „il messaggero“: die gayfeindliche Einstellung bestimmter
Gruppen nimmt zu:
Si è affacciata al balcone e le ha
viste: quelle scritte lasciate con
il pennarello nero sulle panchine
- gay nei forni subito, via i froci
dal quartiere - erano più che
un’offesa, riaprivano delle ferite,
delle umiliazioni. La signora ha
fotografato gli insulti e ha portato
quelle immagini ai proprietari del
locale proprio sotto casa, una
coppia gay che gestisce la gelateria
nell’ormai nota e affollata via San
Giovanni in Laterano-gay street.
«Non capiamo chi e cosa possa
aver spinto a scrivere quegli insulti
- dicono i gestori - abbiamo ottimi
rapporti con i residenti, siamo qui
da anni ormai e mai era successa
una cosa simile». Secondo le prime
ricostruzionie le scritte potrebbero
essere state fatte nel finesettimana
di Ferragosto.
Die „Berliner Zeitung“ schreibt
im Mai über die serbische
Schwulenszene und wie sie von
Rechtsradikalen drangsaliert wird:
„Smiley“ heißt das Schwulencafé
am
Belgrader
Terazije-Platz,
aber gelächelt wird hier wenig.
Laut dröhnt die Rockmusik, ein
Gespräch ist nicht möglich. Tritt
jemand ein, drehen sich alle Köpfe
zu ihm hin: Wer mag das sein?
Überfälle in Klubs und Kneipen
sind zwar seltener geworden, sagt
Boris Milicevic, Aktivist der „Gay
Straight Alliance“ in Serbien. Aber
jetzt geht es nach einem anderen
Muster: „Jemand kommt herein,
merkt sich Gesichter. Und auf
dem Nachhauseweg wird man
dann an der Ecke abgefangen und
zusammengeschlagen.“
Homosexuelle leben gefährlich in
Belgrad. Als 2001 einige Engagierte
die erste Gay-Pride-Parade in
Belgrad auf die Beine stellten,
kamen sie nicht weit: An der ersten
Ecke standen die Hooligans.
Einen weiteren Versuch hat es
nicht gegeben. Labris, die LesbenOrganisation in der serbischen
Hauptstadt, hält ihren Treffpunkt
bis heute ebenso geheim wie die
Adresse eines Frauenhauses.
Auch in Deutschland ist nicht
alles so rosig: Gisela Notz in
„Sozialistische Zeitung“, Sep. `08,
www.soz-plus.de:
von
Islamismus
und
Wer
von
anderen
religiösen
Fundamentalismen spricht,
muss auch den christlichen
Fundamentalismus in Augenschein
nehmen. Im Zentrum stehen die
Aktivitäten der selbst ernannten
„Lebensschützer“. Immer wieder gibt
es Aktionen wie Gottesdienste für
„Ungeborene Kinder“, Mahnläuten
und das Aufstellen von „1000
Kreuzen für das Leben“. Abtreibung
wird als der „neue Holocaust“
bezeichnet und die „sexuelle
Freizügigkeit“ beklagt. Christliche
Fundamentalisten gehen nicht nur
gegen die Selbstbestimmung der
Frau vor. Sog. „Lebensschützer“ und
andere religiöse Eiferer versuchen,
die „alte Ordnung“ mit der „heiligen
Familie“ zu rekonstruieren. Zur
„alten Ordnung“ gehört für die
christlichen
Fundamentalisten
freilich auch die Heterosexualität.
Vom 30.März bis 4.April 2008 fand
in Bremen das Christival statt. Die
Jugendverbände der evangelischen
Kirchen feierten - finanziert vom Bun
desfamilienministerium - ein großes
fröhliches Glaubensfest unter dem
Motto „Jesus bewegt“, zu dem etwa
20000 Jugendliche kamen. Das
aus diesem Anlass gegründete
Bündnis „No Christival“ kritisierte
vor allem zwei Seminare von den
insgesamt 300 Veranstaltungen
und Gottesdiensten: In einem sollte
Homosexualität als therapierbare
Störung
dargestellt
werden.
Homosexualität sei aber „aus
biblischer Sicht Sünde und keine
zielführende Sexualität“, erklärte
Pastor Olaf Latzel bei der Diskussion
am Vorabend. Der Widerstand
führte dazu, dass zumindest diese
Veranstaltung abgesagt wurde.
Aus: „Kleine Zeitung“ Kärnten, Aug. `08:
Wörthersee auftauchen. „Bisher
gab es nichts Vergleichbares“, so
Gernot Riedel, Geschäftsführer
der Wörthersee Tourismus GmbH
(WTG) (...) Schwule und Lesben
sollen vor allem das eine tun: Die
Saison verlängern. Riedel hat
schon die rosa Brille aufgesetzt:
„Homosexuelle sind eine tolle
Zielgruppe - einkommensstark und
ferienunabhängig.“
Der „Standard“ (A) Juli 2008:
Die EU-Agentur für Grundrechte
hat
mehr
Befugnisse
und
energischere
Maßnahmen
gegen Homophobie eingemahnt.
Gleichberechtigter
Schutz
durch die AntidiskriminierungsGesetzgebung der EU bleibe
für Lesben, Schwule, Bisexuelle
und Transsexuelle (LGBT) in
vielen Teilen der EU „mehr Ideal
als Wirklichkeit“, wurde in einem
in Wien präsentierten Bericht
kritisiert. Dem Bericht zufolge wird
in 18 von 27 EU-Mitgliedstaaten
eine
künstliche
„Hierarchie“
zwischen diskriminierten Personen
vermieden, und die Mitglieder der
LGBT-Gemeinschaft
genießen
dort Rechtsschutz und Rechte
in den Bereichen Beschäftigung,
Zugang zu öffentlichen Gütern und
Dienstleistungen, Wohnungswesen
und Sozialleistungen.
In Kärnten regiert zwar der Haider,
aber die Wirtschaft hat auch hier die
Kaufkraft der Gayszene entdeckt.
Pörtschach sieht rosarot:
Ein Festival namens „Pink Wave“
schlägt Wellen. Vier Tage treffen
sich Homosexuelle aus aller Welt in
Kärnten. Von 11. bis 14. September
wechselt Pörtschach ans andere
Ufer. Beim ersten internationalen
Gay-Festival werden Schwulen
und Lesben aus aller Welt am
22
Zurück zu heimischen Meldungen.
Im Frühjahr wurde ein Toter ohne
Kopf am Rande der Autobahn
gefunden. Neben verschiedenen
Thesen durfte auch jene des
schwulen Sexualmords nicht fehlen
(„Alto Adige vom“ 23.2.2008):
In questo contesto si inserisce
il secondo elemento nuovo che
riguarda l’ambito sessuale. Quasi
certamente il giovane (che era
circonciso)
aveva
tendenze
omosessuali o per lo meno avrebbe
avuto una vita sessuale piuttosto
intensa negli ambienti gay. Una
convinzione a cui gli inquirienti
sarebbero arrivati da alcuni
particolari rilevati durante l’autopsia
(non resi pubblici) e anche dalla
meticolosa cura del corpo: il giovane,
muscoloso e villoso, aveva le mani
molto curate, il pube e le ascelle
completamente depilate.
Si tratta di un accorgimento
(soprattutto per quanto riguarda la
zona dei genitali) che solitamente
prendono le persone a rischio
infezioni legate ad una certa
promiscuità sessuale, anche tra
etero.
Ein bisschen Politik darf nicht fehlen.
Mara Carfagna beispielsweise sieht
gay überhaupt nicht diskriminiert:
E’ bufera su Mara Carfagna, neo
ministro delle Pari opportunità,
che nega il patrocinio al Gay pride
perchè gli omosessuali non sono
discriminati. «Credo che l’unico
obiettivo di queste manifestazioni sia
quello di arrivare al riconoscimento
ufficiale delle coppie omosessuali
magari equiparate ai matrimoni
e su questo non posso essere
d’accordo», dice nella sua prima
intervista da ministro. Immediata
la reazione dell’opposizione e
delle associazioni omosessuali
23
che accusano la destra di essere
omofoba e fuori della realtà.
Der
Stil
der
mitte-rechtsfreundlichen Zeitung “il giornale”
hat etwas für sich: man muss schon
ein bisschen zwischen den Zeilen
lesen, um die Stiche zu verstehen:
Due milioni e mezzo di euro, quasi 5
miliardi di vecchie lire, da destinare
a una campagna contro l’omofobia,
per convincere chi «segue uno stile
di vita religioso più ortodosso» della
«normalità» dell’omosessualità. Li
investirà dal 2008 al 2011 il governo
olandese, che nei giorni scorsi
ha annunciato il finanziamento.
Dunque, chi segue uno stile di vita
religiosamente «ortodosso» dovrà
essere catechizzato e convinto che
non c’è nulla di male o di riprovevole
nel comportamento omosessuale.
Ronald Plasterk, dallo scorso
febbraio ministro dell’Educazione,
proveniente da una famiglia
cattolica, presentando il progetto
ha ammesso che gli omosessuali
godono in Olanda degli stessi
diritti di qualsiasi altro cittadino,
ma ha spiegato che «dal punto
di vista sociale l’accettazione
dell’omosessualità non è così
automatica
soprattutto
presso
alcune minoranze etniche o presso
persone che seguono stili di vita
religiosamente ortodossi».
Nel mirino del governo sono
innanzitutto i giovani musulmani,
nelle scuole, nelle palestre e nelle
associazioni. Ma è evidente che
anche qualche cattolico potrebbe
rientrare nelle categorie «a rischio»,
come chiunque altro abbia nel suo
subconscio qualche obiezione
alle pubbliche manifestazioni di
omosessualità.
Ein zweiter interessanter Artikel aus
“il giornale”
Questo non è un articolo. Questo
è un appello per sceneggiatori,
registi, produttori di film e autori tv.
Pensiamo che sia venuto il momento
di un atto di coraggio contro le
discriminazioni in campo sessuale.
È ora di fare outing, l‘emarginazione
dei diversi non è più tollerabile. Per
una volta, allora, osate, rompete
il conformismo dilagante: parlate
anche dell‘amore fra un uomo e una
donna. Ma sì, il normale e banale
rapporto etero. Quello da cui (vi
parrà strano, ma è così), a volte
nascono in modo del tutto naturale
dei figli. E se proprio siete in vena di
una provocazione forte, spingetevi
più in là, spezzate l‘ultimo tabù:
parlate pure del matrimonio. Magari
non otterrete il premio Zapatero al
film festival omosessuale. Ma, se
non altro, sarete originali.
Di coppie gay, infatti, ormai ce ne
sono fin troppe al cinema e in Tv.
Einige interessante Quellen zum
nachblättern:
http://www.gay-web.de/
pressespiegel/
http://www.homowiki.de/Hauptseite
http://www.gaynews.it/
> Günther Telser
Schwul-lesbische berufliche
Netzwerke
Es begann im Sommer 1990 mit einer
Kleinanzeige: „Kapitalistenknecht
und
Vorstands-Assi
sucht
Kapitalisten und andere Knechte für
Austausch von Berufserfahrungen;
‚Selbsterfahrungsgruppe‘
für
schwules Vitamin B ...”. Dieser
Vo r s t andsassistent
suchte
schwule
Führungskräfte,
um
Berufserfahrungen auszutauschen,
um aus interessanten Begegnungen
interessante Freundschaften
werden zu lassen, sich vielleicht
auch zu helfen, geschäftlich wie
privat. Aufgrund dieser Anzeige und
weiterer Aktivitäten in den nächsten
zwölf Monaten fanden sich zwei
Dutzend Männer, die am 14.
September 1991 den Berufsverband
“Völklinger Kreis e.V.” gründeten.
Seit 1993 führt der Verband den
Untertitel “Bundesverband Gay
Manager”, um auch nach außen
offensiv zu demonstrieren, wer
sich hier zusammengeschlossen
hat. 2004 wurde der Untertitel
in
„Bundesverband
schwuler
Führungskräfte“ geändert.
So stellt sich das schwule Netzwerk
Völklinger Kreis (das bekannteste
im deutschen Sprachraum) im
Internet vor. Der Name wurde
wegen des damaligen Wohnortes
des Gründers gewählt.
Zuerst gab es die Netzwerke für
private Kontakte – in der Vor-Internet-
Ära waren das Organisationen wie
Centaurus, wo man sich traf und
Kontakte knüpfte – im Gegensatz
zu den Bars waren diese Kontakte
nicht nur von sexuellen Interessen
geprägt. Sie führten vor allem zu
gemeinsamen Freizeitaktivitäten,
aber auch schon zu manch
beruflichen Kontakten: Wer etwa
für seine speziellen schwulen
Probleme einen Anwalt oder
Arzt suchte, fand diesen oft über
solche sozialen Kontakte. Internet
machte
die
Kontaktaufnahme
leichter, man war nicht mehr auf die
engste Umgebung eingeschränkt.
Ein Beispiel für schwul-lesbische
Netzwerke im privaten Bereich ist
Gay Romeo, über das an anderer
Stelle berichtet wird.
Sehr früh erkannten Homosexuelle,
dass auch berufliche Kontakte
wichtig sind – Heterosexuelle
haben das schon sei Jahrhunderten
vorgemacht. Genauso wie die
Frauen mussten auch Schwule erst
lernen, wie wichtig Netzwerke im
beruflichen Leben sind.
Der Völklinger Kreis beschreibt sich
als ein Netzwerk auf beruflicher
und privater Ebene. Die rund 700
Mitglieder organisieren sich in 20
Regional- und 9 Fachgruppen.
Dort wird ein berufsübergreifender
Erfahrungsaustausch
sowie
gegenseitige Unterstützung im
beruflichen und privaten Bereich
gelebt. Der VK versteht sich als
Forum für den Austausch zwischen
schwulen
Führungskräften.
In
den Fachgruppen bündelt der VK
sein Fachwissen und macht es
seinen Mitgliedern nutzbar. So
ermöglicht er seinen Mitgliedern
die Erweiterung der eigenen
Kenntnisse in unterschiedlichen
Bereichen mit einem vielfältigen
Veranstaltungsangebot.
Der Völklinger Kreis ist, wie viele
andere, Mitglied im europäischen
Dachverband „egma“, der sich so
beschreibt:
In der Zukunft wird die EU an
Einfluss auf unser Leben gerade
in
gesellschaftlichen
Fragen
gewinnen. Aus diesem Grund ist
es wichtig, dass sich die nationalen
Managerverbände
organisieren
und gemeinsam um die Rechte
homosexueller ArbeitnehmerInnen
kämpfen. Aus diesem Grund wurde
2005 die egma als Dachverband
europäischer homosexueller
Managervereine
gegründet
und als Verein mit Sitz in Berlin
eingetragen. Jährlich findet in
einem der egma-Länder ein Treffen
der egma-Vertreter der einzelnen
Organisationen statt. Durch den
regelmäßigen Erfahrungsaustausch
wird der Aufbau des internationalen
Netzwerks und die Abwicklung
ge m e i n s a m e r
europäischer
Projekte gefördert.
In Österreich gibt es den
Verein AGPRO – austrian gay
professionals-, der 1998 gegründet
wurde.
In Italien gab es mal die Organisation
PrIMO, ihre Homepage ist aber
nicht mehr zugänglich.
Große internationale Netzwerke
24
HOMED
Homosexuelle im
für Lesben und Schwule sind 6PC,
Circa Club, JAKE oder Xing.
ist
die
Zahl
der
Riesig
berufsspezifischen Netzwerke, die
von schwulen Polizisten und Ärzten
(siehe Homed in dieser Ausgabe)
über Transportarbeiter, Studenten,
Journalisten und Lehrer bis hin zu
Theolog(inn)en reicht. Eine gute
Übersicht bietet die Linkseite des
Völklinger Kreises: www.voelklingerbank.de/start.html
25
Inzwischen erkennen immer mehr
Firmen, wie wichtig es ist, dass auch
die sexuellen Minderheiten unter
ihren Mitarbeitern sich wohl fühlen.
Ein Beispiel: Bei IBM sind weltweit
rund
1.000
GLBT-Mitarbeiter
im Netzwerk Eagle organisiert,
darunter
45
Topmanager.
Für
das
Unternehmen,
so
IBM, ist es nicht nur wichtig,
ein
„diskriminierungfreies,
auf
gegenseitigen
Respekt
basierendes
Arbeitsumfeld
für schwule, lesbische und
transsexuelle
Mitarbeiter
zu
schaffen“, sondern durch diese
Haltung
auch
durch
neue
Vertragsabschlüsse zu profitieren.
Dazu gibt es bei IBM in vielen
Ländern
ganz
offiziell
den
„Business Development Executive
GLBT“. Dessen Aufgabe ist es,
dieses besondere Kundensegment
zu entwickeln und über die
Netzwerke Geschäftskontakte
anzubahnen. Studien in Europa
und den USA haben ergeben,
dass ein schwulenfreundliches
Image ein wesentlicher Punkt bei
Kaufentscheidungen ist.
Zwar sind es noch wenige der
großen Firmen, die sexuelle
Identität und Orientierung so
offen angehen, aber diese
haben entdeckt, dass die
Schwulennetzwerke auch bei der
Mitarbeitersuche sehr hilfreich
sein können.
In Deutschland gibt es ein von
der Bundesregierung gestartetes
Projekt „Charta der Vielfalt“, mit
der sich bisher rund 100 Firmen
auf eine Unternehmensführung
verpflichten, in der jeder Mitarbeiter
seine Vielfalt leben kann, und da
ist auch die sexuelle Orientierung
eingeschlossen. Das funktioniert
in der Praxis dann nicht immer
wie geplant: laut einer Studie der
Universität Köln halten 50 Prozent
der Homosexuellen ihre sexuelle
Identität gegenüber Vorgesetzten
und Kollegen geheim. Auch da
können die beruflichen GLBTNetzwerke helfen.
> Günther Telser
Marcos und Klaus waren in
ihrem Auto auf dem Weg ins
Krankenhaus.
Marcos,
der
jüngere von beiden, war in
extrem schlechtem Zustand,
sodass er bei der Ankunft im
Spital bereits bewusstlos war
und sofort in die Intensivstation
eingeliefert wurde. Klaus, sein
Lebensgefährte,
wollte
von
den Ärzten wissen, wie es um
Marcos, seinen Partner stand
und erhielt die lapidare Antwort,
dass man nicht verpflichtet sei,
einem „Fremden“ Auskunft zu
erteilen. Informationen über den
Gesundheitszustand
erhalten
nur die Eltern von Marcos, die
allerdings in Südamerika leben.
Dieser Vorfall ist in Wien vor
wenigen Jahren passiert. HOMED
hat erfolgreich bei den Ärzten
interveniert – Klaus wurde als sein
Lebenspartner anerkannt, erhielt
unbeschränkten Zugang zu und
Auskunft über Marcos.
Karl, ein junger Kollege aus der
Steiermark, studierte in Wien
sehr erfolgreich Medizin. Als er
sich mit 25 bei der zuständigen
Magistratsabteilung für eine Fac
harztausbildungsstelle anmelden
wollte, hieß es einfach: „Sorry –
nicht in Wien geboren, nicht in Wien
maturiert, keine Wiener Ehefrau,
daher keine Ausbildungsstelle!“
Nicht-Wiener erhielten bis zu
diesem Zeitpunkt in Wien nämlich
nur
eine
Ausbildungsstelle,
wenn sie mit einer Wienerin oder
einem Wiener verheiratet waren.
HOMED intervenierte erfolgreich:
ab diesem Zeitpunkt wurde eine
gleichgeschlechtliche Partnerschaft
einer Ehe gleichgestellt. Karl steht
inzwischen in der Ausbildung zum
Facharzt.
Christian suchte Hilfe bei HOMED,
da er Anfang 30 mitten in seinem
Gesundheitswesen
Coming-out stand. Die ganze Welt
schien um ihn herum einzustürzen.
In dieser Krise wandte er
sich an HOMED. Er wurde an
einen
HOMED-Psychologen
weitervermittelt. Das war vor einem
knappen Jahr. Inzwischen lebt
Klaus glücklich mit seinem Partner
Thomas zusammen.
Dies sind nur einige Beispiele,
bei denen HOMED erfolgreich
für schwule oder bisexuelle
Männer interveniert hat. Bis zur
Gründung von HOMED gab
es weder eine Anlaufstelle für
homosexuelle
Ärzte,
Pfleger,
Psychotherapeuten oder andere
im Gesundheitsbereich Arbeitende,
noch für homosexuelle Patienten,
wo man sich über Probleme, die
aufgrund der gleichgeschlechtlichen
Lebensweise im Gesundheitswesen
entstehen, austauschen konnte.
Seit Juni 2000 kämpft HOMED für
die Rechte von gleichgeschlechtlich
lebenden
Personen
im
Gesundheitswesen.
Schwule, die im medizinischen
Bereich arbeiten, haben im
Gegensatz zu anderen Berufen
mit zusätzlichem Konfliktpotential
umzugehen: Der Kontakt zwischen
Arzt oder Pflegepersonal und
Patient ist ein persönlicher und
meist auch körperlicher. Vor allem
einige Männer haben das Problem,
dass sie glauben, jeder Schwule,
der sie berührt, hat dabei erotische
Empfindungen. Es gibt daher
im wahrsten Sinne des Wortes
Berührungsängste mit schwulen
Ärzten und Pflegern – ein Grund
mehr für viele ihr berufliches
Coming-out zu scheuen. Das ist
aber genauso, als würde man jedem
heterosexuellen Arzt „eindeutige
Absichten“ unterstellen, sobald er
eine Frau untersucht.
HOMED setzt sich auch für
die
gesetzliche
und
soziale
Gleichstellung von Homosexuellen
ein. Mit zahlreichen Politikerinnen
und Politikern aller Parteien wurden
bereits Gespräche zu diesem
Thema geführt. Auch in der Frage
der eingetragenen Partnerschaft
für gleichgeschlechtliche Paare ist
HOMED bei den Verhandlungen
mit den Politikern dabei.
sei
darauf
Ausdrücklich
hingewiesen, dass sich HOMED
auch für homosexuelle Patienten
einsetzt. Die Weitergabe von
Adressen von niedergelassenen
homosexuellen oder dem Thema
offen
gegenüberstehenden
Medizinern und Therapeuten ist
eine der Aufgaben, die sich HOMED
gestellt hat. Für medizinische
Anliegen, die im niedergelassenen
Bereich nicht optimal behandelbar
sind, finden sich auch Adressen
von Ambulanzen, in denen es
schwule Ansprechpartner gibt.
Patienten können ausserdem über
die HOMED-Homepage anonym
Fragen zu jedem nur erdenklichen
medizinischen Thema stellen.
Zum Einwand, dass HOMED zur
Ghettoisierung
von
Schwulen
beiträgt,
kann
man
sagen,
dass in der heutigen modernen
Medizin ganz bewusst auf den
einzelnen Patienten eingegangen
wird. Ein schwuler Mann hat
verständlicherweise
andere
Bedürfnisse, Anliegen und Risikos
für bestimmte Erkrankungen, als
ein gleichaltriger heterosexueller
oder ein alter Patient. Als Beispiel
möchte ich nur die derzeitige
Syphilispandemie anführen, die
fast ausschliesslich in der schwulen
Szene grassiert. Ein Syphilistest ist
somit bei der Blutuntersuchung eines
schwulen Mannes unerlässlich,
wird allerdings von den meisten
heterosexuellen Ärzten so gut wie
nie durchgeführt.
Auch die Coming-Out-Probleme
eines schwulen Mannes kann ein
Arzt, der diese Erfahrungen bereits
selbst gemacht hat, sicherlich
besser verstehen und nachfühlen.
Aus diesem Grund ist es sehr
sinnvoll, dass man sich als schwuler
Mann von einem schwulen oder
zumindest schwulenfreundlichen
Arzt behandeln lässt.
Prinzipiell
ist
HOMED
in
ganz
Österreich
tätig.
Bedauerlicherweise ist es uns
bisher sehr schwer gefallen,
außerhalb Wiens Mitglieder zu
rekrutieren, obwohl der Bedarf an
schwulen Ärzten, wie wir an den
Patientenanfragen bemerken, sehr
groß wäre.
> Dr. Horst Schalk
HOMED – Homosexuelle im
Gesundheitswesen
c/o Dr. Horst Schalk (Obmann)
Zimmermannplatz 1/4
A-1090 Wien
Tel:
01/408 07 44
Fax: 01/408 07 44-6
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.homed.at
26
Am Rande der Gesellschaft?
Die Rechte Homosexueller seien, so namhafte ÖVP Vertreter, kein Thema
bei den Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ – man habe wichtigeres zu
diskutieren. Nicht nur in Österreich hat man den Eindruck, Homosexuelle
seien „unwichtig“, eine Randgruppe, deren Rechte und Wohlbefinden
wenig oder gar nichts mit der „normalen“ Gesellschaft zu tun hätten –
„nur eine Nebenbühne“ im Geschehen der Welt, etwas „Anderes“, etwas
„Fremdes“.
Doch homosexuell liebende Menschen sind und waren schon immer Teil der
Gesellschaft, mittendrin, in den Dorfgemeinschaften, bei der Freiwilligen
Feuerwehr, in den Familien, beim Kirchenchor, in den Handwerkerzonen,
bei der SVP, den Grünen, der Süd-Tiroler Freiheit oder dem PDL, im
Kulturbereich, in der Pflege oder bei der Müllabfuhr – nur sichtbar wird
dies in unserer heterosexuell geprägten Welt sehr selten.
Wie viele Lesben, Schwule oder Bisexuelle unsere Welt mitgestalteten,
prägten und noch immer prägen, wird für immer im Dunkeln bleiben –
doch ab und zu treten Menschen aus dem Schatten des Versteckens oder
der Heimlichkeit, Menschen wie:
27
28
Von Bomben und bedrohten
„Dip the apple in the brew /
Let the sleeping death seep
through.“ Wenn Schneewittchen
nicht gestorben ist, dann lebt sie
noch heute, denn sie wurde das
vergiftete Stück Apfel rechtzeitig
wieder los. Alan Turing hingegen
hat seinen 42. Geburtstag nicht
mehr erlebt. Der Apfel blieb ihm
im Hals stecken.
Seit etwa 35 Jahren ist nicht
mehr top secret, was in Bletchley
Park
während
des
Zweiten
Weltkriegs vor sich ging. Eine
knappe Autostunde nordwestlich
von London befindet sich dieses
Anwesen mit seinem prächtigen
Herrenhaus („The Mansion“), das
heute ein Museum mit dem Namen
National Codes Centre beherbergt.
Hier entwuchs eine Wissenschaft
ihren Kinderschuhen, beeinflusste
auf ihrem Weg entscheidend den
Ausgang des Weltkriegs – und
rettete dabei vielen britischen
Soldaten und Zivilisten das Leben:
die Kryptologie.
Alan Turing wurde im Juni 1912
in London geboren und gilt
heute als einer der Väter von
moderner Computerarchitektur und
theoretischer Informatik. Er war
das geniale Kind des britischen
Beamten Julius und seiner Frau
Ethel Turing, die sich vermutlich
gewünscht hatten, ihrem Sohn
wäre vor seinem Ableben die
verdiente Ehre zuteil geworden.
Turing konnte die Früchte seiner
Arbeiten aber nur teilweise ernten.
Denn einen großen Teil – darunter
seine Aktivitäten in Bletchley Park
– musste er zeitlebens geheim
halten.
29
Als 16jähriger verschlang und
verstand er Einsteins Schriften
– und er erfuhr gleichzeitig auch
seine erste Liebe. Alan und
Christopher
Morcom
lernten
einander auf der Sherborne School
kennen, sie besuchten dieselbe
Klasse. Kurz vor Ende des letzten
Schuljahres musste Alan allerdings
miterleben, wie Christopher am
komplizierten
Verlauf
seiner
Tuberkuloseerkrankung
starb,
einer für die damalige Zeit nicht
ungewöhnlichen Todesart. Turing
bezeichnete
diesen
sicherlich
schmerzvollen Abschied später
als den Punkt in seinem Leben,
an welchem er der Religion den
Rücken kehrte, was vielleicht
auch seine negative Einstellung
zum Unterricht in Geistes- und
geistlichen Wissenschaften in der
Schule erklärt. Seine Vorlieben
lagen wohl anders: Nach seinem
Schulabschluss entwickelte er
in den 30er-Jahren des vorigen
Jahrhunderts auf den Universitäten
in Cambridge und Princeton – mit
Bezug auf wichtige Mathematiker
und Logiker seiner Zeit wie etwa Kurt
Gödel und Ludwig Wittgenstein –
Modelle, Aussagen und Theorien der
Naturwissenschaften. Er erschloss
mit diesen und späteren Arbeiten
seiner Nachwelt spannende neue
Wege zur Erforschung unseres
Universums.
Zur Kryptologie kam Alan Turing
1938 über seinen Teilzeitjob
bei der Government Code and
Cypher School. Das Objekt,
welches es zu knacken galt, an
dem sich aber die halbe Welt die
Zähne ausbiss, war die deutsche
Ve r s c h l ü s s e l u n g s m a s c h i n e
Enigma. In der Größe einer
Schreibmaschine präsentierte sie
sich geradezu winzig im Gegensatz
zur polnischen „Bomba“, von der
200 Exemplare im abgeschotteten
Bletchley Park vor sich hin tickten
und dabei auf der Suche nach
den richtigen Schlüsseln waren.
Sie machten ihre Arbeit fehlerlos,
doch einen großen Haken hatte
ihre Methode: Wenn man ihnen
gar keinen Klartext fütterte, war
ihre Suche erfolglos. Das Genie
Alan Turing schaffte es nicht nur,
die Bomba umzubauen, sodass
sie den verschlüsselten feindlichen
Funkspruch ohne manuelle Eingriffe
übersetzte. Er entwickelte auch
Maschinen, welche die codierten
Texte aus den Maschinen Tunny
(Thunfisch) und Sturgeon (Stör)
lesbar machen konnte. Dieses
Know-how wurde teilweise während
des Krieges noch an andere Alliierte
verbreitet.
So erfolgreich Alan Turing beruflich
war, so sehr litt sein Privatleben
unter dem damaligen Zeitgeist, denn
in England galt Homosexualität als
Geisteskrankheit und Verbrechen.
Und so verwundert es nicht, dass
unter dem Aspekt „Schwulsein als
Sicherheitsrisiko“ im Geheimdienst
sogar überlegt wurde, Turing
mit einem Anschlag zu töten.
Ausgerechnet
sein
damaliger
Freund, der 19jährige Arnold Murray,
lieferte ihn 1952 ungewollt an die
Behörden aus, als er von der Polizei
als Komplize bei einem Einbruch in
Turings Haus verhaftet wurde und
dabei auch seine Liebesbeziehung
preisgeben musste. Beim folgenden
Prozess entschied sich Turing für
die psychiatrische und hormonelle
Behandlung als Alternative zur
Haftstrafe – diese Behandlung
kostete ihn wohl das Licht am Ende
des Tunnels. Am 8. Juni 1954 wurde
Turing von seiner Raumpflegerin
neben einem halb angebissenen
Apfel
tot
aufgefunden.
Die
anschließende Obduktion ergab
Tod durch Zyanidvergiftung.
> Artur Stransky
Fischarten
Alan Touring Memorial, Manchester (UK), Photo: Wikipedia Commons
30
Schöne bunte Vielfalt
Die Frage nach der persönlichen
Identität und Identifikation ist im
Leben eines jeden Menschen
sehr wichtig. Für lesbische Frauen
hat
die
Auseinandersetzung
mit dieser Thematik eine noch
weitere Bedeutung, zumal die
herkömmlichen
Muster
nicht
unbedingt
verwendbar
sind.
Frauen, Charaktere und Gruppen
gibt es viele unterschiedliche. Anbei
eine Ansammlung verschiedenster
Gruppierungen ohne Anspruch auf
Vollständigkeit und mit ein bisschen
Witz untermauert. Im Grunde
sind wir nämlich alle individuelle
Menschen. Es trifft zwar die eine
oder die andere Eigenheit zu, jedoch
immer mit persönlichem Touch. Die
Begriffe sind in ihrer vollständigen
und ernsthaftenAusführung übrigens
nachzulesen bei: www.homowiki.de
Berufslesbe: Achtung, sie muss
gar nicht lesbisch sein, denn sie
setzt sich nur berufsmäßig für die
Antidiskriminierung, Beratung und
Gleichberechtigung ein. Ob eine
Heterofrau denn auch gut beraten
kann?
Bindestrichlesbe: Kein Hinweis auf
die Figur, sondern der Bindestrich
soll die Vielfalt lesbischen Lebens
besser zum Ausdruck bringen.
Z.B. Jung-Lesbe, Land-Lesbe,
Stadt-Lesbe,
Müsli-Lesbe,
…
Wir bewegen uns hier auf eher
theoretisch-linguistischem Terrain.
Birkenstock-Lesbe,
auch
Müsli-Lesbe bzw. Öko- oder
Wollsocken-Lesbe (mit und ohne
Bindestrich):
31
Da ist alles klar! Grün, Öko, politischfeministisch interessiert. Sollte eine
Frau der kreativen Wortakrobatik
nicht ganz mächtig sein, dann lieber
Finger weg! Das kann ganz schön
kompliziert werden.
Butch: sie kleidet sich maskulin
und verhält sich auch so. Es kann
auch vorkommen, dass sie ihre
Brüste wegbindet, sodass sie gar
nicht mehr zu erkennen sind.
Lederlesbe: Kleidet sich in Leder
und fährt oft auch Motorrad!! Stellt
sich denn hier niemand die Frage,
ob die Motorradkluft in Leder wohl
eher der Sicherheit dient? Ja ok,
es schaut auch ganz cool aus.
Und dann noch auf einem schönen
Motorrad, eine Harley oder Honda
Shadow,
Sonnenschein,
freie
Bergstrassen … schmilz!
Oh, Entschuldigung, bin wohl vom
Thema abgekommen.
Also, gut hinschauen, Lesbe ist
nicht gleich Lesbe!!
> Helene Roschatt
Sandkastenlesbe: Ja wirklich, seit
sie im Sandkasten spielte, wusste
sie: Ich bin lesbisch! Ist doch toll,
oder? Das glatte Gegenteil der
Late Bloomer, der Spätberufenen.
Woran sie zu erkennen ist, weiß ich
allerdings nicht.
Business-Lesbe: Ha – da haben
wir sie, die karrieregeile Frau im
Nadelstreifkostüm und Ledertasche,
mit Macht und Geld. Ob’s die bei
uns wohl auch gibt?
Kampflesbe (ohne Bindestrich):
könnte auch als Emanze gemeint
sein, besonders von neidischen
Menschen, die nicht gewohnt
sind, einer Frau zu begegnen, die
nicht lange herumfackelt, sondern
genau weiß, was sie will und das
auch erreicht. Allerdings wird ihr
nachgesagt, dass sie schon sehr
männlich wirkt (und das mögen
ganz richtige Lesben ja gar nicht,
oder doch?)
Schrank- oder Klemmlesben:
haben’s ganz schwer, da sie
sich noch nicht trauen, zu ihrem
Lesbischsein zu stehen und
große Angst herrscht, entdeckt zu
werden.
Urlesbe: Nein, nein, sie ist nicht
alt und schrumpelig wie der Ötzi.
Sie weiß nur auch bereits seit ihrer
ersten Lebensstunde, dass sie
Frauen liebt.
Bilder aus: Anderes Ufer, andere Sitten, A. und B. Grundies, Deuticke 2007
32
Hallo, Dr. Sexpert!
Wie erkenne ich lesbische Frauen?
Welche Erkennungsmerkmale
verwendet ihr (falls ihr welche
verwendet)? Oder welche
Verhaltensweise nehmt ihr an,
wenn ihr herausfinden wollt,
ob die hübsche Frau vor euch
gleichgesinnt ist oder nicht...
Gibt es überhaupt den GayRadar? Wenn eine von euch
diese göttliche Gabe hat, bitte
bitte bitte, wäre es denn nicht
möglich einen Erste-Hilfe-Kurs
zu halten??? Danke...
Liesi, 20, Meran
33
Orientierungslose
im
Liebe
Dschungel der schönen, aber
uneindeutigen Frauen. Willkommen
beim Lieblingssport fast aller
Lesben und Schwulen – dem
Erkennen(wollen) Gleichgesinnter.
Gleich mehrere Möglichkeiten
präsentieren
sich
hier
den
Einsteigerinnen:
1) Laut einer Studie über lesbische
Frauen in Südtirol sind es weniger
die sichtbaren und klassifizierbaren
Erscheinungsmerkmale, die Lesben
für andere Lesben erkennbar
machen, sondern es passiert eher
„aufgrund eines unerklärlichen
Gefühls“. Wenn du dieses Gefühl
(noch) nicht hast, verlass dich
einfach darauf, dass dich über 50%
der hiesigen Lesben erkennen
werden.
2) Du gehst zur Frauenfete ins
Plural (siehe Ankündigungen auf
der Centaurus-Homepage) und
machst Feldstudien, um deinen
Radar zu schärfen: Falls eine Frau
mit Kurzhaarschnitt und einem
Bier in der Hand an der Theke
steht, die andere Hand in der
Hosentasche, sofern sie nicht (im
Freien) von einer Zigarette besetzt
ist – und dieser Frau würdest du
auch noch zutrauen, dass sie
Reifenwechsel und Fußballspielen
beherrscht – dann würde ich an
deiner Stelle schon mal vermuten,
dass das eine Lesbe sein könnte.
Wenn du vorher noch Zeit hast,
zieh dir ein paar Folgen der Serie
„L-Word“ rein, dann wirst du bei
dieser Gelegenheit auch bei den
sogenannten
„Lipstick-Lesben“
fündig, die außerhalb der Szene
etwas schwerer einzuordnen sind.
Hundertprozentige Sicherheit gibt
es allerdings nur bei Taschen und TShirts mit eindeutigen Aufschriften
und Doppelaxtohrringen. Achtung
bei
Regenbogenfähnchen.
Manche Heteras könnten glauben,
Friedenssymbole
mit
sich
herumzutragen.
3) Mein persönlicher Erste-HilfeKurs: Grundsätzlich ist jeder
Verdacht, den du hast, schon ein
Hinweis - wenn du nicht gerade
sexuell so ausgehungert bist,
dass du „Helena in jedem Weibe“
erkennst. Probiere Blickkontakte.
Schau die Frauen an: Wenn sie nicht
irritiert zur Seite sehen, sondern
den Blick halten und dieser auch
noch so etwas wie Überraschung
und Neugierde verrät, hast du
gute Chancen, eine Lesbe vor dir
zu haben. Dies bei Passantinnen.
Bei Frauen, mit denen du schon
Kontakt hast, hängt viel davon ab,
inwieweit du selbst bereit bist, dich
zu erkennen zu geben. Lass in
einer Konversation beiläufig mal
was von Centaurus fallen, von LWord oder der eben erwähnten
Pluralfete – so beiläufig, dass eine
Hetera das überhören würde. Eine
Lesbe überhört so was nie.
Du siehst, den Radar gibt es wirklich,
das Ganze will nur gut geübt sein.
Viel Spaß beim nächsten Flanieren
durch die Stadt oder Arbeitsessen
mit der Kollegin wünscht dir deine
Uli Sexpert
Bei Fragen zum Thema Safer Sex konsultiert
das Dr. Uli Sexpert-Team folgende Seiten:
www.drgay.ch, www.aidshilfe.de
www.muenchner-aidshilfe.de
www.lesbengesundheit.de
Mach auch Du das oder schreib direkt an
uns: [email protected]
Hallo Dr. Sexpert,
stimmt es, dass es mehrere Arten
von Hepatitis gibt? Wie erkenne
ich eine Hepatitis? Wie kann ich
die Formen auseinanderhalten?
Wie kann ich mich bei schwulem
Sex vor Hepatitis schützen?
Christian, 23, aus dem Wipptal
Es gibt sechs verschiedene HepatitisFormen; sie werden jeweils durch
Buchstaben gekennzeichnet: A, B,
C, D, E, G. In Europa, also auch
in Südtirol kommen Hepatitis A, B,
und C am häufigsten vor.
Viele
Menschen
bemerken
erstmals gar nicht, dass sie sich
infiziert haben. Bei der Hepatitis
C haben etwa 75 Prozent, bei der
Hepatitis B ungefähr 60 Prozent
der Erkrankten keine oder nur sehr
geringe Symptome.
Eine Infektion mit Hepatitis-AViren ist schwer zu übersehen,
weil
dann
Symptome
wie
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Muskelund
Gelenksschmerzen
und
leichtes Fieber auftreten. Die Augen
können sich gelb verfärben. Diese
Erkrankungszeichen treten auch
bei den anderen Formen auf, wenn
sie eben überhaupt vorhanden sind.
Aber ob man nun Symptome hat
oder nicht, im Falle einer Infektion
können andere angesteckt werden.
Hepatitis A wird sehr leicht über
verunreinigte Lebensmittel oder
verschmutztes Trinkwasser und
über
direkte beziehungsweise
indirekte
Kontaktinfektionen
übertragen. Ersteres bedeutet, dass
Krankheitserreger durch direkten
Kontakt, beispielsweise anal-orale
Sexualkontakte übertragen werden.
Sie können aber auch über Umwege
übertragen werden, Hepatitis AViren können aus dem Kot über
winzige Reste an den Händen auf
Handtücher oder Wasserhähne
gelangen und von da aus auf die
Hände anderer Menschen. Wenn
diese Viren von da aus nun in einen
Mund
weiterkommen,
können
Hepatitis
A-Viren
übertragen
werden. Hepatitis A ist zwar lästig,
heilt aber immer nach einigen
Wochen aus und hinterlässt keine
Langzeitschäden.
Außerdem
kann man sich vorbeugend gegen
Hepatitis A und B impfen lassen.
Erkrankung durch Hepatitis B
verläuft in fünf bis zehn Prozent
aller Fälle chronisch, was unter
Umständen nach Jahren zu einer
Leberzirrhose und/oder Leberkrebs
führen kann.
Hepatitis B wird hauptsächlich sexuell
übertragen. Das Virus befindet sich
in fast allen Körperflüssigkeiten,
d. h. im Blut, im Sperma, im
Lusttropfen und im Speichel. Das
Virus ist sehr widerstandsfähig
und man geht davon aus, dass es
100 mal leichter übertragen wird,
als beispielsweise HI-Viren. Bei
allen Sexualpraktiken, bei denen
du infektiöse Körperflüssigkeiten
auf deine Schleimhäute oder
Photo: Peter Viehweider, www.pit-pic.it
verletzte Haut bekommst, kannst
du dich infizieren. Aus diesem
Grund
stellen
ungeschützter
Anal- und Oralverkehr auch ohne
Spermakontakt und schon heftiges
Küssen ein Infektionsrisiko dar.
Die Hepatitis C wird hauptsächlich
über das Blut übertragen, eine
Übertragung der Viren ist wie bei
Hepatitis B möglich. Ungefähr
80 Prozent aller unbehandelten
Infektionen verlaufen chronisch
mit den gleichen möglichen
Langzeitfolgen wie bei Hepatitis B.
Gegen Hepatitis A und B kann und
sollte man sich unbedingt impfen
lassen; gegen Hepatitis C gibt es
keine Impfung, hier hilft nur Safer
Sex mit einigen Zusatzregeln.
Zusätzlich zum Gebrauch von
Kondomen beim Analverkehr und
der Vermeidung von Spermakontakt
bei Oralverkehr sollten bei Hepatitis
grundsätzlich Kondome benutzt
werden.
Auf alle Fälle solltest Du das Thema
Schutz und Sicherheit auch mit
Deinem Partner besprechen.
Dein Uli Sexpert
34
Homosexualität und
Altkatholizismus
Stefan Wedra ist Initiator einer
kleinen Gemeinde von Altkatholiken
in Bozen. Das Centaurus-Magazin
war bei ihm zu Besuch, um die
Positionen seiner Kirche zum
Thema
Homosexualität
näher
kennenzulernen.
Herr Wedra, sind Sie in Ihrer Rolle
als Initiator je mit dem Thema
Homosexualität konfrontiert worden?
Warum nicht, ist doch normal.
Ist das Thema Homosexualität
in Ihrer Gemeinde jemals offen
diskutiert worden?
Nein. Wieso denn? Wir gehen in
unserer Gemeinde gemeinsam
zum Altar und nicht ins Bett.
Gibt es in Ihrer Gemeinde offen
bekennende
Schwule
oder
Lesben?
Ja, aber das ist kein Thema.
Da braucht man nicht drüber zu
reden. Wir reden ja auch nicht über
Heterosexualität.
35
Wie steht Ihre Kirche zu diesem
Thema?
Ich finde es immer merkwürdig,
wieviel auch hier in Südtirol von Sex
und auch Homosexualität geredet
wird und wie wenig man in der
Bibel darüber findet. Die Bibel redet
viel mehr für Gerechtigkeit, gegen
Armut, Gewalt und Unterdrückung.
Wenn ich mir mal ansehe, wie oft
hat Jesus in den Evangelien über
Sex geredet? Fehlanzeige. Es gibt
im Lukasevangelium die Episode,
in der der Knecht des römischen
Hauptmannes geheilt wird. Da
sagt dieser „aber sprich nur ein
Wort und mein „pais“ wird wieder
gesund. Pais bedeutet Knecht,
Junge. Dieses Wort zeigt, dass der
Hauptmann seinen Knecht sehr
gern hat. Man könnte es auch mit
Burli oder ragazzo übersetzen. Da
könnte man eine homosexuelle
Beziehung
hineininterpretieren
– und Jesus? Der interpretiert
nicht, der fragt nicht, der belehrt
nicht, der hilft und heilt. Und nur
daran kann sich Kirche orientieren.
Ohne Ansicht und Hinterfragen der
Person, Menschen zu helfen, zu
akzeptieren und Gemeinschaft mit
ihnen haben. Eine Gemeinschaft,
die sie frei macht, dem Evangelium
zu folgen und mit Gott und zu Gott
ihren Lebensweg zu finden.
Gibt es in Ihrer Kirche offen
bekennende
homosexuelle
Priester?
Ja, auch solche, die in einer
gesegneten Partnerschaft leben.
Das ist in den meisten Bistümern
kein Problem.
Herr
Wedra,
Sie
sind
Bundesdeutscher. Haben Sie
den Eindruck, dass man in
Deutschland eine tolerantere
Haltung hat als in Südtirol bzw.
in Italien?
Ich sehe da keinen Unterschied.
Was mich irritiert, sind manche
konservative und pseudochristliche
Gruppen, die in den Medien
viele Leserbriefe über und gegen
Homosexuelle schreiben und dabei
einen breiten Raum bekommen.
Was würde Jesus diesen sagen?
Vielleicht: Matthäus 12, 34: „Ihr
Schlangenbrut! Wie könnt ihr Gutes
reden, wo ihr doch böse seid! Denn
wovon das Herz voll ist, davon redet
der Mund.“ Ich weiß es nicht. Ich
empfinde diese Leserbriefe aber
so, dass hier der christliche Glaube
missbraucht wird.
Viele Schwule und Lesben
bekennen sich als Atheisten, weil
sie sich von ihrer Kirche nicht
akzeptiert fühlen. Wieso sollten
Homosexuelle Christen sein?
Ich kann jeden dieser Menschen
verstehen.
Unsere
sexuelle
Orientierung macht einen wichtigen
Teil unserer Persönlichkeit aus und
wenn wir uns darin von anderen
abgelehnt fühlen, stehen wir vor
der Wahl uns zu verbiegen oder zu
gehen. Sich verbiegen ist die falsche
Lösung, zu gehen ist dann oftmals
eine schmerzhafte Loslösung, aber
eigentlich ein gesunder Vorgang.
Ich habe schon viele Menschen
eingeladen, bei uns am Gottesdienst
teilzunehmen. Obwohl sie eigentlich
vom Altkatholizismus angetan sind,
sagen sie dann ab. Man spürt
dabei eine gewisse Bitterkeit, die
aus solchen Erfahrungen herrühren
mag. Dennoch bin ich der Meinung,
dass es sich lohnt, Christ zu sein.
Ich persönlich habe einen Gott, der
zu mir steht und mich bis in den
letzten Winkel meiner Seele liebt
und akzeptiert. Dabei bin ich auch
mit meinen Fehlern angenommen.
Dies erlaubt mir, auch die
Unzulänglichkeiten anderer zu
akzeptieren. Ich empfinde in meinem
Glauben einen tiefen Reichtum und
innere Freude. Dieses möchte ich
mit anderen Menschen teilen. Und
ich hoffe, dass der eine oder die
andere ihren Reichtum im Glauben
finden und ihn auch mit mir teilen.
> Andreas Unterkircher
Omosessualitá ed
Ebraismo
Come i gay e le lesbiche anche
gli ebrei sono stati vittime di
persecuzioni nel corso della
storia. Ma che rapporto hanno
oggi gli ebrei con il tema
dell’omosessualità?
Per saperlo Centaurus-Magazine
è andato a trovare Elisabeth
Rossi-Innerhofer,
Presidente
della Comunità ebraica della
Regione Trentino - Alto Adige.
Si tratta di una comunità molto
piccola, di appena 50 persone.
Presidente, l’omosessualità è un
tabù nel mondo ebraico?
Le posizioni dell’ebraismo nei
confronti dell’omosessualità si
basano sulle citazioni del libro del
Levitico. Qui i rapporti sessuali tra
due uomini vengono esplicitamente
definite “to’eva” cioè un abominio,
da punire addirittura con la pena di
morte: “Se uno ha rapporti con un
uomo come con una donna, tutti e
due hanno commesso un abominio;
dovranno essere messi a morte;
il loro sangue ricadrà su di loro.”
(Levitico, 20:13)
Comunque non esistono fonti a
testimoniare che sia mai stata
comminata una sentenza di morte
per rapporti sessuali tra due uomini.
Il lesbismo invece non è
espressamente menzionato nella
Torah, viene però vietato dalla
letteratura rabbinica in base al verso
biblico: “Non farete come nel paese
d’Egitto dove avete abitato, né farete
come si fa nel paese di Canaan
dove vi conduco, né imiterete i loro
costumi.” (Levitico 18:3) La legge
orale spiega questo verso con
le presunte abitudini egiziane di
praticare matrimoni tra donne.
Quindi c’è un rifiuto totale?
All’interno dell’ebraismo vi sono
diverse correnti. L‘ebraismo
ortodosso ha posizioni molto severe
sul tema dell’omosessualità. Il
cosiddetto ’”Ebraismo conservatore
/ Masorti” invece ha una visione
più liberale, considerando che
l’omosessuale ebreo semplicemente
non adempie ad una delle 613 Mitzvoth
(comandamenti) ed è dunque come
un ebreo che guida di sabato.
In Israele l’omosessualità è legale?
La legge israeliana non vieta i
rapporti sessuali tra persone dello
stesso sesso. Tanto è vero che
l’anno scorso si è svolto il primo
Gay-Pride a Gerusalemme, dove
tra l’altro hanno partecipato molti
Palestinesi. Tanti ragazzi gay
provenienti da paesi arabi fuggono
in Israele, proprio perché qui non
subiscono persecuzioni.
La comunità ebraica altoatesina è
altrettanto liberale? Se un membro
della comunità si dichiarasse
omosessuale, potrebbe ancora
partecipare alle cerimonie?
“Finora non ci sono stati gay o
lesbiche dichiarati nella nostra
comunità, ma se ci fossero certo
non verrebbero discriminati. Noi non
siamo Bin Laden o i Talebani.
Un omosessuale cristiano potrebbe
dunque convertirsi all’ebraismo e
diventare pure rabbino?
La conversione all’ebraismo non
è cosa facile. Un convertito deve
dimostrare ad una giuria di tre rabbini
di seguire tutte le Mitzvoth, ovvero i
comandamenti mosaici. Come già
detto tra le Mitzvoth c’è anche il
divieto dell’omosessualità. Il rabbino
inoltre deve essere sposato.
> Andreas Unterkircher
36
Quando il matrimonio gay er
Un museo d’arte di Kiev espone
una curiosa icona proveniente dal
monastero di Santa Caterina sul
monte Sinai. Vi sono raffigurati
due santi cristiani avvolti in lunghe
tuniche. Sta in mezzo a loro un
pronubus (il tradizionale testimone
di nozze nell’antica Roma), il quale
sovrintende a quella che, in una
classica icona romana, sarebbe
stata una cerimonia nuziale con
uno sposo e una sposa. Nell’icona
il pronubus è rappresentato da
Cristo. L’unico fatto insolito è che lo
“sposo” e la “sposa” sono in realtà
due uomini.
Questa icona suggerisce forse che
Cristo ha benedetto i “matrimoni”
omosessuali? Il solo pensiero può
di primo acchito lasciare interdetti.
Una risposta esauriente al riguardo
ci arriva da altre fonti che trattano
dei due personaggi sopra citati,
San Sergio e San Bacco, due
soldati romani che divennero martiri
cristiani.
Se l’usanza di abbinare in coppia i
santi è piuttosto diffusa, soprattutto
nella tradizione paleocristiana,
il legame fra questi due santi è
tuttavia considerato particolarmente
intimo. Nel sesto secolo Severo di
Antiochia ammonì a “non separare
nel verbo coloro [Sergio e Bacco]
che furono uniti in vita,” mentre nella
biografia definitiva dei due santi,
contenuta in un manoscritto greco
del 10° secolo, Sergio è descritto
più esplicitamente come “dolce
compagno e amante” di Bacco.
In altre parole, ciò conferma quanto
suggerito dall’icona, risalente ad
un’epoca precedente, ovvero fa
ritenere che i due santi avessero
una relazione omosessuale. Le loro
tendenze e il loro rapporto erano
apertamente accettati dagli scrittori
cristiani dell’antichità. Inoltre l’icona
raffigura nientemeno che Cristo
in veste di pronubus, ovvero di
37
testimone che sovrintende alle
loro “nozze” - un’immagine che
per alcuni cristiani contemporanei
potrebbe rasentare la blasfemia.
L’idea stessa di un matrimonio
omosessuale
celebrato
cristianamente
può
sembrare
incredibile. Ma dopo dodici anni
di ricerche in archivi ecclesiastici
cattolici e ortodossi il professor
John Boswell dell’Università di
Yale è giunto alla conclusione che
è effettivamente esistita fino al 18°
secolo una sorta di “matrimonio”
omosessuale cristiano.
Contrariamente
all’opinione
comune, la concezione cristiana del
matrimonio non è rimasta statica e
monolitica dai tempi di Cristo fino ad
oggi, ma ha subito un’evoluzione a
livello concettuale e rituale.
Il professor Boswell ha scoperto che
in antichi documenti ecclesiastici e
liturgici sono menzionate - accanto
alle cerimonie nuziali eterosessuali e
ben distinte da altri tipi di benedizioni
non coniugali, come quelle di figli
adottivi o di terre - delle cerimonie
con varie denominazioni, fra cui
“Uffizio dell’unione omosessuale”
(in Grecia nel 10° e nell’11° secolo)
e “Ordine per l’unione di due uomini”
(11° e 12° secolo).
Tutte queste cerimonie hanno
in comune la simbologia che
caratterizzava
i
matrimoni
dell’epoca: una comunità riunita
in chiesa, la benedizione della
coppia davanti all’altare, le mani
degli sposi unite come nelle nozze
eterosessuali, la partecipazione di
un sacerdote, l’Eucarestia e, per
concludere, il banchetto di nozze.
Tutti questi elementi si ritrovano
nelle
raffigurazioni
d’epoca
del matrimonio dell’imperatore
bizantino Basilio I (867-866) con il
suo compagno Giovanni. Analoghe
unioni omosessuali furono celebrate
in Irlanda alla fine del 12° e all’inizio
del 13° secolo, come riferisce il
cronista Geraldo di Galles (Geraldus
Cambrensis).
Nell’Europa premoderna cerimonie
di nozze omosessuali sono
documentate nel dettaglio in
antichi documenti ecclesiastici e
liturgici. Un manoscritto greco del
13° secolo dal titolo “Ordine per la
solenne celebrazione di un’unione
fra due uomini”, dopo aver invocato
San Sergio e San Bacco, fa appello
a Dio affinché “conceda a questi
suoi due servi la grazia di amarsi
reciprocamente, di preservarsi
dall’odio e di non essere causa
di scandalo per tutti i giorni della
loro vita, con l’aiuto della Santa
Madre di Dio e di tutti i Santi.” Il
manoscritto termina con le parole:
“Gli sposi bacino il Santo Vangelo
e si scambino un bacio. Il rito è
concluso.”
Un altro documento serbo del
14° secolo denominato “Uffizio
dell’unione
omosessuale”
e
riguardante l’unione di due uomini
o di due donne, prevedeva che la
coppia ponesse la mano destra
sul Vangelo tenendo nella sinistra
una croce. Dopo aver baciato il
Vangelo, la coppia veniva invitata
a scambiarsi un bacio. Infine
il sacerdote innalzava l’ostia e
impartiva alla coppia la comunione.
Boswell ha scoperto resoconti
di matrimoni omosessuali in vari
archivi, fra cui quelli vaticani, di
San Pietroburgo, Parigi, Istanbul e
del Sinai, che coprono un periodo
compreso fra l’ottavo e il 18° secolo.
Ma non è stato il primo a fare questo
tipo di scoperta. Il frate domenicano
Jacques Goar (1601-1653) incluse
infatti queste cerimonie in una
raccolta a stampa di breviari greci.
Sebbene l’omosessualità fosse
a un rito
formalmente illegale già dalla tarda
epoca romana, è soltanto attorno
al 14° secolo che l’omofobia si
diffuse in Europa occidentale.
Ciò nonostante, anche in seguito
continuarono ad essere celebrate
unioni omosessuali.
A Roma, a San Giovanni in Laterano,
tradizionalmente considerata la
chiesa parrocchiale del Papa,
nel 1578 furono celebrate ben 13
messe nuziali per altrettante coppie
omosessuali, a quanto pare con
la collaborazione del clero locale.
“Presero insieme la comunione,
seguirono la stessa liturgia,
dopodiché dormirono e mangiarono
insieme,” come si evince da un
resoconto dell’epoca.
Un’altra unione fra due donne, anche
questa documentata, fu celebrata
in Dalmazia nel 18° secolo.
Già in passato il nostro giornale
ha dato più volte spazio a tesi
storiche controverse riguardanti la
Chiesa. Ma la ricerca accademica
del professor Boswell è così
approfondita e supportata da fonti
storiche da porre le odierne gerarchie
ecclesiastiche e gli eterosessuali
credenti di fronte a un interrogativo
riguardo al proprio atteggiamento
nei confronti dell’omosessualità.
Per la Chiesa, negare l’esistenza
delle prove nei suoi stessi
archivi sarebbe un escamotage
assai poco dignitoso. Tali prove
infatti smentiscono in maniera
inequivocabile chi afferma che la
Chiesa moderna avrebbe mantenuto
da sempre immutate le proprie
posizioni in tema di omosessualità.
Dimostrano inoltre che per gran
parte degli ultimi duemila anni, nelle
chiese parrocchiali e nelle cattedrali
di tutta la cristianità, dall’Irlanda
ad Istanbul fino al cuore di Roma
stessa, le relazioni omosessuali
furono accettate come una valida
espressione
della
capacità,
donataci da Dio, di amare e di
donarci ad un’altra persona, e che
questo amore fu celebrato, onorato
e benedetto nel nome e per mezzo
dell’Eucarestia al cospetto di Gesù
Cristo.
Jim Duffy è uno scrittore e uno
storico. Riproduciamo il presente
articolo originariamente pubblicato
sull‘Irish Times del 11 agosto 1998
con il suo permesso del quale lo
ringraziamo.
> Jim Duffy
(Traduzione: Paolo Pergher)
COMMENTO DEL TRADUTTORE
Con piacere ho accolto la richiesta
della
redazione
di
tradurre
dall‘inglese l‘articolo „Quando il
matrimonio gay era un rito“. Anche
se non condivido appieno le tesi
espresse dall‘autore, ritengo che
ogni contributo al dibattito sulle
questioni che ci riguardano meriti
di essere pubblicato. Detto questo,
vorrei evidenziare due lacune che
ho riscontrato nell‘articolo:
1) l‘autore non cita le fonti, o lo fa
in maniera troppo approssimativa,
prestando così il fianco a critiche
ed accuse di dilettantismo. Per
ovviare a questa lacuna, consiglio
a chi conosce l‘inglese e desidera
approfondire la questione di fare
riferimento al sito internet del
professor
Boswell
all‘indirizzo
http://www.fordham.edu/halsall/
pwh/index-bos.html.
2) Per quanto interessante ed
affascinante sia l‘argomento, trovo
le conclusioni a cui giunge l‘autore
un tantino ingenue: tutti sappiamo
che nel corso della storia vi furono
papi, vescovi e sovrani omosessuali,
i quali, in virtù del loro potere,
potevano permettersi questo ed
altro, ma da questo ad affermare
che la chiesa avrebbe dato la sua
benedezione alle unioni omosessuali
ce ne passa. Il matrimonio religioso
omosessuale
è
sicuramente
esistito nel corso della storia,
ma era comunque un‘eccezione,
appannaggio esclusivo di ricchi e
potenti. Per contro vorrei ricordare
tutti i „sodomiti“ di umile estrazione,
molti dei quali giovanissimi, che
vennero messi al rogo senza tanti
complimenti durante il medioevo.
Infine nell‘antichità la chiesa di
Roma non poteva, per ovvi motivi,
esercitare un controllo capillare su
tutta la cristianità, cosa che invece
oggi è possibile, come dimostrano
i numerosi sacerdoti cattolici che
in tutto il mondo hanno osato
sfidare le gerarchie ecclesiastiche
celebrando unioni omosessuali e
che per questo sono stati costretti a
lasciare l‘abito talare.
> Paolo Pergher
38
Homosexualität und
christlicher Glaube
Vor einigen Jahren, es war im Herbst
2003, kamen einige homosexuelle
Männer und Frauen aus Südtirol zu
mir in das Pfarrhaus, weil sie einen
religiösenArbeitskreis gründen wollten.
Es ging um die Beschäftigung mit der
Bibel und das gemeinsame Gebet. Sie
hatten schon vorher in verschiedenen
Pfarreien angefragt. Das Ergebnis
war: Überall hinausgeworfen. Immer
die gleiche Antwort: „Bei uns nicht!“
Auf die Nachfrage: „Wieso eigentlich?
Viele von uns sind doch überzeugte
Christen“, erklang es ökumenisch
einstimmig: „Das ist schön und gut, aber
ihr seid eben auch homosexuell!“
Schließlich haben die Männer
und Frauen aus dem Centaurus
Unterschlupf in der evangelischlutherischen Gemeinde in der Bozner
Col-di-Lana-Strasse
gefunden,
mit Billigung und Beschluss des
Kirchenvorstandes,
also
der
Gemeindeleitung.
In der Stadt hat das ein wenig
Aufregung verursacht. Wieso war das
gerade hier möglich? Natürlich hat es
auch in der evangelischen Gemeinde
heftige
Diskussionen
gegeben.
Was sagt eigentlich der christliche
Glaube zur Homosexualität? Und
noch spezieller gefragt: Was sagt
eigentlich die Bibel zu dieser Spielart
39
menschlichen
Lebens?
Kommt
Homosexualität überhaupt in der
Bibel vor? Das Alte Testament lässt
da nichts an Deutlichkeit zu wünschen
übrig: „Wenn einer bei einem Mann
liegt, wie man bei einer Frau liegt, so
haben beide einen Gräuel verübt. Sie
sollen getötet werden. Ihr Blut komme
über sie“ (3. Mose 20,13).
Scheint also eine klare Sache zu sein
und niemand behaupte noch einmal,
die Bibel enthielte keine klaren
Anweisungen. Man bräuchte sie nur
zu befolgen. Nur, müsste man dann
nicht auch mit allen anderen Sätzen
genauso verfahren? Etwa: „Eine Frau
soll nicht Männersachen tragen und
ein Mann soll nicht Frauenkleider
anziehen, denn wer das tut, der ist
dem Herrn, deinem Gott, ein Gräuel“
(5. Mose 22,5). Und, gibt es nicht im
alten Testament die Polygamie als
eine selbstverständliche Rechtsform?
Aber, so kamen gleich andere auf die
Idee, vielleicht sollte man besser mit
dem Neuen Testament argumentieren.
Paulus sagt doch ein klares Nein
zu
praktizierter
Homosexualität
(Römer 1,26-29). Aber sagt er nicht
auch „Das Weib schweige in der
Gemeinde?“ Und wir haben trotzdem
evangelische Pfarrerinnen? Und
in den Pfarrgemeinderäten sitzen
doch überwiegend Frauen, die alles
andere als schweigen. Und was
ist mit den Religionslehrerinnen
und Pastoralassistentinnen. Und
überhaupt ist eine schweigende
Frau in der Kirche nicht ganz und gar
unangemessen?
Letzter Versuch: Was sagt Jesus
dazu? Erstaunlicherweise gar nichts.
Aber eines ist jedenfalls auffällig: Sein
liebevoller Umgang mit diskriminierten
und unterdrückten Menschen. Diese
Erkenntnis war entscheidend – und
so fand die Arbeitsgruppe religiöser
Lesben und Schwulen doch noch ein
kirchliches Dach über dem Kopf.
Nun war das natürlich nur ein Anfang
und hätte auch so ausgelegt werden
können, dass eben im katholischen
Land eine progressive evangelische
Pfarrgemeinde den Homosexuellen
so eine Art christliches Asylrecht
gewährt. Es ging auf einmal um viel
mehr, nämlich die Anerkennung und
Akzeptanz ihrer Sexualität als eine
verantwortliche Spielart menschlichen
Partnerverhaltens.Dasklingtsoeinfach
und schlicht, hat aber in Wirklichkeit
eine lange, teils heftige Diskussion in
der Gemeinde erfordert. Und dann lag
konsequenterweise die Frage nah,
wie denn entschieden werden würde,
wenn zwei Homosexuelle kämen, weil
sie um so etwas wie eine „Trauung“
bitten würden. Und auch dieser Schritt
wurde im Vertrauen auf Gott gewagt.
Der „Segnung einer homosexuellen
Partnerschaft“ steht die evangelischlutherische Gemeinde zumindest
aufgeschlossen gegenüber. Und damit
wurde wohl auch die reformatorische,
evangelische Theologie in unserer
Zeit konkretisiert. Als Luther seine
Käthe geheiratet hat, hat er damit
nicht nur den Zölibat abgeschafft,
der „entlaufene Mönch“ hat den
Mut gehabt, die „entlaufene Nonne“
zu heiraten. Wir, im Vorstand der
evangelischen Gemeinde, haben
wahrscheinlich viel weniger gewagt.
Aber, wie man weiß, ist die christliche
Welt bekannt für eine große
theologische Vielfalt. Auch mir haben
militante evangelische und katholische
Christen die Bibel wie eine Waffe
unter die Nase gehalten. Es ist halt
schwer, von Paulus zu lernen, dass
der Geist lebendig macht und der
Buchstabe tötet. Denn wenn man die
Homosexuellenstellen in der Bibel
wörtlich nehmen will, dann muss man
wohl auch glauben, dass die Welt in
sechs Tagen entstand und der Hase
ein Wiederkäuer ist (3.Mose 11,6).
> Sebastian Zebe, Evangelischer
Pfarrer in Bozen
artSprung
Eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen
Homosexualität und Migration
wagen sechs KünstlerInnen, die
sich in Köln zum Projekt „artSprung“
zusammengeschlossen haben. Die
aus unterschiedlichen Ländern wie
der Ukraine, Lettland oder dem Iran
stammenden Lesben und Schwulen
haben in Deutschland eine neue
Heimat gefunden.
Die Herkunft, die Hautfarbe, die
Sexualität und die religiöse
Zugehörigkeit spiegeln sich in ihren
Kunstwerken wider. Unter dem Titel
„Sprung 1“ organisierte die Gruppe
ihre erste Ausstellung, die im
November in Köln eröffnet wurde.
Dabei wurde wieder deutlich, wie
eng der Zusammenhang zwischen
Religion und Homophobie auch in
Nicht-EU-Ländern ist.
Der aus Russland stammende
Künster Valerij Pabst setzt sich
in seinem Bild “Their Rights?
No problem! This ist Iran“ mit
einem besonders krassen Fall
auseinander: Nach 14 Monaten
qualvoller Haft wurden am 19.
Juli 2005 der 18-jährige Ayaz
Marhoni und der 16 Jahre alte
Mahmoud Asgari öffentlich mit
228 Peitschenhieben bestraft.
Unmittelbar danach wurden sie an
einer Straßenkreuzung gehängt.
Sie wurden der Homosexualität
beschuldigt. Zahlreiche Schaulustige fanden sich bei der
staatlichen Verurteilung ein. Freudig
beklatschten sie den grausamen
Mord an den beiden Minderjährigen
und rechtfertigten ihn mit religiösen
Argumenten.
www.artsprung.info
40
Küsse in Pink – Das lesbische Coming-Out-Buch,
Silvy Pommerenke, 2008, Krug&Schadenberg, ISBN
978-3-930041-62-6
LIBRI
BÜCHER
Küsse in Pink – Das lesbische
Coming-Out-Buch
41
Silvy
Pommerenke
hat
eine
Marktlücke
entdeckt.
Wahrscheinlich nicht als Einzige,
denn außer ihr werden etliche junge
Lesben und solche, die es werden
wollen, nach diesem Buch über
lesbisches Coming-out gesucht
haben. Aber es gibt zu diesem
Thema kein aktuelles Buch auf dem
Buchmarkt, lediglich vergriffene
Titel, die man nur noch antiquarisch
erwerben kann. Sonst bleiben noch
Broschüren der verschiedenen
Beratungsstellen oder eben das
Internet. Aber das kann schlecht mit
unter die Bettdecke mitgenommen
oder als großer Wink mit dem
Zaunpfahl am familiären Küchentisch
liegengelassen werden.
Trotz der verstärkten Medienpräsenz
von Lesben, trotz zunehmender
gesellschaftlicher Anerkennung ist
das Coming-out immer noch etwas
sehr Persönliches – ein Schritt,
den jedes Mädchen, jede Frau erst
einmal alleine machen muss.
Das Buch „Küsse in Pink“ richtet
sich in erster Linie an junge Frauen,
die für ihr Coming Out Mut und
Unterstützung brauchen – also alle,
und immer wieder, denn das Coming
Out ist ein Prozess, der wohl nie ein
Ende findet. Diese Unterstützung
kann sicher die Begegnung mit
anderen
lesbischen
Mädchen
bieten, die in „Küsse in Pink“ auf
verschiedenen Ebenen stattfindet:
Einerseits kommen die jungen
Frauen in Interviews selbst zu Wort
und schildern ihre ganz persönliche
Coming-out-Geschichte.
Viele kleine Lebensgeschichten und
Interviews geben den Leserinnen
einen Einblick in das Leben von
Lesben, wie sie unterschiedlicher
nicht sein können. Dadurch, dass
die Autorin dabei stark zurücktritt
und das Erzählte lediglich behutsam
(und nur ganz selten etwas zu
altklug) einrahmt, zeichnen sich
diese Geschichten durch große
Authentizität aus. Auffällig ist
auch, aus welch unterschiedlichen
Lebenszusammenhängen
die
interviewten Mädchen kommen:
da trifft die Leserin beispielsweise
auf eine Jüdin aus Tel Aviv, eine
ungarische Lesbe, einen Drag
King oder eben auf das „Mädchen
von nebenan“. Diese Fülle der
Identifikationsfiguren wird durch
fiktionale, aber dennoch lebensnahe
Geschichten
komplettiert.
In
diesen Geschichten widmet sich
Pommerenke
verschiedenen
Teilbereichen des Coming Outs
und unterlegt sie mit theoretischen
Reflexionen.
So eröffnet sich schließlich ein
Kaleidoskop von Figuren und
Themen rund um das lesbische
Leben, das weder Herzschmerz noch
Schmetterlinge im Bauch, weder
die Angst vor dem Eingestehen und
Aussprechen der eigenen Gefühle
noch die Befreiung, endlich man
selbst sein zu können, weder Gewalt
in lesbischen Beziehungen noch
Flirten und das erste Mal ausspart.
Ergänzt wird diese Themenvielfalt
durch ein theoretisches Kapitel über
Lesbengeschichte sowie zahlreiche
Internetadressen, Literatur- und
Filmempfehlungen zum Thema.
Die Autorin: „Es hat mir riesigen
Spaß gemacht, mehr über das
Leben dieser jungen Generation
zu erfahren, und ich fühlte mich
oftmals in meine eigene Jugend
zurückversetzt, denn einige Dinge
ähneln sich doch sehr.“ Wohl wahr,
nicht nur jungen Lesben ist dieses
Buch zu empfehlen, sondern allen,
die sich an die eigene Geschichte
erinnern wollen und noch einmal
einen bestärkenden Zugang zur
eigenen Identität finden wollen.
Darüber hinaus bietet es auch für
Eltern und Menschen aus dem
näheren Umfeld junger Lesben
sachliche und gute Information –
soviel zum familiären Küchentisch.
Der Spaß am Schreiben, das
Wohlwollen der Autorin allen ihren
Interviewpartnerinnen gegenüber
ist auch beim Lesen spürbar. Das
Buch liest sich leicht und spannend.
Ganz klar ist die gute Absicht
ersichtlich, mit diesem Buch Mut
machen zu wollen. Aber diese gute
Absicht stört nicht wirklich, sondern
macht wirklich Mut. Eigenartig,
wie ich selbst beim Lesen irritiert
war, dass lesbisches Leben so
selbstverständlich
und
positiv
dargestellt werden kann. Erst war
ich irritiert, dann habe ich mich
gefreut.
> Ulrike Spitaler
Fun Home, Eine Familie von Gezeichneten, Alison
Bechdel, 2008, Kiepenheuer & Witsch; ISBN 9783-462-03922-1
La traduzione italiana del libro è uscita nel 2007 con
il titolo Fun Home - Una tragicommedia familiare,
presso Rizzoli; ISBN 978 88 17 01608 7
Fun Home - Eine Familie von
Gezeichneten
Eines
gleich
vorausgeschickt:
Auch wer Comics nicht mag, wird
dieses Buch lieben. Alison Bechdel
zeichnet nämlich in ihrer Biografie
das mitfühlende Bild einer Familie,
die für viele stehen kann: ein
auf Perfektion bedachter Vater,
der anscheinend keinen rechten
Zugang zu seinen Kindern findet;
eine angepasste Mutter, die sich mit
der Gefühlskälte ihres Ehelebens
abgefunden hat und drei kleine
Kinder mittendrin, die versuchen,
diese Welt der Erwachsenen
zu verstehen und zu überleben.
Bechdel selbst gelingt dies erst,
nachdem sie sich fürs Studium von
ihrer Familie entfernt und in die
lesbische Szene und die politisch
engagierte Frauenbewegung im
New York der 80er Jahre gefunden
hat.
Den Weg aus der Enge ihrer
Kindheit im ländlichen Pennsylvania
in die Weite einer Großstadt und
das Wiederfinden ihres Vaters
genau in dem Moment, in dem
dieser bereits unerreichbar - weil tot
- ist, beschreibt sie in nüchternen
schwarz-weißen Bildern. Dabei wird
die bittere Süße ihres Erzählstils
bereits im Titel des Buches
offenbar: wer sich im Fun Home
ein Haus der Freuden erwartet,
wird gleich darüber aufgeklärt, dass
es sich ganz im Gegenteil um das
mit „Funeral Home“ bezeichnete
Bestattungsunternehmen
der
Familie handelt. Was Spaß für
die Kinder aber überhaupt nicht
ausschließt.
Auch wer sich einen geradlinigen
Aufbau der Spannung in dieser
Geschichte
wünscht,
wird
enttäuscht. Die Autorin nimmt
nämlich bereits auf den ersten
Seiten ihrer Erzählung vorweg, dass
der Vater jung stirbt, kurz nachdem
Alison sich an der Uni inskribiert
und sich ihrer Mutter gegenüber
als Lesbe geoutet hat. Dabei bleibt
den LeserInnen wie der Familie
selbst unklar, ob es sich um einen
dummen Unfall gehandelt oder der
Vater bewusst den Tod gesucht
hat.
Das Buch ist aber trotzdem bis zum
Schluss spannungsgeladen, da die
Autorin in geschickten Rückblenden,
die sich im Beschreiben der Handlung
immer wieder mit Ausblicken in
die Zukunft abwechseln, langsam
aufdeckt, was das eigentliche
Geheimnis ihrer Familie war: Der
Vater ist schwul. Eine Bestätigung
dafür bekommt Alison von ihrer
Mutter allerdings erst kurz vor dem
Unfalltod des Vaters, wodurch aber
das klärende Gespräch zwischen
ihm und seiner lesbischen Tochter
endgültig unmöglich wird.
In der Analyse ihrer Kindheit, die in
teils idyllischen, teils dramatischen
Bildern beschrieben wird, geht
Alison auf die Suche nach den
Spuren für die Homosexualität ihres
Vaters und entdeckt dabei, wie
logisch durch diese Offenbarung
wird, was sie bisher nie verstehen
konnte. Die Gefühlskälte zwischen
den Eltern, die perfektionistische
Beschäftigung des Vaters mit
der stilgetreuen Einrichtung des
viktorianischen
Familienhauses,
seine Unausgeglichenheit, sein
Jähzorn, der sich mit Momenten
voller Liebe zu den Kindern
abwechselte, erhalten durch die
Information über die wirkliche
Identität ihres Vaters eine schlüssige
Erklärung. Sogar der Ausflug, den
der Vater mit den Kindern zur 200Jahr-Feier der Vereinigten Staaten
nach New York gemacht hatte,
entpuppt sich im nachhinein als
heimlich schwules Wochenende
in der damals wohl freizügigsten
Metropole der westlichen Welt.
Nach dem Tod des Vaters kann
Alison jedoch nur mehr darüber
spekulieren, wie schwer es für
ihn gewesen sein muss, seine
Homosexualität zu leben und
gleichzeitig für seine Familie da
zu sein. Andererseits ist sie sich
bewusst, dass ein früheres Comingout ihn direkt in die Schwulenszene
geführt hätte und sie selbst vielleicht
nie geboren worden wäre. Und sein
früher Tod zu Beginn der 1980er
Jahre hat ihn wahrscheinlich auch
davor bewahrt, eines der vielen
Opfer von AIDS zu werden.
Am Ende des Buches, am Ende von
Zerrissenheit und Sprachlosigkeit,
findet die Autorin jedoch einen
versöhnlichen
Schluss,
der
genauso bittersüß ist wie die ganze
Erzählung.
> Jochen Pichler
42
Chiamami col tuo nome, André Aciman, 2008,
Guanda; ISBN 978 88 6088067 3
Das Buch erschien auf deutsch ebenfalls 2008
unter dem Titel „Ruf mich bei deinem Namen“ bei
Kein&Aber, ISBN 978 3 0369 5515 5
inosservato. Il calore, il sole e le
cicale riducono le loro chiacchierate
a scambi di parole minimi:
„Oliver, dormi?“
Silenzio. „No. Dormivo.“
„Scusami.“
Ma ben presto la conversazione tra
i due ragazzi suggerisce al lettore
che il loro torpore estivo nasconde
sensazioni e sentimenti ben più
profondi che prima o poi forse si
faranno sentire con parole più
esplicite.
Chiamami col tuo nome
43
Un‘estate negli anni 80, da qualche
parte sulla Riviera di Ponente. La
famiglia del diciasettenne Elio,
come ogni anno, aspetta il nuovo
studente straniero che trascorrerà
la sua vacanza studio nella loro
villa al mare. E come al solito le
giornate dovranno passare tra
mattinate di studio e musica, pranzi
frugali, riposi pomeridiani e cene
interminabili con il giovane ospite,
il padre professore universitario e
la madre, qualche amico letterato
o musicista di passaggio ed Elio.
Qualche nuotata, le passeggiate in
paese e, se la famiglia è fortunata,
alla fine dell‘estate potrà dire di
aver avuto un ospite che con la sua
piacevole compagnia e il suo modo
intelligente di fare conversazione,
ha stimolato intellettualmente gli
adulti e insegnato qualcosa al
loro figlio. Per Elio invece sarà
l‘ennesima scocciatura che inizia
con il trasloco in una stanza
molto più piccola dato che la sua
viene sempre ceduta all‘ospite.
Proseguirà con l‘obbligatorio giro
nel quale Elio dovrà far vedere
all‘ospite la villa con il giardino e
la piscina, la spiaggia e il paese, e
terminerà solo in autunno quando
l‘inizio della scuola è ormai vicino e
ad Elio rimarranno solo pochi giorni
per riprendersi la sua stanza, il suo
giardino, la sua spiaggia, la sua
estate ormai finita.
Ma quest‘estate è diversa: infatti,
Oliver, il laureando americano, pare
essere diverso degli altri ospiti. Elio
si sente subito confusamente attratto
da lui, e il ritmo delle sue giornate si
sintonizza quindi con quelle di Oliver:
il mattino i ragazzi lo trascorrono
nel giardino, a trascrivere pezzi
di musica e correggere le bozze
del libro che Oliver sta scrivendo.
Le ore più calde prima del pranzo
Oliver le passa sdraiato su un telo
al bordo della piscina („Questo è il
paradiso.“), con un grande cappello
di paglia che gli copre il viso,
mentre Elio continua i suoi studi
al tavolo osservandolo credendosi
„Elio?“
„Sì?“
„Che stai facendo?
„Leggo.“
„Non è vero.“
„Allora penso.“
„A cosa?“
Morivo dalla voglia di
dirglielo.
„Affari miei.“
„Non me lo vuoi dire?“
„Non te lo voglio dire.“
„Non me lo vuole dire.“
Arriverà il momento, in cui le
cose verranno dette, e anche se
non si scopre subito se la storia
dei due ragazzi finirà in maniera
drammatica o se è destinata a un
lieto fine, rimane comunque la
bella sensazione di poter assistere
alla nascita di una storia d‘amore,
anzi di quella prima storia d‘amore
che anche se finisse, rimarrebbe
sempre nel ricordo degli amanti
come quella più importante della
loro vita.
E anche se dopo quell‘estate
arriveranno altre estati con altri
ospiti in Riviera, le stesse giornate
cocenti, le solite cicale assordanti,
niente sarà più come prima.
> Jochen Pichler
News
nella sua abbazia. „Nessuno sta
al di sopra della legge, neanche
il vescovo“, afferma il sindaco di
Kerkrade.
www.volkskrant.nl
Paesi Bassi: Divieto di nozze in
convento
Il consiglio comunale di Kerkrade
ha deciso di revocare all‘abbazia di
Rolduc l‘autorizzazione a fungere
da locale per la celebrazione di
matrimoni civili.
Come tanti altri edifici storici olandesi
anche la biblioteca in stile rococò
dell‘abbazia era stata utilizzata sin
dal 1996 per la celebrazione di molti
matrimoni da parte dell‘ufficiale di
stato civile di Kerkrade i cui cittadini
spesso la preferivano per la sua
bellezza agli uffici moderni del
municipio.
A seguito dell‘introduzione del
matrimonio gay nel 2001, la diocesi
di Roermond quale proprietaria
dell‘abbazia si è però rifiutata di
far celebrare il matrimonio civile
alle coppie dello stesso sesso
invitandole invece a utilizzare i
locali del municipio.
Il sindaco, che in un‘intervista al
Volkskrant aveva dichiarato che
l‘amministrazione comunale non era
a conoscenza di questa prassi „in
contrasto con la Costituzione“, ha
cercato inutilmente di far cambiare
idea al vescovo. Il consiglio
comunale ha quindi deliberato
che finché la diocesi di Roermond
non accetterà anche coppie dello
stesso sesso, non ci saranno più
celebrazioni di matrimoni civili
wir homophiles und heterophiles
Zusammenleben als gleich wertvoll
an, basierend auf den gleichen
Werten. So machen wir es für
Schwule und Lesben leichter, ihre
Orientierung anzunehmen. Es gibt
heute überall in Norwegen viele junge
Menschen, die endlich das Gefühl
haben werden, von der Gesellschaft
völlig respektiert zu sein. Das ist
wichtig für den Einzelnen. Das ist
wichtig für uns als Gesellschaft.
Nur so bekommen wir eine ehrbare
Gesellschaft“, erklärte Kinder- und
Gleichstellungsministerin Anniken
Huitfeldt.
w w w. n o r w e g e n . n o / p o l i c y / p o l i t i c a l n e w s /
Norwegen: Ehe für alle
Mit einer satten Zweidrittelmehrheit
hat der norwegische Reichstag
Mitte Juni beschlossen, die Ehe
auch
für
gleichgeschlechtliche
PartnerInnen zu öffnen. Nach den
Niederlanden, Belgien und Spanien
ist Norwegen nun das vierte
europäische Land, in dem die Ehe
auch Homosexuellen zugänglich
ist. Obwohl Norwegen bereits 1993
die eingetragene Partnerschaft
eingeführt hatte, die Schwulen und
Lesben eine weitgehende rechtliche
Anerkennung
ihrer
Beziehung
ermöglichte, befand die Regierung
eine
völlige
Gleichstellung
zwischen
homosexuellen
und
heterosexuellen Partnerschaften als
notwendig. Nach Inkrafttreten des
neuen Gesetzes voraussichtlich
im Januar 2009 können somit
auch gleichgeschlechtliche Paare
heiraten, Kinder adoptieren und die
künstliche Befruchtung in öffentlichen
Einrichtungen in Anspruch nehmen.
Wer bereits in den vergangenen
Jahren
eine
eingetragene
Partnerschaft eingegangen ist, kann
sie in eine Ehe umwandeln lassen.
„Durch das Gesetz erkennen
Neues+Ehegesetz.htm
Tirol: Bauernjugend für Homoehe
Laut einer Studie, mit der die
Tiroler
Jungbauernschaft
ein
Innsbrucker Marktforschungsinstitut
beauftragt hatte, ist eine satte
Mehrheit der im ländlichen Raum
Tirols
lebenden
Jugendlichen
für die gesetzliche Anerkennung
von
gleichgeschlechtlichen
Partnerschaften.
Bei der telefonischen Umfrage
vertraten mehr als 60% der ca.
700 Befragten im Alter zwischen
16 und 25 Jahren die Ansicht, dass
die gleichgeschlechtliche Ehe oder
eingetragene
PartnerInnenschaft
in Österreich gesetzlich eingeführt
werden solle. Immer noch mehr als die
Hälfte von ihnen hat sich auch für die
Adoption durch gleichgeschlechtliche
Paare ausgesprochen.
In der in der Tageszeitung „Der
Standard“ veröffentlichten Meldung
wird der Landesobmann der Tiroler
Jungbauernschaft Adi Moser dazu
mit der Aussage zitiert: „Die Tiroler
Landjugend
präsentierte
sich
weltoffen und liberal“.
www.derstandard.at
44
News
USA: Da rivedere la legge del
„Don‘t ask, don‘t tell“
45
Approvata nel 1993 sotto la
presidenza di Bill Clinton, la legge
nota come „Don‘t ask, don‘t tell“
doveva migliorare la situazione di
gay e lesbiche nelle forze armate
statunitensi. Fino ad allora gli
omosessuali non potevano neanche
accedere all‘esercito, mentre la
soluzione di compromesso raggiunta
da Clinton li ammetteva finché
nascondevano il loro orientamento.
La legge vieta ai superiori di indagare
sulle inclinazioni sessuali dei loro
soldati (don‘t ask) imponendo allo
stesso tempo a tutti i membri delle
forze armate di tacere sul proprio
orientamento sessuale (don‘t tell). I
soldati che non rispettassero il divieto
di rendere pubblica la loro identità
sessuale sono immediatamente
licenziati.
Dato che dal 1993 i soldati
e le soldatesse licenziati per
omosessualità erano quasi 12.500
con gravi danni economici per il
Dipartimento della difesa, un gruppo di
studio dell‘Università della California
composto da rappresentanti delle
più alte cariche delle forze armate
statunitensi in pensione, ha ora
pubblicato una ricerca sugli effetti
generali della politica del „Don‘t
ask, don‘t tell“. Essa ha accertato
che la legge costringe molti soldati
alla menzogna, rende più difficile ai
soldati omosessuali di eseguire i loro
obblighi e che l‘outing dei soldati non
costituisce alcun rischio per la buona
condotta, la morale, la disciplina e la
coesione delle truppe. Raccomanda
quindi di abolire la legge nella parte
in cui impone ai membri delle forze
armate il „don‘t tell“ consentendo
in futuro ai soldati di vivere
apertamente la loro identità sessuale.
Raccomanda infine di eliminare dalle
direttive disciplinari del Dipartimento
della difesa ogni riferimento a
bisessualità, omosessualità, condotta
omosessuale, atti omosessuali ecc.
introducendo regole di condotta
espresse in termini neutri come il
divieto di „contatti fisici inappropriati
in pubblico al fine di soddisfare
desideri sessuali“. Ogni decisione
sulla riforma della legge spetterà
comunque al prossimo governo degli
Stati Uniti.
www.palmcenter.org
Italia: Niente
omofobo
affido
a
padre
Con una decisione sorprendente, ma
lineare dal punto di vista giuridico,
il Tribunale dei minori di Catanzaro
ha deciso di non affidare un minore
anche a suo padre in quanto razzista
e omofobo.
A seguito della riforma delle norme
sull‘affidamento dei minorenni era
stata abbandonata la prassi di
affidare il minore esclusivamente ad
un genitore (quasi sempre la madre)
limitando il rapporto dell‘altro genitore
alle poche ore in cui gli era permesso
di esercitare il diritto di visita. Dopo la
recente introduzione del cosiddetto
affido condiviso, il bambino viene ora
di regola affidato a entrambi i genitori.
Solo nei casi in cui ciò sarebbe
contrario agli interessi del minore,
viene disposto il suo affidamento
ad uno solo dei genitori. Nel caso
concreto la sentenza di Catanzaro
ha accertato che l‘affidamento anche
al padre era contro gli interessi del
bambino motivando la sua decisione
tra l‘altro anche con l‘atteggiamento
omofobo del padre che si era detto
d‘accordo che il figlio continuasse
a stare con la mamma purché
quest’ultima „eviti frequentazioni
con persone omosessuali e drogati“.
Secondo il tribunale si tratta di „una
condotta che dovrebbe essere
estranea al genitore, il quale deve
educare il figlio verso la tolleranza, la
cultura della diversità e l’avversione
verso ogni forma di odio razziale“.
www.altalex.it
Italia: Assicurazione
vedovo gay
risarcisce
Dopo la morte del suo compagno
ottantenne in un incidente stradale
nel Lido di Venezia, un anziano gay
si è visto riconoscere dalla società
di assicurazione Generali, tenuta
al pagamento del risarcimento del
danno, gli stessi diritti che sarebbero
spettati in una situazione analoga a
una coppia sposata. Infatti, il signore,
di nazionalità francese ma residente
a Venezia da molti anni, era legato al
suo compagno da un PACS concluso
nel loro paese di origine che in sede
di trattative con l‘assicurazione per la
determinazione della misura del danno
era stato pienamente riconosciuto
dalle Generali come se si trattasse
di una famiglia tradizionale. In questo
modo il risarcimento concordato
era quello che di solito spetta a chi
perde un prossimo congiunto in un
infortunio stradale, anche se dal
punto di vista formale in Italia non vi
era tra i due compagni alcun legame
di parentela.
www.agenziaitalia.it
Svezia: Adozioni omosessuali
Secondo una recente ricerca della
radio pubblica Sverige Radio, a cinque
anni dall‘entrata in vigore della legge
che introduceva il diritto di adozione
anche per le coppie omosessuali,
gli operatori sociali svedesi addetti
all‘applicazione pratica traggono un
bilancio negativo: infatti, dal 2003 ad
oggi solo una coppia omosessuale è
riuscita a completare con successo
l‘iter burocratico previsto per
l‘adozione di un minore. Molte altre
coppie omosessuali avevano ottenuto
dalle istituzioni pubbliche il certificato
di idoneità necessario per l‘adozione
senza vedersi poi assegnato un
bambino o una bambina. Ciò è
dovuto al fatto che la maggior parte
delle adozioni in Svezia riguarda
bambini stranieri e che quasi sempre
gli enti stranieri si rifiutano di affidare
bambini del loro paese a coppie
omosessuali svedesi a prescindere
da ogni certificato pubblico sulla loro
idoneità genitoriale rilasciato dalle
autorità svedesi.
La responsabile del Centro di
adozione di Stoccolma critica però
anche l‘atteggiamento dei suoi
connazionali affermando che finché
anche loro non assegnano un
maggior numero di orfani a coppie
omosessuali, sarà difficile convincere
le autorità straniere a farlo. Spesso
le verrebbe chiesto quante siano
le adozioni di coppie omosessuali.
„Finché devo continuare a rispondere
Zero, siamo poco credibili.“
www.tagesspiegel.de/
Italia: Condanna per infezione da
HIV
Una recente sentenza del Tribunale
di Savona ha condannato per lesioni
gravissime un uomo che, pur sapendo
di essere sieropositivo aveva avuto
plurimi e ripetuti rapporti sessuali
con la sua compagna senza usare il
preservativo. La difesa aveva chiesto
l‘assoluzione sostenendo tra l‘altro
che l‘imputato avrebbe informato la
sua compagna del suo stato di salute
a lui stesso noto dal lontano 1986.
Non essendo emerse circostanze
concrete che provassero che la
compagna si era infettata con l‘HIV in
altro modo, il Tribunale ha pronunciato
la condanna specificando che anche
se l‘imputato fosse riuscito a provare
di aver riferito la sua sieropositività
alla sua compagna ciò non avrebbe
fatto venir meno l‘illiceità del suo
comportamento. Infatti, essendo
la salute un diritto individuale di cui
nessuno può validamente disporre,
l‘eventuale consenso del partner
ad avere
rapporti sessuali non
protetti non esime il sieropositivo
da responsabilità penale in caso
di contagio. La sentenza conferma
un indirizzo ormai consolidato della
giurisprudenza italiana.
scienza nei confronti della sessualità
degli animali, e smentiscono le
posizioni di coloro che si ostinano a
sostenere che l‘omosessualità sia
contro natura.
La mostra rimarrà aperta fino al 7
gennaio 2009.
www.museodoria.it
www.altalex.it
Italia: Contro natura?
Al Museo civico di Storia naturale
„Giacomo Doria“ di Genova è stata
inaugurata il 7 ottobre la mostra
„Against nature?“. L‘esposizione
proveniente dal Museo di Storia
naturale dell‘Università di Oslo ed
inserita nel Festival della Scienza
di Genova dedicato quest‘anno
alla
diversità,
mostra
come
l‘omosessualità non sia affatto un
fenomeno umano di degenerazione
culturale, ma è „naturalmente“
presente in molte speci animali. Per
tutti gli animali osservati sia in cattività
che in natura, dai papagalli ai leoni,
dalle scimmie bonobo alle giraffe,
l‘eterosessualità sembra essere
solo uno dei tanti modi di vivere
la sessualità. Gli scienziati hanno
accertato inoltre che l‘omosessualità
non si esprime solo in comportamenti
ludici o comunque limitati al solo atto
sessuale, ma che in molte specie si
verificano vere e proprie relazioni
stabili e monogame tra animali
dello stesso sesso che possono
durare per un‘intera esistenza. I dati
scientifici presentati nella mostra
hanno rivoluzionato l‘approccio della
Canada:
candidato
cristiano
sostiene che i gay debbano essere
uccisi
David Popescu, un fondamentalista
cristiano che si è candidato, come
indipendente, alle elezioni federali
canadesi, è stato invitato lo scorso 29
settembre a un dibattito pre-elettorale
presso una scuola secondaria di
Sudbury. Nel corso dell’evento,
rispondendo a una domanda sui
matrimoni omosessuali, ha sostenuto
che “gli omosessuali dovrebbero
essere
giustiziati”.
L’indomani,
Popescu ha giustificato le proprie
affermazioni affermando che la
sua posizione è la medesima della
Bibbia.
Sulla vicenda è stata avviata
un’inchiesta
dalla
polizia:
le
conclusioni saranno rese note nei
prossimi giorni.
La vicenda pare ancora più
paradossale se si considera che in
Canada il matrimonio tra persone
dello stesso sesso è stato legalizzato
nel 2005 con il Civil Marriage Act.
www.uaar.it
46
Schoolmates
Nato nel 2006 come progetto dell‘
Arcigay di Bologna, Schoolmates
si pone come obiettivo di fornire al
personale scolastico e agli studenti
strumenti e competenze per riuscire
a prevenire o gestire situazioni di
violenza psicologica e fisica nella
scuola, non solo ma soprattutto
contro persone gay e lesbiche o
percepite come tali.
In collaborazione con l‘Ufficio
antidiscriminazione della città di
Vienna, l‘associazione spagnola
Colegas e la Campagna contro
l‘omofobia KPH di Varsavia e con
il sostegno della Commissione
Europea, il progetto si è svolto a
Bologna, Modena e Reggio Emilia
e nelle città di Vienna, Varsavia e
Madrid. Uno degli strumenti nati
nell‘ambito di questo progetto sono
gli opuscoli informativi che saranno
ora distribuiti in Alto Adige in lingua
italiana e tedesca dall‘associazione
Centaurus.
Vorurteile gegenüber homosexuellen Menschen sind leider
auch in Europa weit verbreitet. Auch
im schulischen Bereich werden
dadurch immer wieder Jungen und
Mädchen ausgegrenzt, bedroht,
verletzt und damit in ihrer gesunden
Entwicklung beeinträchtigt. Sogar
LehrerInnen, die gegenüber den
verschiedenen
Möglichkeiten
der
sexuellen
Orientierung
aufgeschlossen wären, wissen oft
nicht, wie mit solchen Situationen
umzugehen ist. Viele sehen sogar
weg oder sind voreingenommen,
was bei den betroffenen
Jugendlichen dazu führt, dass sie
die Verantwortlichen gar nicht mehr
über Übergriffe informieren und sich
damit zusätzlich isolieren.
Il primo manuale si rivolge a
insegnanti e a chi lavora nelle
scuole. Dopo aver fornito le
47
informazioni essenziali relative da
un lato all‘orientamento sessuale
e ai vari modi di vivere la propria
sessualità, dall‘altro al fenomeno del
bullismo che ha come vittime non
solo persone omosessuali, il testo
presenta il progetto Schoolmates
fornendo alle scuole una linea guida
concreta per affrontare fenomeni di
bullismo omofobo.
L‘opuscolo propone piani di lezione
e lavori di gruppo da fare con gli
studenti dell‘istituto scolastico al fine
di far emergere le problematiche
che nascono in un gruppo a causa
di fenomeni di emarginazione o
violenza. Gli insegnanti avranno
quindi a disposizione una serie
di strumenti che li aiuteranno a
rendere consapevoli i loro alunni
dell‘incidenza negativa del bullismo
sulla dinamica di gruppo nelle
classi e lo sviluppo individuale dei
giovani.
Le istruzioni pratiche sono arricchite
di informazioni storico-culturali
sull‘omosessualità e di dati statistici
sul bullismo nelle scuole italiane.
Das Handbuch für StudentInnen
erklärt hingegen den SchülerInnen
in jugendgerechter Sprache,
was Bullying ist und wie es im
Klassenzimmer bekämpft werden
kann. Es wendet sich deshalb
auf der einen Seite an jene
Jugendlichen, die selbst Opfer
von Bullying geworden sind. Ihnen
gibt es praktische Ratschläge und
vermittelt Strategien, wie sie sich
in Zukunft besser zur Wehr setzen
können. Die zweite Zielgruppe
der Broschüre sind hingegen
Jugendliche, die Bullying an ihrer
Schule beobachten, aber nicht
wissen, wie sie sich in solchen
Situationen verhalten sollen. Am
Ende werden schließlich auch
diejenigen angesprochen, die
selbst Bullys in der Klasse sind.
Dabei geht es zwar in erster Linie
um psychische und physische
Gewalt gegen schwule oder
lesbische
SchülerInnen.
Die
Art, wie das Thema aber in den
Broschüren behandelt wird, zeigt,
dass die Strategien für jede Form
von Bullying geeignet sein können.
Denn an die Stelle von Ausgrenzung
derjenigen, die als schwache Opfer
wahrgenommen werden, tritt am
Ende der Respekt vor dem, was
anders ist: das können Ausländer
genauso sein wie Menschen mit
Behinderung oder eben Lesben
und Schwule.
> Jochen Pichler
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48
„Anche questo governo non farà
Die Geschichte von Gustav und Luca geht um die Welt
Berlin, Cordoba, Toronto, New
York, Tel Aviv... 30 italienische
Städte... und Bozen. Nicht
einmal Brad Pitt und Angelina
Jolie würden eine derartige
Promotion-Tour für einen Film auf
sich nehmen. Gustav Hofer und
Luca Ragazzi tun es aber. Seit
der Premiere ihres gemeinsamen
Dokumentarfilms
„Suddenly
Last Winter – Improvvisamente
l’inverno scorso“ im Februar
2008 auf der Berlinale sind sie
Italiens Vertreter, die nur eine
Botschaft an ihre Mitmenschen
in die Welt hinaus tragen:
dass sie sich lieben, seit acht
Jahren zusammenleben, für den
italienischen Staat aber nicht
existieren. Für den gebürtigen
Sarner Gustav Hofer, 32, und
seinen römischen Lebenspartner
Luca, 37, ein Grund mehr
dieses Recht über den Film
einzufordern; zu erklären, warum
in einem europäischen Land
wie Italien die Öffnung der Ehe
oder eine Lebensgemeinschaft
zwischen zwei Frauen oder
Männern
gesetzlich
nicht
vorgesehen ist. Zwei Jahre lang
haben die beiden Journalisten
an ihrem Film gearbeitet, die
erfolglose
Diskussion
über
die Einführung eines GesetzEntwurfes namens Pacs, später
Dico verfolgt, mit Befürwortern
und Gegnern gesprochen und
Passanten,
Kirchenvertreter,
Rechtsradikale und Politiker
interviewt. Herausgekommen ist
ein sehr persönliches Tagebuch
– mal heiter, mal bitter ernst –
das einmal mehr deutlich macht,
dass offen schwules Leben in
der westlichen Welt noch längst
nicht selbstverständlich ist. Das
weiß auch Brad Pitt, der dafür
zwar nicht ein ganzes Jahr mit
einem Film darüber um die
49
Welt reist, sich aber dennoch
(zumindest in Kalifornien) für
die gleichgeschlechtliche Ehe
einbringt. Niemand habe das
Recht, jemand anderem sein
Leben zu verbieten, so sein
Statement.
Unzählige Menschen hat Gustav
Hofers und Luca Ragazzis Film
bereits erreicht – alleine in
Italien waren es über 15.000
Zuschauer. Einige nationale und
internationale Preise wurden
ihnen zuteil, darunter der Preis
der Stiftung Südtiroler Sparkasse
„Bester Dokumentarfilm“ bei den
Bozner Filmtagen im April 2008.
Doch die beiden haben noch
längst nicht ihr Ziel erreicht. Wir
haben Gustav Hofer und Luca
Ragazzi auf ihrer Promotion-Tour
von Zürich nach Rio De Janiero
begleitet.
Gustav, was war die häufigste
Reaktion, die ihr bisher auf den
Film bekommen habt?
Gustav: Am häufigsten wollten die
Menschen ihren Augen nicht trauen.
Jedenfalls im Ausland. Vielen war
nicht bewusst, dass der Vatikan
in der italienischen Innenpolitik
dermaßen mitmischt. Auch die
homophoben Aussagen haben
viele schockiert und manche haben
bereits angekündigt, demnächst
ihre Ferien nicht mehr in Italien
verbringen zu wollen. In Südkorea
haben wir sogar den Grand Prix der
Jury gewonnen, sogar dort wurde
der Film verstanden und im TV
ausgestrahlt.
Hat es auch negative Reaktionen
gegeben?
Gustav: Negative Reaktionen gab
es bisher nur ein Mal. Nach der
Vorführung in Brescia meinte ein
älterer Mann zu Luca, dass er im
Film kein „sich liebendes Paar“
sehen habe können. Luca war sehr
verwirrt. Nach Ende des Abends
haben ihm die Veranstalter gesagt,
dass dieser Herr ein ehemaliger
Priester war. Für alles gibt es also
eine Erklärung.
Luca, il Vostro documentario è
riuscito a promuovere qualcosa
nell‘ambito politico italiano?
Luca: E‘ riuscito forse a creare un
pò di imbarazzo fra i politici che
continuano a ignorarci. Abbiamo
presentato il film a Milano e prima
della proiezione c‘è stato un dibattito
con il ministro Rotondi. Purtroppo si
capiva che parlava in politichese e
che anche questo governo (N.B:
il governo Berlusconi del 2008) e
questo parlamento non farà alcuna
legge.
Cosa dovrà succedere secondo
Voi affinchè una legge simile
ai Dico proposti nell’era Prodi
venga approvata?
Luca: Se Dico fosse stata gestita
meglio dalla stampa avrebbe
anche potuto trovare una propria
strada, invece si è cominciato a
parlare di matrimonio, di adozioni
ecc. All’inizio i sondaggi dicevano
che il 65 per cento degli italiani
era a favore, sopo tutta questa
camapgna giornalistica i favorevoli
erano scesi ai 35 per cento perché
erano spaventati. Ma nella proposta
di legge non si parlava di questo.
Se questa legge venisse riproposta
identica, ma senza retorica e
propaganda, come una cosa che
riconosce dei diritti alle persone,
allora anche gli italiani sarebbero
d’accordo. Voglio dire perché no,
perché solo noi, l‘Austria e la Grecia
non dobbiamo essere pronti?
Se ci pensi è un paradosso, per la
storia che hanno, che l‘Italia, l‘Austria
e la Grecia, siano gli unici paesi
alcuna legge“
senza questa legge, forse perché
continuiamo a guardare indietro, a
farci belli del nostro passato e non
siamo capaci di guardare avanti.
Gustav:
Unserer
Meinung
nach braucht es auch noch
mehr Aufklärungsarbeit in der
Öffentlichkeit. Leider bilden sich
viele Bürger nicht ihr eigene
Meinung und glauben, dass nur
das, was sie in den Medien hören
und lesen, Gültigkeit habe. Italien
müsste die europäische Direktive
einhalten. Es gibt vom Europäischen
Parlament eine Direktive, die jedes
Mitgliedsland beauftragt ein Gesetz
einzuführen. Jene Länder, die
diesem Auftrag noch nicht gefolgt
sind, sind Italien, Griechenland und
Österreich.
Quali saranno i Vostri prossimi
passi a favore di una legge contro
l‘omofobia?
Luca: Continuiamo a presentare
il film, a creare dibattiti e cercare
di portare l‘attenzione mediatica
a questo tema. A Gennaio 2009
uscirà il DVD con il libro dove una
bella parte sarà dedicata anche
al tema dell‘omofobia in Italia. Sul
nostro sito www.improvvisamentelin
vernoscorso.it aggiorniamo sempre
gli atti omofobi che continuano a
succedere.
Gustav, du bist einer der wenigen
geouteten Südtiroler. Wie geht
Deine Familie, die in Luttach im
Ahrntal daheim ist, damit um?
Gustav (lacht): Die Frage habe ich
auch meinem Vater gestellt und er
hat gesagt, dass er selbst froh ist
über diesen Film. Denn endlich
werden Fragen, ob sein Sohn, der
in Rom lebt, verheiratet ist oder
Kinder hat – solche Fragen wird
es in Zukunft nicht mehr geben.
Ich muss sagen: Meine Familie hat
den Film schon vor der offiziellen
Präsentation gemocht und uns für
den Mut gratuliert, den wir hatten.
Was habt ihr in Eurem Leben
noch vor? Umzug? Auswandern?
Heiraten? Oder Globetrotter
bleiben?
Gustav: Wenn wir das wüssten!
Die nächsten Monate werden wir
ständig auf Achse sein. Wir wollen
das Land noch nicht verlassen, da
wir noch hoffen, Dinge verändern zu
können. Und irgendwann werden
wir auch in Italien heiraten.
> Stefan Windegger
50
KINO
CINEMA
Khastegi (Tedium)
Iran, 2008,
Motemedian
51
76
minuti,
regia:
Bahman
Era l’opera prima „Khastegi“
(Tedium) del regista iraniano
Bahman Motamedian, uno dei
due film sorpresa che sono stati
presentati nella sezione Orizzonti
della 65. Mostra Internazionale d‘Arte
Cinematografica di Venezia 2008. Ed
è diventato un successo tra i cinofili.
Tra fiction e documentario, l’opera
racconta la storia di sette transessuali
di Teheran, sei ragazzi con il desiderio
di diventare donne ed una ragazza
con l’anima e l’energia di un ragazzo.
L’incompatibilità tra la loro identità
interiore ed il loro corpo viene ritratta
sullo schermo mettendo in evidenza il
duro rapporto con le radici tradizionali
della società iraniana. Il regista
Bahman Motemedian mette in scena
la solitudine dei suoi personaggi,
non accettati neanche dalle loro
stesse famiglie, con uno stile che
annulla il confine tra fiction e realtà.
Le vicende dei sette personaggi si
intrecciano in un racconto che mira
a farsi specchio della dura verità del
paese mediorientale e che dunque
trascende la tematica principale
per proporre un discorso più ampio
sull’integralismo religioso ed il
tradizionalismo dell’Iran.
Il risultato finale però non raggiunge il
livello di pura denuncia. Il film infatti si
limita a raccontare e a rappresentare,
non esplicitando la critica culturale
ma lasciandola immanente elemento
sotterraneo della realtà cristallizzata
sullo schermo. L’autore si focalizza
sull’interiorità
dei
personaggi
permettendogli tra l’altro di confessare
in macchina i loro dissapori e la loro
tristezza, il loro desiderio di scappare
da una vita che non sentono propria.
L’aspetto più convincente ai critici
dell’opera è la costruzione del
racconto in capitoli. Questa struttura
infatti, pur assegnando ad ognuno di
essi il compito di focalizzarsi su una
storia nello specifico, non spezza la
narrazione in parti a sé stanti, ma
interseca continuamente le diverse
vicende dei personaggi ottenendo un
risultato compatto che fa confluire le
storie in un discorso unitario. Ciò che
invece rappresenta l’aspetto negativo
del film è una certa ripetitività delle
situazioni che poteva essere evitata
diminuendo la durata con qualche
taglio, soprattutto nella parte finale.
“Khastegi” rimane comunque un
lavoro importante e coraggioso su un
tema ostico, un film che possiede forza
politica ed un’attenta sensibilità.
Il regista Motamedian: “Fare un film
sui transessuali e sui problemi che
devono affrontare in Iran è stato
tutt’altro che facile. Più mi accorgevo
che mi stavo allontanando dal
mio ruolo di regista per assumere
quello di chi si unisce alla lotta dei
protagonisti, più capivo che la mia
stava diventando una sorta di sfida;
al tempo stesso, però, dovevo stare
attento a non cadere nella trappola
degli slogan politici del momento e
riuscire inoltre a mettere in evidenza
gli aspetti pluridimensionali e mutevoli
della società in cui vivo con tutti i
suoi fenomeni. In particolare volevo
mostrare
l’atteggiamento
della
società iraniana nei confronti dei
transessuali, cosa non semplice vista
la cultura profondamente tradizionale
del paese. Khastegi è un film sulla
“nostra identità” nel senso più ampio
del termine”.
Allo stesso Festival di Venezia, è
stato assegnato a “Khastegi” il premio
Brian, il premio degli atei italiani per
il film che più degli altri porta i valori
del laicismo sul grande schermo, un
premio che il regista però non poteva
apprezzare. La motivazione del
rifiuto, da parte del regista, è: ”Il mio
film e lo scopo del mio film non ha
nulla a che fare con la religione”. Non
poteva gradire nel suo curriculum la
menzione di un premio assegnato da
una associazione di atei non solo per
sottrarsi a sanguinarie fatwa, ma più
semplicemente per evitare ritorsioni
in termini di censura o difficoltà
nella sua ulteriore carriera in termini
di accesso alla distribuzione e alla
produzione.
Una decisione, che ha suscitato
polemiche. Ma resta comunque il
coraggio del regista di aver fatto un
film del genere.
XXY
Argentinien, 2007, 87 Minuten, Regie:Lucía
Puenzo, Drehbuch: Lucía Puenzo (nach
Cinismo, Kurzgeschichte von Sergio Bizzio),
DarstellerInnen: Inés Efron, Ricardo Darín,
Valeria Bertuccelli,Martín Piroyansky
Alex‘ Eltern sind von Argentinien an
die Küste von Uruguay gezogen.
Grund dafür war nicht nur Flucht
vor der Großstadt und Naturliebe.
Der Hauptgrund war ihr Kind Alex,
das vor Diskriminierung geschützt
werden soll, dem sie eine halbwegs
„normale“ Kindheit ermöglichen
wollten. Doch nun ist Alex 15 Jahre
alt und will ihr Leben in die Hand
nehmen.
Scheinbar zufällig lädt Alex‘ Mutter
Freunde aus Argentinien ein: einen
Chirurgen mit seiner Frau und
Teenager-Sohn Álvaro. Der Zweck
des Besuchs, welcher Alex und
ihrem Vater zunächst verheimlicht
wird, ist es, die Möglichkeiten einer
Operation zu diskutieren. Gleich bei
ihrer ersten Begegnung verblüfft
Alex den schüchternen Alvaro mit
ihrer provozierenden Art. Sie sehe
ihm an, dass er gerade gewichst
habe und ob er mit ihr vögeln wolle,
fragt sie ihn mit einem lauernden
Lächeln. Alvaro reagiert sprachlos
auf die Anmache, doch der
Anziehungskraft des rätselhaften
Mädchens, das sich so offensiv wie
scheu verhält, kann er sich nicht
entziehen. Erst allmählich merkt
Alvaro, dass Alex’ herausforderndes
Verhalten ihr Schutz ist. Denn Alex
entspricht nicht der Norm. Sie ist
intersexuell, besitzt männliche und
weibliche
Geschlechtsmerkmale.
Eine Laune der Natur, die gleich
nach der Geburt operativ hätte
korrigiert werden können. Doch
ihre Eltern wollten das nicht, sind
stattdessen vor dem Gerede und
den wohlmeinenden Ratschlägen
ans Meer geflohen. Doch mit
15 scheint eine Entscheidung
notwendig, auch weil Alex aufgehört
hat, die Medikamente zu nehmen,
die ihre männliche Seite bisher
unterdrückten. Soll aus Alex nun ein
Mann oder eine Frau werden?
Da aber Alvaro selbst auf der Suche
nach seiner sexuellen Identität ist
und sich peu à peu als tendenziell
schwul entpuppt, bekommt die
Liebe unerwartet doch eine Chance
– auch wenn Álvaros Vater vorerst
erleichtert ist, nachdem er hört, dass
sein Sohn Alex attraktiv findet; er war
besorgt, dass Álvaro homosexuell
sein könnte.
Am Ende des Films über diese
schmerzhafte Identitätssuche,
als Alex’ Vater ihr sagt, dass nur
sie entscheiden könne, wie sie
weiterleben will, antwortet Alex:
«Und wenn es gar nichts zu
entscheiden gibt?» Ein Satz, in dem
der Aufbruch in ein selbstbestimmtes
Leben anklingt. Die argentinische
Regisseurin Lucia Puenzo hat aus
dem ungewöhnlichen Schicksal
ihrer mit der androgynen Inés
Efron ideal besetzten Protagonistin
ein bewegendes Pubertätsdrama
gemacht,fürdassielangerecherchiert
hat und in dem sie weit über eine
bloße Tolerierung des „Anderen“,
der reinen Existenzanerkennung von
Intersexualität hinausgehen will.
Regisseurin Puenzo: „Es reicht
nicht, dafür einzutreten, dass jeder
in seiner physischen Ganzheit und
sexuellen Orientierung zu achten ist.
Es muss jedem Menschen das Recht
eingeräumt werden, über seinen
Körper und seine Identität selbst zu
entscheiden. Der Film unterstreicht,
dass gleich wer von einem Körper
angezogen werden kann wie ihn Alex
hat. Einer meiner Lieblingsdichter
hat einmal geschrieben: „Wir wollen
nicht respektiert werden, wir wollen
begehrt werden.“ Die Suche nach
der sexuellen wie jeder anderen
Identität ist von größter Bedeutung
im Leben jedes einzelnen.“
XXY hat zahlreiche positive Kritiken
undPreiseerhalten.Besondersgelobt
wurde „XXY“ nicht nur wegen der
sehr gut besetzten DarstellerInnen,
der berührenden Geschichte und den
Landschaftsaufnahmen,
sondern
auch wegen der Kameraführung,
die die Atmosphäre aus Distanz
und Kälte unterstreicht, indem sie
die Geschichte in ein diffuses blaugraues Licht taucht.
52
Men in the Alps
Die Geschichte hinter dem Kalender
Seit 2006 erscheint heuer bereits
zum vierten Mal der MännererotikKalender MEN IN THE ALPS. Was
als Hobbyprojekt unter Freunden
begonnen hat, ist spätestens mit
der Edition für 2009 zu einem
professionellen
Unternehmen
geworden, das an künstlerischer
und grafischer Qualität anderen
Fotokalendern in nichts nachsteht.
Was sich in diesen Jahren nicht
geändert hat, ist die Begeisterung,
mit der die freiwilligen Mitarbeiter
bei der Sache sind, und der gute
Zweck, für den der Verkaufserlös
regelmäßig bestimmt ist. Der
gesamte durch den Verkauf
des Kalenders erzielte Preis
geht nämlich an gemeinnützige
Einrichtungen.
Zu Beginn des Projektes wurde
das Haus Emmaus gefördert, in
dem AIDS-Kranke betreut wurden,
bis dessen Trägerverein Caritas
laut Insidern nicht mehr mit der auf
dem Kalender gezeigten nackten
Haut in Verbindung gebracht
werden wollte. Ein weiterer Teil
des Geldes geht an die AIDS-Hilfe
Pro Positiv, die sich für Aufklärung
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über AIDS und Vorbeugung gegen
HIV-Infektionen einsetzt. Nach
dem Ausstieg der Caritas wird der
andere Teil des Netto-Erlöses an
den Verein DEBRA weitergeleitet,
der sich um Kinder kümmert, die an
der extrem seltenen Hautkrankheit
Epidermolysis bulosa leiden (sog.
Schmetterlingskinder). Insgesamt
konnten bis heute beinahe 20.000
Euro an diese drei Einrichtungen
gespendet werden.
Dies ist nur möglich, weil alle
Mitarbeiter vom Fotografen zum
Organisator auf eine Entlohnung für
ihren Einsatz verzichten, genauso
wie die Models keine Gage erhalten.
Vom Verkaufspreis werden lediglich
der Druck und die Versandkosten
bezahlt, während der Hauptbetrag
als Spende an die oben genannten
Südtiroler Organisationen geht.
Sowohl auf der Homepage von MEN
IN THE ALPS als auch auf jenen
der geförderten Vereine kann jeder
nachlesen, wie viele Spendengelder
in den vergangenen Jahren verteilt
worden sind und für welche konkreten
Projekte oder Maßnahmen die
begünstigten Organisationen das
Geld dann eingesetzt haben. Diese
Transparenz spricht ebenfalls für
das Projekt und ist im Non-ProfitBereich leider nicht immer so
selbstverständlich.
Inzwischen ist aus der lockeren
Gruppe
von
fotobegeisterten
Freunden ein gemeinnütziger Verein
geworden, was einerseits eine
größere Verantwortung gegenüber
den Spendenbegünstigten bedeutet,
andererseits aber den Weg in die
Professionalität weiterführt, der
auch auf künstlerischer Ebene
bereits eingeschlagen worden ist.
Dass der Spaß an der Arbeit und
die Freude am guten Zweck aber
unter der Professionalisierung nicht
gelitten haben, beweisen nicht nur
die Kalenderfotos selbst. Auch ein
Blick hinter die Kulissen zeigt, dass
Macher und Models das Lachen
nicht verlernt haben.
Die Models selbst sind weiterhin
junge Männer aus Südtirol und dem
ganzen oberitalienischen Raum, die
über Mundpropaganda oder über die
Website auf das Projekt gestoßen
sind. Jeweils mehr als vierzig
haben sich in den letzten beiden
Jahren um ein Shooting beworben.
Die
zwölf
interessantesten
davon finden sich dann auf den
Monatsblättern des Kalenders
wieder. Die Ausgabe für 2009 hat
dabei ein besonderes Augenmerk
nicht nur auf traditionelle Berufe
gelegt, sondern zeigt die Männer
immer wieder an charakteristischen
Orten der Südtiroler Landschaft.
Da der Kalender immer öfter
auch im Ausland auf Interesse
stößt, machen die erotischen
Männerfotos als angenehmen
Nebeneffekt auch noch Werbung für
Südtirol als landschaftlich reizvolle
und gesellschaftlich weltoffene
Reisedestination.
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